Utsunomiya 1

In Utsunomiya haben wir in den beiden folgenden Tagen noch weitere Sehenswürdigkeiten erkundet. Diese stehen auch in der Touristenbroschüre (im Reiseführer taucht die Stadt nicht auf…), die man in der lokalen Info erhält. Aber Thom hat natürlich sorgfältig vorrecherchiert. Auf unserer Liste zuoberst standen dann natürlich auch drei Museen. Mal sehen, was zu schaffen war.

Zuerst einmal stiessen wir vor dem Hoteleingang auf eine dichte Menschenmenge und jede Menge lokaler Maskottchen. Es war die 84. japanische Städtekonferenz gleich im Konferenzzentrum gegenüber, und Utsunomiya warb für sich als «Super Smart City» – was auch immer das heissen mag. Jedenfalls strömten städtische Angestellte aus ganz Japan zu den Eingängen, und es wurden fleissig Selfies mit den lokalen Maskottchen geknipst.

Den Ausflug zum «Utsunomia Museum of Art», dem städtischen Kunstmuseum, machten wir mit dem Velo. Wegen des Taifuns Nr. 22, der am selben Tag über die japanische Insel Hachijō-jima  hinwegzog und einige Verwüstungen anrichtete, war es bewölkt und ziemlich stürmisch, aber es blieb trocken.

Die Kunst wurde, wie so viele Kunstmuseen in Japan, wieder mal fernab des Zentrums auf einem Berg hinter der Universität platziert. So kamen wir recht ins Schwitzen, bis wir dort waren. Zufällig verirrt sich dort wohl eher niemand hin…

Leider gab es nur eine kleine Auswahl aus der Sammlung zu sehen (die Sonderausstellung würde erst am Wochenende öffnen). An diesem Wochentag gegen Mittag waren auch nur eine Handvoll Besucher:innen (inklusive uns) dort. Also waren wir ziemlich rasch durch damit und widmeten uns dem nächsten Punkt, den «Nagaoka Burial Caves». Diese lagen schräg unterhalb des Hügels, auf dem wir uns befanden, und wir wählten die von Google vorgeschlagene Route, die sich dann allerdings als unbefestigte Waldstrasse entpuppte. Sie endete auf einem steilen, grob mit Oya-Stein gepflastertem Stück, wo wir ziemlich aufpassen mussten, um mit unseren Birdys nicht abzurutschen. Danach ging es zum Glück eine asphaltierte kleine Strasse weiter.

Die Grabhöhlen aus der Kofun-Zeit liegen ohne besonderen Schutz neben der schmalen Strasse mit Wohnhäusern und kleineren Feldern davor. Jedoch führt ca.40 Meter dahinter leider noch eine vierspurige Schnellstrasse vorbei. Eine schlichte Tafel weisst auf die Höhlen hin, davor hat der Hausbesitzer stoisch sein Feld bestellt. Der Salat und die Höhlen gaben noch einen spannenden Kontrast. 😉

So war auch diese Besichtigung schnell erledigt, und es ging weiter. Die Orientierung mit Hilfe von Google Maps offline funktioniert in Japan überraschend gut, es wird auch ohne Verbindung alles angezeigt. Wieso ist mir noch ein Rätsel.

Die ausgesuchte Strasse in Richtung unseres nächsten Ziels war dann eine Überraschung. Sie war von sehr alten, schönen Bäumen gesäumt, und links und rechts befanden sich noch einzelne alte Läden bzw. die Reste einer alten langen Ladenstrasse. Wie bereits vermutet handelte es sich um die alte historische Strasse nach Nikko, das bald nach der dortigen Errichtung des Tōshōgū-Schreins ab Mitte des 17. Jh. ein Pilgerort geworden war.  Schön, dass wir sie so zufällig gefunden haben.

Den Besuch des «Four Seasons Bamboo Forest Wakayama Farm» hatten wir ursprünglich nicht auf unserer Liste. Aber es lag in relativer Nähe unserer ersten beiden Objekte, also gliederten wir ihn noch spontan in unsere Tour ein. Auf der Farm werden vier verschiedene Sorten Bambus angebaut und verarbeitet. Bambus ist eine tolle Pflanze, die von der Wurzel bis zur obersten Blattspitze verarbeitet werden kann. Im kleinen Museum erfährt man einige Details und kann auch künstlerische Objekte bewundern. Und natürlich führt dann ein Spaziergang durch den grossen Bambushain.

Die Farm baut jedoch auch Esskastanien an, und jetzt war Erntezeit!

Japanische Esskastanien/Maroni sind fast doppelt so gross wie die europäischen, und man bereitet daraus viele schöne Köstlichkeiten, primär Süssigkeiten zu: Mit Kastanien gefüllte Törtchen, Kastanieneis, Vermicelles (die viel dünner sind als in der Schweiz), Pasten, etc. Und natürlich mussten wir da im kleinen Shop was zum Probieren mitnehmen.

Es war nun Nachmittag geworden, und wir machten uns langsam wieder auf den Rückweg in die Stadt, wieder irgendwo durch Strassen, in denen sich kein grösserer Verkehr tummelte. Und siehe da, der nächste Stopp folgte zwei, drei Kilometer später, also wir vor einem Heimwerkermarkt standen. Dem «Home Center Kanseki», eine eher lokalere Kette,  mussten wir natürlich einen Besuch abstatten, auch aus praktischen Gründen.

Japanische Heim(werker)märkte sind etwas anders bestückt als bei uns. Neben dem klassischen Heimwerkerbedarf gibt es zahlreiche Haushaltswaren, Elektrogeräte, Kleinmöbel, aber auch Drogerieartikel. Grössere Läden haben auch noch Sportartikel und -kleidung im Angebot. Es variiert auch entsprechend Firma oder Grösse des Ladens.

Dass bald der kalte Winter naht, erkennt man z.B. an den aktuellen Präsentationen von Kerosinöfen, dicken Wolldecken, «Kotatsus» (japanischer Tisch mit Wärmefunktion) und natürlich Kanister für das Kerosin. Und darf es auch noch eine spezielle Pumpe für die Befüllung des Ofens sein? Da gibt es mehr Auswahl, als einem bewusst ist. 😉

Den tatamiartigen Bodenbelag in diversen Grössen würde ich mir für unser Gartenhäuschen wünschen. Hygienemasken gibt es in sehr viel zahlreicheren Varianten und Farben als bei uns. Überhaupt tragen bereits jetzt viele Leute Masken.

 

Der Heimtierbedarf ist dann nochmals was für sich. Neben Regalen voller diverser Futter fallen insbesondere die «Hygieneartikel» für Hund und Katze auf. Entweder als saugfähige Unterlage in der passenden Grösse fürs Körbchen oder auch als Windel oder Höschen fürs Tier. Beides für Indoor, denn einen Pudel in Pampers habe ich noch nicht auf der Strasse gesehen.🤔

Ins klassische Sortiment gehört natürlich auch das Gartenzubehör mit allem drum und dran. Da sind wir in unserem Element. Thom kaufte auf Vorrat die speziellen Japan-Tütchen zum Einpacken von Obst während der Reifung. Mit diesen hatten wir es nach langen Jahren endlich geschafft, unseren Holunder durchzubringen. Auch Samen hätten wir gerne gekauft, aber momentan gab es leider nur die saisonalen Sorten und nichts, was im Frühjahr ausgesät werden kann. Schade. Da müssen wir eben nochmals im Frühjahr wiederkommen. 😉

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