Bei unseren Fahrten entlang der Küste fielen uns in vielen Orten die soliden, meterhohen Plattformen auf.
Es handelt sich um Tsunami-Rettungstürme für all diejenigen, die im Notfall nicht innerhalb einer gewissen Frist einen höher gelegenen Evakuierungsplatz erreichen können. Die Präfektur Kochi hat in Bezug auf die Tsunami-Gefahr diese Lösung gewählt. In Tohoku will man nun einen Grossteil der Städte mit gigantischen Betonwällen schützen (siehe z.B. Spiegel-Artikel ).
Das ist ein tolles Projekt für die Bauindustrie, und gelegentlich ist in diesem Zusammenhang das Wort Korruption zu vernehmen. Landschaftlich und ökologisch ist es eine Katastrophe, zumal die Schutzwirkung dieser Wälle auch umstritten ist.
Die beeindruckenden, fast 20 Meter hohen Metallplattformen bieten Zuflucht für mehrere hundert Menschen und bei Tsunamis bis ca. 10-15 Metern Höhe. Sie stehen überwiegend in den Zentren kleinerer Städte an der Küste, die in weiteren Ebenen liegen, und wo die rasche Flucht auf die umliegenden Hügel nicht in ca. 15 Minuten (??) möglich ist. Zudem sind sie teilweise auch rollstuhlgängig.
Historisch belegt sind an der Küste Shikokus mindestens drei grosse Beben: 1605, 1707 und 1854. Sie hatten Stärken von um die 8.0, und lösten Tsunamis zwischen 10-15 Metern aus – je nach Küstenabschnitt. Bei einer noch gewaltigeren Welle wären die Türme also auch nicht mehr sicher.
Während unserer abendlichen Rückfahrten im Bus fielen uns auch die sehr gute Signalisation der Tsunami-Evakuierungsstellen auf den die Dörfer umgebenden Hügel auf: Mit Solartechnik und grünlichen LED-Lampen an den Geländern ausgestattet, blinken diese weit sichtbar in der Dunkelheit. Die Wege sind allerdings recht schmal und steigen, teilweise mit Stufen, sehr stark an. Regelmässige Übungen helfen sicher, eine mögliche Panik im Ernstfall zu vermeiden.
Es bleibt zu hoffen, dass der Nankai-Graben künftig lieber viele kleinere Beben ohne Tsunami produziert als ein Grosses…