Samstag, den 11.10. nahmen wir Abschied von Utsunomiya und es ging auf zu unserer nächsten Station Hirosaki, ganz im Norden Tohokus, in der Präfektur Aomori.
Wir hatten der Stadt bereits im Sommer 2012 einen kurzen Besuch abgestattet. So war es Zeit, mal wieder nach dem Rechten zu sehen. Zumal es in der Umgebung von Hirosaki auch noch viel zu sehen gibt. Davon aber später.
Utsunomiya verabschiedete uns mit Regenwetter. Zuerst einmal holten wir nach dem Check-out aus dem Hotel unsere Velos aus ihrem freundlichen Depot, packten sie in ihre Taschen und gönnten uns wie üblich den täglichen Koffein-Schub bei Starbucks Japan am Bahnhof (klingt schlimm ,schmeckt aber viiel besser als in der Schweiz oder Deutschland).

Am Bahnhof war unglaublich viel los, und wir wunderten uns etwas, da wir so viel Volk nicht ganz erwartet hatten. Spätestens auf dem Bahnsteig, wo ein vollbesetzter Shinkansen dem nächsten folgte, dämmerte uns, dass wir etwas Entscheidendes übersehen hatten: In Japan war am nächsten Montag, den 13.10., ein Feiertag. Somit fuhr also gefühlt halb Tōkyō (das wären 6 Millionen Menschen) ins lange Wochenende. Suboptimal.

Der «Tag des Sports» findet immer am zweiten Montag im Oktober statt. Er erinnert an den Eröffnungstag der japanischen Sommerspiele von 1964 in Tōkyō und steht heute für die Förderung des täglichen Sports und der Bewegung sowie der Gesundheit und eines gesunden Lebensstils.
Unsere Tickets hatten wir zwei Tage vorher gekauft. Der Bahnbeamte hatte sich dazu nicht geäussert (oder ich habe ihn nicht gut verstanden). Bislang hatten wir die japanischen Feiertage nicht so auf dem Peiler (bis auf Neujahr oder Obon im Sommer), somit sind uns diese noch immer etwas ein Rätsel.
In Japan gibt es 16 (!) offizielle Feiertage, mehr als in allen anderen Ländern weltweit. Betriebliche Ferien sind eher kurz bemessen, zudem gilt es auch als unschicklich, alles voll zu beziehen. Somit dienen die vielen Feiertage auch der Legitimation, das alle mal guten Gewissens Kurz-Ferien machen dürfen.
Und die Besonderheit: Falls diese Feiertage auf einen Sonntag fallen, wird der darauffolgende Montag zu einem freien Tag. Solch eine grosszügige Geste würde ich mir gelegentlich auch in der Schweiz wünschen. 😉
In diesem Trubel waren wir mit unserem Schwergepäck nun mittenmang drin. Zu spät, schwerer Planungsfehler, Lesson Learned.

Theoretisch hätten wir in jeden Shinkansen einsteigen können. Praktisch war es ein fast aussichtsloses Unterfangen, dort hineinzukommen. Noch nie hatten wir bislang Personen im Shinkansen stehen sehen. Zudem hatte es in Tōkyō noch ein Problem gegeben und es gab massive Verspätungen auf der Strecke. Auf Nachfrage erklärte uns eine junge Frau die Ansagen, die wir nicht verstanden hatten. Sie kam dann in «unseren» Zug gerade noch hinein. Wir guckten ihm ratlos hinterher, aber wir schafften es dann in den hinterletzten Wage des nächstfolgenden Zuges, und dort war sogar noch Platz in der Gepäckablage (eine Neuerung in Japan) für Koffer und Birdys. Glück gehabt! Und über unseren Stehplatz bis Sendai waren wir noch so froh.

In Sendai klappte dann grade noch unser Anschluss im ursprünglich gebuchten «Hayabusa»-Shinkansen, und nach dem Umstieg in Shin-Aomori war dann plötzlich alles friedlich. Der Lokalzug, der uns nach Hirosaki brachte, war kaum belegt und es gab viel Platz für uns.

Beim Hotel-Check-in im Dormy Inn Hirosaki (unsere zweite Lieblings-Hotelkette) wurden wir dann aber wieder von der Realität eingeholt. Denn dort stauten sich die Autos derer, die mit dem Vierrad angereist waren. Das Hotel war restlos ausgebucht, und dazu auch die örtlichen Restaurants. Uff. Wir hatten nun einen Eindruck, wie es in der berühmt-berüchtigten Golden Week (Ende April-Anfang Mai) zugehen muss. Und es erklärt jetzt, warum Thom teilweise Schwierigkeiten hatte, in manchen Hotels noch ein Zimmer reservieren zu können. Das mit den Feiertagen werden wir jetzt also künftig sehr genau kontrollieren.
