Freitag bis Sonntag war ein Wochenend-Ausflug angesagt. Wir verbrachten es in Vals, GR. Ein Zwergendorf mit Therme, was wohl nur halb so berühmt wäre, wenn Peter Zumthor dort nicht ein wunderschönes Bad gebaut hätte, in das heute (14 Jahre nach Eröffnung) Architekturinteressierte aus der ganzen Welt strömen.
Die einen fahren nach Vals, übernachten in einem der günstigeren Dorfhotels bzw. -pensionen und laufen dann zur Therme. Wenn man es edler mag, quartiert man sich direkt im Thermenhotel ein, am besten mit direktem Zugang zum Bad. Das eigentlich Reizvolle, was für mich den Mehrpreis attraktiv macht: Man kann das Bad auch ausserhalb der Öffnungszeiten nutzen, z.B. ab 7 Uhr und nachts (Mo-Do). Dann lässt sich die besondere Atmosphäre der aus Valser Gneis gebauten Therme besonders geniessen.
Thom und ich fuhren Freitag Nachmittag per Zug in strömendem Regen los. Die Wetteraussichten waren betrüblich, also hatten wir ausreichend Japanisch-Lern-Kram eingepackt. Ab Ilanz verwandelte sich der Regen in Schnee, und etwa in der Mitte der 40 min. Busfahrt nach Vals musste der Fahrer Schneeketten anlegen. Mir war etwas mulmig zumute, denn die Strasse war schmal, und ging durch eine beeindruckend tiefe Schlucht, in der tief unten der Valser Rhein (ein Zufluss des Hinterrheins) bergab tobte.
Gegen 18 Uhr kamen wir am Hotel an, bezogen unser Edelzimmer (ein von Zumthor gestaltetes „Stucco“) und hüpften erstmal ins warme Wasser. Eine Therme, in 5 min. per Bademantel erreichbar, das hat was.
Zumthor hatte recht gute Ideen: Es gibt ein grosses Aussenbecken, ein kleineres innen, und noch vier kleinere Becken (Blütenbad, Quellgrotte, 42°C und 14°C). Besonders das „Feuerbad“, also das 42°C-Becken hatte es uns angetan. Endlich mal wieder japanische Badetemperaturen!!!
Es war immer noch am Schneien, und ein besonders mutiges Paar legte sich beim Aussbecken in den frisch gefallenen Schnee. Thom und ich schafften nur einen kurzen Gang zum Aussichtspunkt.
Schon im Bad fiel uns die „international gediegene Atmosphäre“ auf: Um uns herum war Hochdeutsch (natürlich), Französisch, Italienisch und Spanisch zu hören, und dazu noch einiges, was ich nicht wirklich einordnen konnte (Slavisch?).
Das Abendessen nahmen wir nicht direkt im Thermenhotel ein (also im berühmten roten Saal, Gault-Millau-Tempel, chic und teuer) sondern im Restaurant Chessi: Gemütliche Holzstube, bodenständiger, sehr lecker. Bei der Weinauswahl haben sie wohl im gesamten Hotel ein gutes Händchen. Wir tranken sehr guten Bündner Weisswein und als Absacker an der Hotelbar noch einen Roten. Kein Vergleich (auch preislich) zu dem, was man da hin und wieder in Zürich hingestellt bekommt …
Samstag, 25.3.
Um 7 Uhr schlappten wir selbstverständlich gleich zur Therme. Frühstück kann warten wenn man das Bad noch fast alleine geniessen kann. Nur wenige hatten dieselbe Idee, und so war die Atmosphäre wunderbar ruhig. Nach dem – sehr guten – Frühstück (Buffet) marschierten wir Richtung Dorf los.
Fazit: Überschaubar, und wenn Zumthor nicht die Therme gebaut hätte, wäre sehr viel weniger los … 😉 Thom war sehr beschäftigt mit dem Schnee und buk permanent Schneebälle …
Hier noch ein Stilleben mit schönem Valser Gneis.
Wir gingen weiter Richtung Seilbahn Gadastadt, denn wir wollten mit der Seilbahn hochfahren und dann den Wanderweg bis Zerfreila laufen. Leider Fehlanzeige: Aus uns unerfindlichen Gründen war die Strecke gesperrt, und so liefen wir dann einfach die – noch recht vereiste – Autostrasse nach Zerfreila hoch. Schlitteln war leider nicht mehr möglich.
Ausgeschildert waren 7 km, davon gingen 2 km durch einen Tunnel!
Das war ein etwas spezielles Erlebnis: Per Knopfdruck öffnete sich eine Riesenjalousie, wir gingen in den Tunnel, und einige Minuten später schepperte sie auch wieder herunter. Irgendwann kam auch ein Auto durch, und hielt kurz und wusste wohl nicht recht, ob sie uns mitnehmen sollten oder nicht. Wir liefern tapfer weiter, aber nach gut der Hälfte reichte es. Es gab einen Ausstieg, und man konnte auf der alten Strasse, die dicht mit Schnee bedeckt war, auch aussen entlang laufen. Eigentlich war die Strecke ja gesperrt, aber wir liefen den Kilometer unbeschadet. Die eingepackten Stulpen haben sich jedenfalls wieder bewährt.
Es ging permanent, aber gemässigt bergauf, immerhin 600 Höhenmeter, wie wir später erfuhren. Oben im Berggasthof Zerfreila mussten wir uns auch erst einmal stärken. Also wir müssen sagen: in Graubünden isst und trinkt es sich vorzüglich, auch – oder vor allem – auf so einer Bergbeiz. Wir assen vegetarische Pizokels und tranken einen sehr feinen Heida dazu. Nicht zu vergessen, den legendären Heidelbeerkuchen! Nach diesem Zmittag waren die abtrainierten Kalorien schon dreimal wieder reingeholt …
Nach dem Essen blieben noch 15 Min. um rasch zur Staumauer hoch zu rennen und wieder herunter, bevor wir mit dem Bus zwecks Schonung der Kniegelenke wieder bergab fuhren.
Es war gegen halb drei, und wir hatten noch weiter Lust, uns zu bewegen, also liessen wir uns an der Seilbahnstation nochmals absetzen. Und zu unserer Überraschung war nun der Weg Gadastatt – Zerfreila geöffnet. Ärgerlich! Offenbar hat es manchmal seine Nachteile, früh dran zu sein. Aber wir fuhren trotzdem nochmals bergauf, alleine wegen des Panoramas.
Oben gab es dann diverse Möglichkeiten, wir liefen dann einfach wieder Richtung Vals hinunter.
Zurück im Hotel taten uns untrainierten Wanderern – immerhin nach 5h – die Beinknochen weh, und so war die Therme genau das Richtige.
Danach ging es – obwohl von dem reichlichen Mittag immer noch etwas satt – wieder ins Restaurant Chessi (Halbpension), noch etwas an die Hotelbar und ich glaube, danach habe ich schon lange nicht mehr so gut geschlafen …
Sonntag, 26.3.
Zeitumstellung auf Sommerzeit: Eine Stunde weniger, und wir sind trotzdem um 7 Uhr im Bad! Noch weniger Menschen als gestern. Zumthors Therme für 5 Personen. Perfekt!
Nach dem Frühstück checkten wir aber trotzdem aus. Denn wie lange will man denn noch im warmen Wasser liegen und sich Krimpeln an den Fingern holen? Wir haben das Bad gut ausgenutzt, und nochmals eine Runde durchs Dorf war dann auch nicht wirklich spannend. Also nahmen wir den Bus um 10.35 Uhr und kamen um 13.30 Uhr wieder zuhause an. Trotz beginnendem Muskelkater radelten wir noch zum Garten hoch. Die neue Gartensaison ruft, und die kleineren Grabereien und Aufräumarbeiten waren genau das Richtige zum Ausklang eines sehr erholsamen Wochenendes.