Ausflug Hotaka – 穂高

Montag stand nun einer unserer Reise-Höhepunkte auf dem Programm. Ca. 30 Zugminuten von Matsumoto entfernt, in Hotaka, liegt das Zentrum des Wasabi-Anbaus in Nagano. Man sieht es an der Strassenbeleuchtung.

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Eine der grössten Wasabi-Farmen, Daio (www.daiowasabi.co.jp), kann besichtigt werden.

Wasabi, kennt das jede/r? Auf deutsch: japanischer Meerrettich. Es ist die kleine, giftgrüne Kugel bzw. das Häufchen, dass zu Sushi, Sashimi, zu kalten Sobanudeln und anderem gereicht wird. Schmeckt wie unser Meerrettich wenn er wirklich frisch ist, und zu viel davon kann einem ziemlich umwerfen. Ein Essen ohne griffbereite Tempotaschentücher empfiehlt sich nicht. Thom und ich sind bekennende Wasabi-Fans. Salat-Dressing mit etwas Wasabi ist für Einsteiger übrigens empfehlenswert. 😉

Unsere Velos kamen bei diesem Ausflug wieder mit. In einer gemütlichen Tour ist die 2 km ausserhalb gelegene Farm gut zu erreichen. Man kann sich am Bahnhof Hotaka sogar Velos leihen, sogar bessere Modelle als das japanische Durchschnittsvelo hat es darunter.

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Zuerst radelt man durchs Dorf Hotaka und dann quer durch die Reis- und Sobafelder bis zur Farm, die überraschenderweise nicht am Berg liegt, sonder wirklich in der Ebene. Das hatten wir uns – nach den Bildern in den Reiseführern und auf der Website – ganz anders vorgestellt.

Die Wasabi-„Felder“ sind nämlich in tiefen, ausgemauerten Becken angelegt, durch die permanent Wasser fliesst. Damit Wasabi wächst, braucht es ständig frisches fliessendes, kaltes Wasser und Schatten. Der Schatten wird durch die Abdeckungen künstlich erzeugt. Interessant ist auch, dass der Boden praktisch nur aus Kieseln besteht. Erstaunlich, dass da überhaupt was wächst.

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Es war ein Werktag, die Arbeitenden waren zwischen den ‚Beeten‘ am werkeln, und man konnte zuschauen. Der Kies muss offenbar ständig durchgeharkt und neu aufgehäufelt werden, damit es zwischen den Anpflanzungen keinen Stau (und somit Algen) gibt. Knochenarbeit.

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So ist der Wasabi-Anbau aufwändig und teuer. Ein ca. 10-15 cm frisches Exemplar kostet ca. 800 Yen, also mindestens CHF 10.00 bzw. EUR 8.00. Recht viel für hiesige Verhältnisse. Dafür bekommt man fast schon eine hübsche Portion Sushi.

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Das clevere Konzept der Farm funktioniert folgendermassen: Man schafft Parkplätze, lasse viele Leute gratis über das weite Gelände herumspazieren und fotografieren, und vermarkte den Wasabi in möglichst vielen Produkten. Es gibt einfach alles aus Wasabi zu kaufen: Frischen Wasabi, Wasabi-Kraut, Wasabi-Kekse, Wasabi-Kuchen, Wasabi-Gewürze, Wasabi-Was auch immer … Auch mit Wasabi versetzten Wein, Sake und Bier wurden gesichtet. Ausserdem kann man auf dem Wasser spendenden Fluss auch noch Boot fahren oder paddeln. Ein Gesamtkonzept.

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Natürlich gibt es Probierstände, Kioske und Restaurants, in denen der Wasabi zur lokalen Spezialiät Soba-Nudeln serviert wird. Und so nehmen die Gruppen-Reisebusse die Farm auf ihren Touren auf, die Leckereien werden verspeisst, der Omiage-Shop gestürmt, und alle sind zufrieden. An diesem Montag morgen war es schon ziemlich lebhaft. An Wochenenden muss der Ansturm gewaltig sein.

Es war wieder so ein 33°C-Tag, und trotz der Hitze haben wir es genossen. Gut, dass die Farm soviel Schatten bot. Zu Mittag gingen wir Soba und Wasabi-Tempura (frittiertes Wasabi-Kraut) essen, sehr lecker. Thom trank ein Wasabi-Shake dazu (Fazit: muss nicht sein). An das Bier trauten wir uns nicht heran, aber zum Dessert gab es ein Wasabi-Eis. Nach unserem Geschmack hätte da noch eine Portion des grünen Gewächses dazu gegeben werden können. Es schmeckte für unsere gestählten Gaumen nur zart nach Grüntee …

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Auf dem Rückweg nach Hotaka besichtigten wir noch ein 300 Jahre altes Wohnhaus mit wunderschönem Garten, der allerdings durch die Hitze der letzten Wochen gelitten hat. Was uns zudem noch auffiel: Die Haus-Gärten in dieser Gegend sind auch voller Blumen. Das war in Matsuyama bzw. Shikoku so nicht zu sehen gewesen. In jedem Fall der höhere Deko-Faktor.

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Danach radelten wir einmal quer durchs Tal Richtung Hotaka-Onsen. Dort gab es ein öffentliches Bad mitten im Pinienwald. Die wenigen Kilometer zogen sich etwas hartnäckig den Berg hoch, was den Schweissfluss wieder ins unermessliche steigerte.
Doch man konnte sich damit trösten, dass es bei der Rückfahrt um so schneller bergab gehen würde. Das bescheidene Bad hatte zwar kein Rotemburo (Aussenbecken), tat aber trotzdem sehr gut.

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Bis zum Bahnhof Hotaka ging es dann – wie erwartet – wie von selbst, und mit zahlreichen Schülern des Umlands, die auch ihr Tagespensum hinter sich gebracht hatten, kehrten wir nach Matsumoto zurück.

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