Am Dienstag (5.5.20) kamen wir – endlich? – wieder wohlbehalten in Zürich an. Nach über achtwöchiger Abwesenheit ein merkwürdiges Gefühl. Natürlich waren wir primär erleichtert, dass der Rückflug mit KLM tatsächlich geklappt hatte. Andererseits hatten wir (trotz der Einschränkungen) einen sehr schönen und sehr langen Japan-Aufenthalt erleben können. Nun waren wir also wieder in unserem alten Leben zurück – und verspürten schon auch ein bisschen Wehmut… Aber von vorne.
Die Tage seit der Buchung mit KLM verbrachten wir mit etwas Besorgnis: Würde auch dieser Flug noch storniert werden? Jedoch deutete nichts darauf hin, zum Glück, und nach den letzten fünf Tagen in Fukuyama (Beitrag folgt noch), fuhren wir am Montagnachmittag (4.5.) im wieder leeren Shinkansen nach Osaka-Kansai. Unser Flugzeug sollte um 00:30 Uhr starten, wir hatten also genügend Zeit.
Thom hatte gehofft, in Shin-Osaka noch eine Buchhandlung besuchen zu können, denn ihm war die Lektüre ausgegangen. Aber auch dort war alles – bis auf einige kleinere Shops mit Lebensmitteln – geschlossen und tot. Nun ja, so würden die letzten Stunden auf dem Flughafen noch sehr meditativ und geruhsam werden… Der nächste Zug (der uns altbekannte Limited Express Haruka) brachte uns und einige wenige andere Passagiere zur künstlichen Insel Kansai. Kaum ein Mensch war auf den Bahnsteigen, und das an einem Wochentag um 16 Uhr Nachmittags.
Dort angekommen suchten wir erstmal den Weg zu unserem Terminal und versuchten unseren Check-in-Schalter auszukundschaften. Alles war geschlossen und gesperrt, der Infoschalter (natürlich) nicht besetzt, kaum ein Mensch zu sehen, und die Infoscreens teilweise nicht in Betrieb. Das Licht war abgeschaltet und die meisten Toiletten verschlossen. Wirklich unheimlich! Und in dieser Atmosphäre würden wir jetzt noch die letzten Stunden in Japan verbringen…
Der KLM-Flug war der einzige internationale Flug an diesem Tag bzw. in dieser Nacht. Alle übrigen Flüge waren gestrichen. Die paar Maschinen, die am Abend noch starteten, waren Frachtmaschinen von FedEx.
Zum Glück waren wenigstens noch ein Kombini und ein Restaurant in der Laden- und Restaurantpassage geöffnet, in denen sich die wenigen Passagiere und das Flughafenpersonal noch etwas besorgen konnten. Ich erwischte noch zwei O-Bentos mit Fisch (und ohne Fleisch…), und Thom konnte noch ein letztes YonaYona-Bier zum Abschied kaufen – nebst einigen Litern Wassern für die Wartezeit. KLM hatte uns bereits vorgewarnt: Zum Schutz des Personals würden der Flug ohne Service und Bedienung durchgeführt. Ein Fress- und Getränkepaket am Platz, sowie die Ausgabe eines warmen Frühstücks. Fertig. Also waren wir über unser leckeres O-Bento noch sehr glücklich.
Gegen 21:30 Uhr öffnete dann tatsächlich der Check-In-Schalter unter strengsten hygienischen Massnahmen für das Personal. Auch wir hatten unsere Masken wieder angelegt. Das Anmelden unserer Birdys hatte geklappt und unsere Gepäckstücke verschwanden auf dem Band (bzw. die Fahrräder wurden von einem Angestellten in Empfang genommen). Auch das war nun geschafft.
Der langen Weg zum Gate musste gelaufen werden – immerhin fast 1,5 km. Die Beförderungsbänder und Skymetro waren nicht in Betrieb. Was aber angenehm war, denn sitzen würden wir ja sowieso noch genug.
Die letzten Stunden am Gate vergingen etwas zäh, auch wegen der schlechten Luft im Wartebereich (die Lüftung hatte ebenfalls Coronapause). Nach und nach fanden sich mehr Passagiere ein. Ca. 70-80 Personen würden im Dreamliner mit 320 Plätzen Platz finden. Social Distancing? Kein Problem! 😉
Pünktlich hoben wir in der Dunkelheit ab, und zum Glück hatten die leichten Turbulenzen zu Beginn des Fluges bald ein Ende. Thom versuchte sowieso gleich zu schlafen. Bei mir wurde es etwas später, denn als alter StarWars-Fan gönnte ich mir im Bordprogramm noch die endgültig letzte Episode des Weltraummärchens, die erst gegen 3:30 Uhr (Japanische Zeit, irgendwo über Sibirien) zu Ende war. So ein Nachtflug ist ja eine eher langweile Sache. Zu sehen war draussen eh nichts.
Nach 11 Stunden war dann um 5:30 Uhr Landung in Amsterdam-Schiphol, wo sich die Passagiere des Fluges auf die Anschlussflüge in Europa verteilten: nach Paris, nach Spanien, nach Italien – und nach Zürich. 😉
Zwar war in Amsterdam im europäischen Teil noch relativ viel Betrieb, aber alle Geschäfte waren ebenfalls geschlossen. Lautsprecher und Bodenmarkierungen wiesen permanent auf die Abstandsregeln (in Holland 1,50 Meter) hin. Die vier Stunden Wartezeit vergingen etwas quälend, auch aufgrund des beginnenden Jetlags. Immerhin konnten wir einen schönen Sonnenaufgang bewundern und später am einzig geöffneten Kiosk am Terminal einen dringend notwendigen Kaffee kaufen. Das musste bis Zürich reichen.
Abflug war pünktlich um 9:30 Uhr (Kunststück bei so wenig Flugbetrieb), und nach der ebenso pünktlichen Landung in Zürich (ab Amsterdam nur 45 Minuten Flugzeit!) dann erst einmal Warten: Jede der wenigen Maschinen wird derzeit aufgrund einer ergänzenden, verschärften Einreisekontrolle einzeln abgefertigt. Zum Glück konnten wir mit unseren Ausländerausweisen zügig durchkommen. Und es gab auch keinen Hinweis auf irgendeine Quarantäne für die kommenden Tage. Gut so!
Mit einem Sprint plus Hechtsprung schaffte ich es grade noch, unsere 2 Koffer und 2 Birdys (ohje, die Armen hatten wieder sehr gelitten!) vom Gepäckband zu ziehen, bevor sie wieder im Inneren der Abfertigung verschwunden wären. Dann zügig zur Bahnstation, in den nächsten Zug gehüpft, und nach 20 Minuten waren wir schon am Hauptbahnhof, wo uns ebenfalls eine ungewohnte Leere empfing. Zürich noch im letzten Drittel des Lockdown. Wie ungewohnt. Hatten wir was verpasst?
Die letzten Meter von der Tramstation zur Haustür, prasselte noch ein tüchtiger Regenguss auf uns nieder. Das wäre jetzt zum Abschluss wahrhaftig nicht nötig gewesen!