Ausflug Norikura Kogen

Für die zentralen Sehenswürdigkeiten in Matsumoto genügt eigentlich ein Tag – sofern man ein Velo hat. Das beschleunigt das Durchschnitts-Touristenprogramm enorm. Also war am Sonntag Ausflug angesagt. Mit Zug und Bus hoch ins Bergland.

Nicht dass uns plötzlich das Heimweh nach der Höhe gepackt hätte. Nein, wir wollen einfach wissen, wie es so in den hiesigen ‚Alpen‘ aussieht. Und schliesslich ist Matsumoto die Partnerstadt von Grindelwald, da ist man als in der Schweiz Lebende(r) ja fast zu einem Bergbesuch verpflichtet. Als Ziel haben wir uns Norikura Kogen ausgesucht, ein Plateau vor den höchsten Bergen der hiesigen Alpen. Im Winter selbstverständlich ein Skigebiet, im Sommer ein Erholungsplatz für hitzegeplagte Wochenendausflügler aus Tokyo und Nagoya.

Zuerst ging es mit einem gemütlichen Lokalbähnchen nach Shin-Shimashima (新縞々), dem Ausgangspunkt aller Wanderfreudigen am Taleingang. Dort stiegen wir in den Bus nach Norikura.

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Ein anderes interessantes Ziel wäre Kamikochi gewesen. Nun, wir haben uns diesmal halt für diese Richtung entschieden. Bus und Zug waren am Sonntag natürlich gespickt mit Wanderern, wie zuhause. Und dabei waren wir um 10 Uhr peinlich spät dran. Wie mag das wohl einige Stunden zuvor gewesen sein??

Der Bus schraubte sich auf einer abenteuerlich kurvigen Strasse, entlang eines grossen Stausees und durch ziemlich viele Tunnel. Diese würden vermutlich keine Gnade vor Brandschutzexpertin Moni, Thom’s Schwester finden: Zwei enge Fahrbahnen, auf der zwei Busse grade mal knapp aneinander vorbei passten, keine Fluchtwege, kein Rauchabzug … Man sieht, wir sind etwas sensibilisiert für dieses Thema. 🙂 Die Tunnel sind wohl damals zur Errichtung des Mehrfachstausees (ähnlich Grimsel-Stausee) gebaut worden, nun führen sie halt auch in die Skigebiete.

Norikura, auf ca. 1500 m Höhe liegend, ist ein über einige Kilometer langgezogener, locker angesiedelter Ort. Es gibt viele Unterkunftsmöglichkeiten, Restaurants und Shops, doch wir hatten den Eindruck, dass es momentan ziemlich ausgestorben war. Offenbar ist die wirkliche Saison eben im Winter. Den nächsten Bus hoch auf die höchsten Gipfel (nach dem Vulkan Fuji mit über 3000 Metern immerhin die zweithöchsten Japans) schenkten wir uns, denn wir wollten lieber etwas spazieren gehen – Wandern wäre ein etwas übertriebener Ausdruck dafür.

So liefen wir gemütlich um einen kleinen Teich, bewunderten einen komisch gewachsenen Baum und einen Wasserfall, und waren nach knapp 1 1/2 Stunden zurück im Ortszentrum.

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Zu Mittag gab es wieder mal eine Portion kalte Soba-Nudeln, und nachdem sich das mit dem Bier etwas gesetzt hatte, gingen wir ins öffentliche Bad, die heisse Quelle. Der Schwefelgeruch des Wassers war uns schon während unseres Spaziergangs immer wieder aufgefallen, und verhiess Angenehmes.

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Hier hat fast jedes bessere Hotel eine eigene heisse Quelle, so wie man es von unseren europäischen Bäderressorts kennt. Dank seiner Geologie ist Japan besonders reich an heissem Wasser unterschiedlichster Zusammensetzung. Es gibt unglaublich viele ‚Onsen‘, Badeorte, insbesondere in den Bergen, und in jedem gibt es auch ein normales öffentliches ‚Yu‘, also Bad, in das man eintauchen kann. Das ist sehr gesund für den Körper, und der Seele tut es auch gut. Vielleicht sollte man in der Schweiz nicht nur die horizontale Tunnelbohrung verfolgen (NEAT) sonder es auch mal in die vertikale Richtung probieren? Wäre doch super, wenn man auf ein paar heisse Quellen stiesse. 😉

Am Wochenende sind die Onsen-Orte d a s Ausflugsziel bzw. d i e Kurztripps der Stadtbewohner. Empfehlenswert ist es eher, unter der Woche hinzufahren. Dann bekommt man auch meist noch problemlos ein Zimmer in den Unterkünften.

Wie bereits mehrfach erwähnt haben Thom und ich das japanische Baden sehr schätzen gelernt und nutzen begeistert jede Möglichkeit. Jedes ‚Yu‘ hat sein eigenes Wasser und seine eigene Atmosphäre. Manche sind eher einfacher und schlicht, manche sehr edel ausgebaut, manche mit Aussenbecken (Rotemburo), manche ohne.
Das Norikura-Bad würde auf unserer Hitliste im oberen Bereich liegen: Hell und freundlich gestaltet, mit angenehmen Holzböden, das Wasser mit gut 40°C nicht zu heiss, und einem schönen, grossen Rotemburo (Aussenbecken) zum Entspannen. Obwohl viel Betrieb war, da natürlich jede/r WandererIn und AusflüglerIn am Nachmittag noch ins heisse Wasser wollte, blieb die Atmosphäre angenehm ruhig.

Mit einer Frau aus Nagoya kam ich ins Gespräch, allerdings auf Englisch. Sie hatte 5 Jahre in Düsseldorf gewohnt und schwärmte von den Schweizer Alpen. Grindelwald hatte ihr und ihrem Mann besonders gefallen.

Beim Warten auf den Bus zurück nach Matsumoto sahen wir dann tatsächlich noch einige Sommer-Skifahrer. Oben auf den höchsten Gipfeln geht das hier wohl noch.

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Ein fotogener Abschluss: Die Gewitterwolken, die zwar prächtig ausschauten, aber ansonsten harmlos waren. Ein Gewitter gab es auch an diesem Tag keines mehr.

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