Wakayama – Matsuyama – Reisetag (18.3.24)

Nach fast achteinhalb Jahren waren wir sehr gespannt auf das Wiedersehen mit unserer Herzensstadt Matsuyama auf Shikoku. Zudem freuten wir uns auf das spezielle Reiseerlebnis ab Wakayama.

Pünktlich um 7:40 Uhr bestiegen wir den Zug zum Nankai-Ferry-Terminal, der eine besonders hübsche Dekoration aufweist: Aussen mit imitierten Schuppen, innen eine Art Piratenhöhle mit Halteringen in Fischform. Sehr originell. Solche Zugsgestaltungen sind in Japan häufig, es steckt immer ein besonderes Motiv oder Thema dahinter, was sich aber leider nicht immer erschliesst.

Am Terminal angekommen hiess es – wie vorausgesehen – die ersten 200 Meter erst mal Gepäck schleppen, aber den Rest des Weges gab es zum Glück das Laufband. Im Mini-Check-In-Bereich versammelten sich dann die ca. 20 Fusspassagiere. Die restlichen waren dann Auto-, Lastwagen- und Motorradfahrer, die unten ins Parkdeck fuhren und von dort in das Aufenthaltsdeck kamen.

Das Wetter war klar, die See war ruhig, das Schiff legte ab und nahm Kurs auf Tokushima, der östlichsten Stadt auf der kleinsten der japanischen Hauptinseln, Shikoku. Thom und ich hatten einen Platz mit Tisch ergattert, auf der anderen Seite gab es noch eine flugzeugähnliche Bestuhlung. Dazu kommt in japanischen Schiffen ein Tatami-Bereich, sprich eine grosszügige, manchmal auch nur mit Teppich ausgelegte Fläche, auf der man sich ohne Schuhe gemütlich ausbreiten, sitzen oder liegen kann.

Die zwei Stunden Fahrt vergingen schnell, und bei Sichtung der Naruto-Brücke zwischen Awajishima und Shikoku konnte man langsam ans Einpacken denken. Über diese Brücke mit den berühmten Meeresstrudeln unterhalb waren wir im November 2015 gefahren (siehe Blogbeitrag). Nun durften wir sie aus der Ferne nochmals anschauen (und beim Hinflug auch schon aus der Luft 😉).

Die Mehrzahl der Fusspassagiere wartete nach dem Ausstieg in Tokushima auf den Bus an der Haltestelle direkt vor dem Terminal. Wieder einmal war es etwas peinlich mit unserem vielen Gepäck, zumal der Bus zum Bahnhof quer durch die Stadt fuhr und noch ziemlich viele Fahrgäste zustiegen. Trotz hohem Verkehrsaufkommen erreichten wir pünktlich den Bahnhof, konnten mit unseren vorher gekauften Fahrscheinen gleich aufs Gleis, und bereits eine Viertelstunde später waren wir auf dem Weg nach Takamatsu, der Hauptstadt der Präfektur Kagawa.

In Takamatsu hatten wir einen genügend langen Aufenthalt für den Gleiswechsel, bevor es im Anschlusszug mit dem klangvollen Namen «Shiokaze» weiterging. Dieser Teil der Strecke war mit 2 h 20 min doppelt so lang, aber beim aus dem Fenster schauen bzw. Blogbeiträge schreiben verging auch diese Zeit ruckzuck. Sogar ein, zwei Schnappschüsse aus dem dahinbrausenden Zug waren möglich.

Pünktlich wie die japanische Eisenbahn zu sein pflegt, erreichten wir Matsuyama um 15:17 Uhr. Auf den ersten Blick hatte sich am Bahnhof kaum etwas verändert, das Gebäude war unverändert. Wie in alten Zeiten schleppten wir auch wieder unser Gepäck durch die Unterführung zur Strassenbahnhaltestelle und warteten auf das Tram in Richtung Dogo-Onsen. Ein gutes Gefühl, sich nach über 8 Jahren noch auszukennen.

Nochmals folgte das peinliche Gepäckmoment in der vollgestopften Strassenbahn, aber zum Glück stieg die Mehrzahl der Fahrgäste auch an der Haltestelle «Ōkaido» aus. Die grosse Einkaufspassage ist – neben dem Matsuyama-Stadtbahnhof – ein weiteres Zentrum der Stadt.

Bis zu unserem Hotelappartement war es nun nicht mehr weit. Dieses liegt eine Querstrasse hinter der überdachten Passage und – wie wir schon wussten – im Amüsierviertel der Stadt. Für uns wie eine Rückkehr ins Niederdorf, aber leider war das nicht zu vermeiden gewesen. Wie befürchtet ging unser Appartement auch noch direkt zur Strasse hinaus, und uns gegenüber lag eine der angesagtesten Restaurant-Bar der Stadt. Frustrierend.

Aber es hatte in Matsuyama schlicht keine andere Appartement-Möglichkeit gegeben, Thom hatte lange recherchiert, und trotz einiger Bedenken hatten wir uns dafür entscheiden müssen. Letztendlich war es dann auszuhalten, und da alles ganz neu, ordentlich und gepflegt war, und überdies superzentral lag, haben wir uns die zehn Tage doch noch wohl darin gefühlt.

Nach der Erstsichtung zogen wir umgehend wieder los auf Einkaufstour. Ein Matsuyama-Aufenthalt ist zwingend verbunden mit der Zubereitung des eigenen Frühstücks, und dazu brauchte es die Zutaten. Unsere Freundin Ikuko-san hatte uns bereits mitgeteilt, dass es im nahegelegenen Kaufhaus Mitsukoshi (direkt an der Ōkaido) neu einen Lebensmittel-Coop gibt. Und ruckzuck hatten wir unser Einkaufskörbe mit allen notwendigen Köstlichkeiten voll: Grüntee, Reis, Tofu, Natto, Tsukemono, gekochte Gemüse, Algen, Fisch, Fischflocken, Sojasauce, Japan-Kohl für den Salat sowie das feine Sesamdressing dazu.

Dann schnell zum Elektroladen EDI-on, um den billigsten Reiskocher zu kaufen, denn ärgerlicherweise war im Appartement keiner vorhanden. Zudem fehlte auch eine Teekanne. Zum Glück wussten wir, wo die Geschäfte waren und konnten mit unseren Velos rasch hin- und wieder zurückflitzen. Denn wir mussten uns beeilen: Um 19 Uhr waren wir bereits verabredet mit unseren Zürcher Freunden Marie und Fred, die von Tokyo nach Matsuyama gekommen waren.

Wir fanden ein gemütliches, kleines Izakaya im Matsuyama-Niederdorf, und dank Marie war es dann auch ein Leichtes, die ansonsten für uns unlesbare Speisekarte abzuarbeiten und verschiedene Köstlichkeiten auszuprobieren. Denn die Entzifferung des Menüs ist und bleibt auch nach über 15 Jahren Japanisch-Lernens immer noch eine der grössten Herausforderungen.

Mit Marie und Fred würden wir die nächsten beiden Tage etwas unternehmen. Zudem hatten wir bereits Verabredungen mit unseren Lehrerinnen Ikuko- und Inoue-san, sowie eine gemeinsame Wochenendausfahrt mit beiden zusammen. Die zehn Matsuyama-Tage würden wie im Flug vergehen.

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