Update Kyoto / 京都

Sonntag, den 20.12. ging es von Okayama aus zu unserer letzten Station Kyoto. Einige – natürlich sehr spannende Beiträge – habe ich immer noch nicht geschafft, nachzutragen.

Daher nochmals ein Update auf einen halbwegs aktuellen Reisestand.

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Aber wie kann man eine Woche Kyoto und viele Besichtigungen (davon 95% Tempel und Schreine) halbwegs sinnvoll zusammenfassen?? Gar nicht, daher also nur ein paar subjektive, ausgewählte Eindrücke.

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Gion Shijo Brücke

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_R__1010 Minamiza-Kabuki-Theater in Gion

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Und eine ordinäre Pachinko-Halle.

Auf unserer allerersten Japanreise, im Mai/Juni 2006 waren wir bereits in der Stadt, und es ist uns nun wieder bewusst geworden, wie viel wir damals schon gesehen haben. Insbesondere alle Top-Ten-Sehenswürdigkeiten (Kinkakuji, Ginkakuji, Kiyomizudera, Fushimiinari, Nijo Castle, Nishiki-Markt, Arashiyama, etc.) haben wir damals geschafft, und für einen Tag Nara hat es auch noch gereicht.

2006 hatten wir ein nettes Ryokan in der Nähe des Bahnhofs gebucht. Nun wollten wir die acht Tage etwas autonomer in einem Appartement verbringen. Natürlich hätte ich auch gerne mal mit einer sogenannten Machiya geliebäugelt, einer traditionellen alten Stadtwohnung in altem Stil. Aber im Winter war mir das – wegen der generell schlechten Isolierung der Häuser – dann doch eher unheimlich. Zudem sind diese alten Häuser für zwei überdurchschnittlich grosse Nicht-Japaner doch nochmals eine Herausforderung: Niedere Decken und Türen, sehr enge Sanitärräume… Daher also eher was Moderneres.  Das Appartementhaus lag sehr ruhig und relativ zentral in Gion. Tipptopp Ausstattung, alles sauber, sehr gut gewartet und preislich auch o.k..

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Montag und Dienstag starteten wir dann zu den diversen Tempelbesichtigungen. Wie gesagt, die erste Liga hatten wir ja schon gesehen, nun waren die exklusiveren an der Reihe: Etwa den buddhistischen Tempelkomplex Daitoku-ji  (大徳寺) im Norden der Stadt mit insgesamt 18 Tempeln, von denen vier besichtigt werden können. Eine kleine Stadt in sich, wunderbar friedlich. Man kann dort Stunden verbringen.

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Bei den Tempeln gibt es oft sehr feine Restaurants, in dem eine spezielle buddhistische Tofuküche serviert wird. Das ist auch für Nicht-Vegetarier/Veganer – sehr empfehlenswert.

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Was vom Tofu übrig blieb: Nichts. 🙂

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Jeder Tempel hat seinen speziellen, kunstvoll gestalteten Garten: Japanische Landschaftsgärten, Moosgärten, Steingärten werden unterschieden. Im Winter sind diese natürlich nicht so ganz prachtvoll. Es blühten einige Kamelien, gelegentlich gab es noch etwas Rest-Herbstlaub. Das Moos überall erfreute sich aber sehr am milden, feuchten Winter und wucherte überall üppig in unterschiedlichen Grüntönen.

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Auch wir freuten uns, dass es nicht so ganz kalt war, denn in den Tempeln muss man für die Besichtigung die Schuhe ausziehen und läuft strumpfsockig über die Holz- und Tatamiböden. Für die Gartenbesichtigung trägt man teilweise seine Schuhe mit sich (Plastiktüten stehen zur Verfügung), oder es gibt Gartenschläppchen. Blöd nur, wenn man grössere Füsse als Schuhgrösse 42 hat. Thom tat sich damit etwas schwer…

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Jetzt, im Dezember, und somit in der Nebensaison, fanden kurz vor dem Jahreswechsel auch überall Unterhaltsarbeiten statt. Die Kiefern mussten gestutzt werden, und ein Bambusbauer war dabei, die Wegbefestigungen zu erneuern. Ich war neugierig und fragte ihn, wie lange so ein dickes Bambusrohr denn halten würde. Nur ein Jahr!! Nun wissen wir, wo das viele Eintrittsgeld für die Tempelbesichtigungen so hinfliesst. Mich freut es, dass so ein uralter Beruf wie der des Bambusschneiders weiterbesteht. Die Tempel in Kyoto sorgen doch für viel Arbeit und Brot bei den traditionellen Handwerksberufen.

Und auch vor dem Kiefer-Pfleger hatten wir grosse Hochachtung: Da wird an jedem Ast jede Nadel betrachtet und dann einzeln ausgezupft. Nun ist uns auch klar, warum die japanische Gartenpflege teuer ist, wie uns Noriko-san in Matsuyama erzählt hat.

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Weitere Besichtigungspunkte waren der Heian-Schrein (平安神宮), Nanzen-ji (南禅寺), Shōren-in(?), Chion-in (知恩院), Tōfuku-ji (東福寺), und auch Kyomizu-dera (einer der Top-Ten), alle im Osten der Stadt gelegen und von uns aus gut mit dem Velo zu erreichen. Mit jedem der Schreine oder Tempel könnte man sich intensiv beschäftigen, nicht nur mit der Geschichte sondern auch seiner Ausrichtung (Shinto, Zen, Nicht-Zen, …). Da wäre auch ein religionswissenschaftlicher Background von Vorteil.

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Nach unseren früheren, positiven Erinnerungen hat uns Kyoto etwas schockiert. Grund ist, dass die Stadt unbeschreiblich überlaufen ist, und das hatten wir vor über acht Jahren ganz anders erlebt – oder sehr anders in Erinnerung. Die Stadt quillt über vor Touristen, überwiegend Asiaten, und die deutlich weniger Langnasen sind dann überwiegend Amerikaner.
Vor neun Jahren war das sicher nicht so. Hängt es mit der zunehmenden Reiselust der Chinesen zusammen?

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Der absolute Renner rund um Gion ist es, sich in einen Kimono einwickeln zu lassen, zu den Tempeln (Kiyomizudera…) zu spazieren und ein Selfie nach dem anderen zu machen. Ziemlich nervig.

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Mit unseren Velos waren wir einerseits zwar sehr mobil und erreichten alle Tempel, jedoch haben wir das Radfahren in Kyoto trotzdem als sehr mühsam empfunden. Der Verkehr ist hektisch, die Autofahrer durchaus aggressiv, die Strassen teilweise sehr schmal, und nirgendwo in der Innenstadt und um den Bahnhof darf und kann man sein Fahrrad parken.  Da kommt man in anderen Städten deutlich schneller und entspannter ans Ziel. Trotzdem hat uns die Fahrerei auf unseren eigenen Velos Spass gemacht. Auch am Fluss radelt es sich ganz schön. Man muss sich halt irgendwie arrangieren – oder einfach mal ein Parkverbotsschild nicht lesen können… 😉

 

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