Gestern war ein „historischer Tag“, d.h. wir sind etwas in die Frühgeschichte Japans, insbesondere Kyushus abgetaucht und haben das Museumsdorf Yoshinogari und das Städtchen Daizaifu besucht.
In Yoshinogari haben die Archäologen einen Hügel mit einer alten Siedlung und Gräbern aus der sog. Yaoji-Zeit (~3. Jh v.Chr. – 3. Jh. n.Chr.) ausgegraben, untersucht und dann die ganze Siedlung ziemlich authentisch rekonstruiert.
Vom der Bahnstation aus war es nur ein kurzes Stück bis zur Stätte.
Das Gelände ist ziemlich gross und in mehrere Teile gegliedert. Die Infrastruktur ist perfekt und sehr neu.
Man kann in die Hütten hinein gehen, diese sind entsprechend der damaligen Zeit ausgestattet. Teilweise hat man auch lebensechte Puppen hingesetzt.
Zudem gibt es sehr viele AV-Filmchen in den beiden grossen Ausstellungen mit Computeranimation oder nachgespielten Szenen. Etwa wie die Werkzeuge, die man gefunden hat, benutzt wurden. Auch die Darstellung der Grablegung ist gut gemacht. Der alte Grabhügel wird sogar in einer Spezialhalle original präsentiert.
Man kann sich nun vielleicht darüber streiten, ob diese Art der Vermittlung gut ist, und was sie für ein Geschichtsbild vermittelt. Für mich war es jedenfalls sehr interessant, ich mag das so, da alles etwas lebendiger und anschaulicher wird. Auch gut: es sind englischsprachige Erläuterungen und Informationen vorhanden.
Yoshinogari liegt ca. 45 min. Zugfahrt von Fukuoka/Hakata entfernt. Für diesen Ausflug hatten wir uns natürlich den ersten heissen Sommertag (26°C) herausgesucht. Drei Stunden durch die Sonne zu laufen war recht anstrengend. Gut, dass man Sonnenhüte ausleihen konnte.
Auf dem Rückweg nahmen wir den Regionalzug und stiegen in Futsukaichi wieder aus. Thom und ich hatten keine Landkarte und konnten uns nicht über den Weg einig werden. Sehr gefährlich, da Umwege möglich sind. Ausgeschildert war kaum etwas, und hier hat man es als Kanji-Analphabet halt wieder nicht leicht.
Unser Ziel, bzw. den Hintereingang, erreichten wir trotzdem, nach einer Extratour von 5 km: Das Kyushu National Museum in Daizaifu. Nun ja, man kann das ja auch unter sportlichen Gesichtspunkten sehen.
Das Kyushu National Museum ist das vierte und jüngste (2005 eröffnet) Nationalmuseum in Japan. Der Bau ist mächtig und impossant, eigentlich ein Klotz. Er fügt sich aber erstaunlich gut in die Landschaft ein, und in seinen riesigen, gläsernen Seitenflächen spiegelt sich die Silhouette des Waldes und der Hügel sehr malerisch.
Das Museum ist natürlich perfekt, es gibt Audioguides auf Englisch und Informationsblätter sogar auf Deutsch. Die Zeit reichte knapp für die Sammlung, die eine recht unterschiedliche Mischung von Exponaten enthält, relativ weit gefasst bis in den innerasiatischen Raum hinein, die die Bedeutung Kyushus für den kulturellen Austauschs Japans mit Asien unterstreichen sollen. Hier nochmals zwei Bilder des Museums von Innen.
Im Ausstellungssaal selbst durfte man keine Fotos machen. Der ist übrigens ganz schwarz und düster, nur die Objekte sind beleuchtet. Damit man diese von allen Seiten sehen kann sind sie sehr kunstvoll mit Plexiglas aufgestellt. Es wirkt sehr edel und chic.
Wie in Arita verliessen wir um 17 Uhr mit dem Gongschlag das Museum. Um noch den berühmten Dazaifu Tenman-gū-Schrein anzuschauen, wählten wir einen direkteren Weg.
Am Schrein war es angenehm ruhig, allerdings liessen die vielen (jetzt geschlossenen) Imbissbuden und die lange Geschäftsstrasse ahnen, dass es hier normalerweise zugeht wie in Lourdes oder Altötting.
Ein Shinto-Priester hatte noch etwas Arbeit, sang, murmelte Sprüche vor einem knienden Paar und schwang einen langen Stab mit einem Papierbusch aus gefalteten Zettelchen. Es hätte mich sehr interessiert, um was es geht.
An japanischen Schreinen sind immer tausende von Täfelchen und Zettelchen mit Wünschen oder Danksagungen angebracht.
Diese Teile hier hatte ich aber noch nie gesehen, sie sehen aus wie kleine Kürbisse. Keine Ahnung, was sie bedeuten. Vielleicht sollte ich mich mal etwas über den Shintoismus schlau machen …
Und dieses dekorative Tier, ein Bronzeochse, hat etwas mit der Geschichte des Schreins zu tun. Er hatte schon eine ganz goldige Schnauze, vermutlich, weil alle daran streicheln. Vielleicht bringt es Glück, oder es werden Wünsche verwirklicht?
In 10 Jahren kommen wir am besten nochmals her, finden den Weg selbstverständlich im Schlaf, können alles verstehen und lesen, und es bleiben keine Fragen mehr offen. Das wäre jedenfalls mein Wunsch an den Ochsen.
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