Für den Yokohama-Tag (13.3.) gab es anstatt des ursprünglich geplanten Besuchs des grossen Kunstmuseums (das derzeit natürlich geschlossen ist) eine attraktive und coronataugliche Alternative in Form des Sankei-en-Gartens im Osten der Stadt. Gemäss Google-Maps sollten es ca. 6,5 km per Auto sein. Die Angabe für Velo funktioniert in Japan nicht. Aber da wir auch aus Orientierungsgründen meist entlang der grösseren Strassen fahren, kommt das gut hin. Nach dem coronareduzierten Hotel-Frühstück und einem Kaffee bei Starbucks radelten wir los.
In der Innenstadt von Yokohama, zwischen Sakuragicho und Chinatown gibt es zahlreiche alte Gebäude aus der Meiji-Zeit. Yokohama gilt ja als älteste „westliche“ Stadt Japans.
Nach der erzwungenen Öffnung Japans durch die amerikanische Flotte (die Schwarzen Schiffe des Admirals Perry) durften sich dort Ausländer niederlassen und Firmen gründen – was sie denn auch intensiv taten. Die Gebäude sind teilweise noch vorhanden bzw. wurden nach ihren Zerstörungen durch das Kanto-Erdbeben und den 2. Weltkrieg wieder aufgebaut. Der Mix aus Häusern der alten Zeit mit den Hochhäusern ist spannend und fotogen. Und die allgegenwärtigen Hochautobahnen in den japanischen Städten sind grandios hässlich, aber irgendwie auch faszinierend.
Wir folgten der grossen Strasse entlang des Yamashita-Parks sowie des Hafenindustriegebiets Richtung Südost und dann in langer Kurve um einen Hügelzug herum – mit einigen „Orientierungsschlenkern“. Einmal fragten wir zur Sicherheit nochmals nach, aber dann war der Park zum Glück auch ausgeschildert.
Der Sankei-en entstand aus dem ehemaligen Garten des Anwesens der schwerreichen Seidenhändlerfamilie Hara, der 1906 als Schenkung der Allgemeinheit zugänglich gemacht wurde. Über historische Fotos und deren Beschreibungen am Wegesrand kann man viel zur Geschichte des Parks erfahren. Nicht nur die typischen japanischen Gartenelemente sind zu sehen, sondern auch alte, denkmalgeschützte Gebäude, die aus allen Ecken Japans in den Garten verfrachtet worden sind. Es ist also auch ein bisschen ein Museumsdorf, allerdings waren die Häuser und auch das Museum wegen Corona nicht zugänglich.
Wir schlenderten gemächlich durch die Anlage, deren Grün und Blütenzauber sich an diesem Tag leider noch etwas „zurückhaltend“ präsentierte. Es war einfach noch zu früh im Jahr, auch für die Kirschblüte. Zudem war es seit gestern auch wieder ziemlich kalt geworden. Immerhin zeigten sich die ersten Blüten an einem Baum im park.
So genossen wir die schöne Frühjahrsstimmung, den Spass der Kinder beim Füttern der Enten und Kois, die Krähen beim Bad und diverse andere Tieren.
Und von einem Aussichtspunkt mit Blick auf die andere Seite des Hügels war auch wieder der Fuji zu sehen – wenngleich auch mit einer grossen Ölraffinerie im Vordergrund.
Lustig waren auch die vielen Hochzeitspaare an diesem Tag. Offenbar ist der Sankei-en „die“ Location für Hochzeitsfotos, und die Paare mit ihren Fotografinnen mussten schon schauen, dass sie sich nicht gegenseitig in die Quere kamen. Es waren ausnahmslos Paare, die im traditionellen Stil gekleidet waren, also im Kimono, und dabei war noch mindestens eine Gehilfin fürs Make-up und die Ordnung der Kimonofalten etc.. Da es zunehmend windig und stürmisch wurde, musste sie auch gucken, dass nichts wegwehte…
Für den Rückweg wählten wir eine andere Route über einen Hügelzug (ein bisschen anstrengend…), dafür landeten wir dann punktgenau in Yokohamas Chinatown. An sich habe ich ja für dieses historische Stadtviertel nicht viel übrig, denn mir erscheint es als eine Ansammlung von chinesischen Restaurants, Läden und Souvenirshops für die Abzocke von Besuchern. Aber nun ja, wenn wir schon mal da waren, kann man es sich nochmals anschauen.
Die Eingangstore waren beeindruckend, der Tempel im Innern ebenfalls, und die Atmosphäre war sehr ruhig. Zu ruhig vermutlich, denn es fehlen dramatisch viele Touristen in Yokohama wegen der Coronakrise. Das gleichnamige Bier kann man dort allerdings kaufen – wie originell… 😉
Thom wollte dann unbedingt noch das Yokohama Museum of Art, das er gerne besucht hätte, wenigstens von aussen betrachten. Wegen Corona hat dieses bis 31.3. geschlossen. Der postmoderne Bau ist beeindruckend gross, und immerhin war der japanische Stararchitekt Kenzō Tange dafür verantwortlich. Das gefälligere Fotomotiv boten aber die davor stehenden Magnolienbäume mit ihren prachtvollen weiss-bordeauxfarbenen grossen Blüten.
Nach einer kurzen Pause im Hotel machten wir uns nochmals auf zur zweiten „Beer experience“. Nur 200 Meter die Strasse runter hat die bekannte Brauerei „Baird Beer“ ihren sogenannten Tap-Room, also eine Degu-Bierbar. Dort arbeiteten wir im Sinne der Weiterbildung die Bierkarte durch und waren ziemlich angetan von den zahlreichen Brauprodukten. Wirklich gute Biere haben die.
In Japan gibt es wirklich sehr spannende, vom amerikanischen Stil inspirierte Craftsbiere. Mal gucken, was wir da – insbesondere in Tokyo – noch an weiteren Entdeckungen machen können. 😊
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