Wochenende

Wir sind froh, dass wir das Wochenende hatten, um uns – im wahrsten Sinne des Wortes – zu akklimatisieren,  uns etwas häuslich einzurichten und in den bekannten Ecken Matsuyamas zu schauen, was sich in den letzten beiden Jahren so getan hat.

Es gibt zum Beispiel noch das „BistroBaden“ (s. Blogeintrag vom 21.8.2010)

BistroBaden

Und in Dogo Onsen, einer der berühmtesten Bäder Japans, sind die Touristen weiterhin rege unterwegs.

Dogoonsen

Ständige Aktivität hilft zudem, den Jetlag besser in den Griff zu bekommen. Die Müdigkeit kommt immer etwas überfallartig bzw. wellenweise alle paar Stunden, und da ist es einfach gut, unterwegs zu sein und nicht in der Nähe einer Liegefläche …

Wir sind ja wieder Selbstversorger, und das heisst, wir mussten zuerst Lebensmittel und Haushaltskram (Mülltüten, Toilettenpapier, Spüli …) einkaufen gehen. Per Velo sind unsere beiden Supermärkte „Fuji“ und „ABC“ nicht weit. Im Supermarkt fällt uns jetzt auf, dass wir etwas mehr Durchblick haben als die Jahre vorher. Auch können wir, wenn wir etwas Bestimmtes suchen, jemand fragen (und hoffen, dass wir die die Antwort verstehen).

Aber was macht man z.B. vor einem Regal mit Öl/Algen/Seife?? Da wimmelt es nur von marketinggerecht, oft handgeschriebenen Kanji (japanische Schriftzeichen). Verschiedene Sorten, o.k., aber wenn man diese nicht kennt? Also wählt man irgendwas halbwegs Bekanntes, wählt eine mittlere Preislage, eine mittlere Farbe, das interessanteste Etikett und hofft auf das Beste … Manchmal hilft es, eine andere Kundin oder die Verkäuferin zu fragen. Aber nur manchmal …

Lebensmittel sind das eine, Haushaltskram und Drogerieartikel das Andere. So haben wir  irgendwann in den letzten beiden Jahren unser japanisches Netzkabel für den Laptop verloren. Gestern wollten wir also wieder zum uns bekannten Elektronik-Kaufhaus BEST-denki gehen. Doch statt vor dem Gebäude standen wir vor einem Parkplatz.

Best-denki

Um das sehr hässliche Gebäude ist es nicht schade, aber nun waren wir ratlos. Wo war der nächste Elektronik-Shop? Glücklicherweise gab es gleich in der Nähe einen „Koban“, eine kleine Polizeistation. Noch nie hatten wir uns getraut, auf einem Koban um Rat zu fragen, was allgemein üblich ist, wenn man sich in Japan verlaufen hat oder eine Strasse nicht findet. Jetzt war der Augenblick  gekommen. Die beiden Polizisten waren natürlich ziemlich erstaunt über unser Anliegen, wo denn der nächste Elektro-Laden zu finden sei. Aber sie wussten Bescheid und konnten es uns auf einer Matsuyama-Karte (eigentlich ein richtig dickes Buch mit super detailliertem Strassenverzeichnis) zeigen.

Nach gut 15 min. Velofahrt standen wir dann vor KS-denki im Industriegebiet etwas südwestlich des Stadtzentrums, wo wir unser Kabel bekamen und auch noch einen zweiten Ventilator kauften. Der ist ein Zwillingsbruder unseres schon vorhanden Gerätes, war im Sonderangebot und kostete nur YEN 1800 (=EUR 18/CHF 22)!!! Japanische Geräte „Made in China“ sind hier wirklich extrem billig, und zudem haben Ventilatoren hier einen etwas anderen Stellenwert. Sie sind ja quasi überlebensnotwendig …  🙂

Solche notwendigen Ausflüge sind eigentlich immer die interessantesten, da sie in Stadtteile führen, in die man sonst vermutlich nie gefahren wäre. Man sieht dann mal andere Dinge als sonst.

In der Guesthouse-Wohnung haben sich Kleinigkeiten verändert. 2009 hatte ich das ja ganz ausführlich beschrieben (s. Blogeintrag vom 23.3.2009). Im Wohnzimmer gibt es jetzt ein Sofa, an das man sich während des Blogschreibens prima anlehnen kann. Der Bastteppich verdeckt vermutlich die inzwischen zahlreichen Flecken auf dem Teppich, denn am niedrigen japanischen Tisch wird ja immer gegessen.

Wohnzimmer

Aber wir schlafen immer noch auf der Tatami-Raumseite auf Futons. Wir nehmen uns – als europäische Weichlinge – aber zwei davon … Zudecken fällt bei diesen Temperaturen übrigens aus.

Schlafplatz

In der Küche wurde der Reiskocher (Grundausstattung) durch ein moderneres Gerät ersetzt. Der Wasserkessel leckte immer noch wegen eines Lochs im Boden. Wie haben die temporären Bewohner das die letzten beiden Jahre gemacht?? Wir erbarmten uns und kauften gestern einen neuen.
Auch die übrigen Küchenutensilien scheinen einer gewissen Dynamik zu unterliegen, hin und wieder müssen wir improvisieren. Ich bin sehr gespannt, wie ich mit der Ausrüstung den Koch-Unterricht mit den Lehrerinnen bewältigen kann… 🙂

Küche

Das zweite Zimmer nenne ich mal unser „Büro-Müllzimmer“. Dort lernen wir, stellen unsere Koffer ab und deponieren die zahlreichen diversen Recycling-Mülltüten bis zum Entsorgungstag (nein, stinkt nicht). Zum Thema Müll mehr demnächst. Ausserdem steht dort immer noch der grosser Tisch, gut zum Lernen, den Thom – dank Birdy-Werkzeug – vor zwei Jahren zusammengebaut hat.

Büro

Das Zimmer ist ein bisschen heikel, da ab Nachmittag die Sonne herein brennt und die Fensterscheibe dann wie ein Brennglas wirkt. Es wird dann dort unerträglich heiss. Mein 2010 selbstgebastelter Sonnenschutz-Vorhang hängt allerdings immer noch dran – offenbar war die Idee gut gewesen. Wenn er aussen hinge, wäre es noch effizienter.

Umso schmerzlicher ist der Blick aus dem Fenster auf die andere Strassenseite. Dort schauen wir auf ein leeres Schwimmbecken, das seit Jahren nicht mehr in Betrieb ist. Es ist das ehemalige Schulschwimmbad der Shinonome Highschool. Ein Traum, wäre es voll kühlem Wasser und zur öffentlichen Benutzung freigegeben …

school-Pool

Ach ja, fast hätte ich es vergessen: in der Toilette gibt es neue, grössere und richtig bequeme Toilettenschlappen! 🙂

Toilette

Morgen beginnt dann unser Privatunterricht. Das neue Buch „みんなの日本語 中級I“ = „Minna no Nihongo Mittelstufe“ haben wir uns hier gekauft. Uns ist ein bisschen mulmig, denn wir fühlen uns momentan sehr unsicher, was die Kommunikatioin angeht. Hoffentlich bereiten wir den Lehrerinnen keine Schande. Aber deshalb sind wir ja schliesslich hier. Ganbarimashou!

 

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