Tomioka Silk Mill – 富岡製糸場

Japanisch/日本語版

Nach drei Tagen galt es Abschied von Kusatsu Onsen zu nehmen. Drei Übernachtungen sind in Japan sowieso schon ein ausgesprochen langer Aufenthalt. Uns wurde die Abreise durch den Wintereinbruch der letzten beiden Tage etwas erleichtert. Die Aussicht auf 20°C «unten» in der Ebene von Takasaki und Maebashi war doch verlockend. Andererseits hatten wir uns in Kusatsu sehr wohl gefühlt, und unsere Erwartungen waren vollumfänglich erfüllt worden: Die Quellen und Bäder sind allererste Klasse, die Landschaft attraktiv und vielfältig, die Hotelauswahl exzellent – es ist für alle Preislagen etwas dabei. Und Kusatsu strengt sich für ein gutes Image wirklich mächtig an. Prädikat: Sehr empfehlenswert! 😊

Zudem haben wir den berühmten Ort in diesem speziellen Jahr recht exklusiv geniessen können. Eher wenige BesucherInnen. Keine Touristen aus Übersee und Asien. Fast nur Japaner/innen, insbesondere junge Leute. Ziemlich angenehm, auch wenn die jungen Studis in den Bädern gelegentlich ungezogen laut waren. Gerne kommen wir wieder! 😊

Erst einmal brachte uns der Hotelbus nach dem Frühstück mitsamt unserem vielen Gepäck zum Busbahnhof. Der Himmel war strahlend blau, spätwinterliches Wetter wie aus dem Bilderbuch, und wir genossen die Aussicht auf der Busfahrt ins Tal. Ein schneebedeckter Berg sah besonders beeindruckend aus. Wie wir später recherchierten war es der über 2500 Meter hohe Vulkan Asama, der aktivste Vulkan der japanischen Hauptinsel.  Auch nach dem Umstieg in den Lokalzug (im Ort mit dem unendlich langen Namen: «Naganohara-Kusatsuguchi») nach Takasaki, war die majestätische Silhouette des Vulkans noch mehrfach zu sehen. Von der Ferne aus hat der Schnee schon seine Reize.

In Takasaki angekommen fragte Imai-san sich für uns erst einmal durch, und hatte Erfolg: Im Bahnhofskaufhaus bei der Yamato-Filiale sollte es die Möglichkeit geben, unser Grossgepäck (Koffer & Birdys mal zwei) zu deponieren. Chic! Die in Japan überall präsente Lieferfirma mit dem Logo der schwarzen Katze war uns selbstverständlich bekannt, aber wir hatten bislang nicht gewusst, dass sie auch Gepäck aufbewahren. Und das nach über 10 Jahren Japan-Erfahrung!

Die Angestellte war sehr nett, denn eigentlich waren die Velos knapp zu gross (selbstverständlich hatte sie erstmal nachgemessen), aber sie nahm sie zu unserer Erleichterung doch entgegen. Andere Gepäck-KonkurrentInnen gab es ja schliesslich nicht, und die YEN 400 pro Stück bezahlten wir gern. Denn so konnten wir nun unbeschwert den Zug Richtung Tomioka besteigen.

Da mein Koffeinspiegel schon bedrohlich im Minusbereich lag, hätte ich mir noch vor der Abfahrt gerne einen Kaffee geholt. Aber die Zeit war zu knapp. Der nächste Zug der Jōshin Dentetsu-Bahn fuhr bald, und wir wollten (durften) keine Zeit verlieren, schliesslich war es schon kurz nach Mittag.

Das Ziel waren die «Stätten der Seidenproduktion Tomioka» . Schon seit Jahren haben Imai-san und ich über den Besuch dieser Seidenfabrik aus der Meiji-Zeit gesprochen. Nun konnten wir uns dieses Unesco-Weltkulturerbe gemeinsam anschauen, und dann auch noch bei wunderschönstem Frühlingswetter. Denn wie erwartet waren die Temperaturen in der Ebene wieder angenehm, und die Kirschblüten strahlten wieder um die Wette.

Wir hatten noch Glück, dass zu dieser Zeit – trotz Corona – noch ein «eingeschränkter Besuch» möglich war. Gemäss Website waren die Gebäude geschlossen, aber man sollte wohl noch «etwas» sehen können. Daher freuten wir uns, dass wir den Besuch nicht ganz streichen mussten.

Die Zugsfahrt bis zur gut 20 Kilometer entfernten Bahnstation Jōshū-Tomioka dauert knapp 40 entschleunigende Minuten. Am sehr schönen, neuen und modern gestalteten Bahnhof (im Backstein-Stil und mit edlen Toiletten) war kaum ein Mensch zu sehen, geschweige denn andere Touristen. Der kleine Stadtbus war fast leer, auch Taxis waren kaum zu sehen. Wir liefen die ca. 10-15 Minuten zu Fuss bis zur Seidenfabrik durch menschenleere Strassen. Die Geschäfte waren mehrheitlich geschlossen. Tomioka wirkte sehr traurig und verlassen, und es schien, als hätte das Städtchen seine grössere Zeit längst hinter sich. Nur wegen Corona? Wir wissen es nicht.

Nahe beim Fabrikeingangs gab es ein kleines, im französischen Stil gehaltenes Kaffee, das Café Drôme – wie das gleichnamige Departement südlich von Lyon. Endlich ein Kaffee – dachten wir. Endlich ein paar Gäste – dachten wohl die Inhaberinnen. Denn zum Entzücken der Beiden entschlossen wir uns zu einer kurzen Pause, um uns vor der Besichtigung noch etwas zu stärken.

Danach kauften wir die Eintrittstickets zur Seidenfabrik – und waren doch etwas überrascht: Voller Preis, ohne Abschlag, trotz der Einschränkungen. Nun ja, der Unterhalt der riesigen Anlage braucht eben auch Support. Und obwohl vieles nicht zugänglich war, konnten wir uns doch ein recht umfassendes Bild von der grossen Seidenspinnerei machen. Die Beschreibungstafeln waren allesamt draussen, und via QR-Code kann man sich den mehrsprachigen Audioguide aufs Handy laden. Imai-san überliess mir dazu ihr Smartphone (ich hab ja nur Prepaid, und ausserdem keine japanische SIM-Karte…).

Zur Seidenproduktion war viel zu erfahren. Angefangen von den wenig ansehnlichen Raupen, die mit vielen, vielen Maulbeerblättern gefüttert werden müssen, bis sie irgendwann beginnen, sich zu verpuppen. An sich können Maulbeerbäume (z.B. in Italien) sehr stattliche Bäume werden. Für die regelmässige Ernte der Blätter werden sie niedriger bzw. buschig gehalten.

Die Entwicklung der Kokons wird dann gestoppt (durch Erhitzen), und nach mehreren weiteren Prozessschritten erfolgt die Abwicklung der Kokons bis zur Rohseide. Ein Kokon besteht aus ca. 800 Meter Faden!

Die Tomioka Seidenproduktion besteht aus zwei grossen, schönen Lagerhäusern aus Backstein im Meiji-Stil. Die weiteren Gebäude wie die Maschinenhalle, das Wohnhaus des Verwalters, die Wohngebäude der Arbeiterinnen und Direktoren oder auch die Krankenstation sind dagegen Holzbauten. Diese sind teilweise in besorgniserregendem Zustand und bedürfen irgendwann (wenn nicht bald) einer umfassenden Renovation.

Ein einsamer Guide freute sich auf die wenigen BesucherInnen und erklärte Details zum sehr prächtigen, riesigen Wohnhaus des aus Frankreich kommenden Verwalters Paul Brunat und seiner Familie. Gleich daneben zeigten einige Kirschbäume ihre volle Blütenpracht.

Manche Gebäude wirkten so, als wären sie erst vor Kurzem verlassen worden. Viele Renovierungsarbeiten sind im Gang, und vieles wartet noch auf die Instandsetzung – eine enorme und finanziell aufwändige Sache. Tomioka wird hier noch viel staatliche Unterstützung benötigen. Aber es lohnt sich in jedem Fall, dieses besondere Erbe zu bewahren. Hoffen wir, dass der Corona-Einbruch hier keine zu heftigen Auswirkungen haben wird…

Nach gut eineinhalb Stunden waren wir durch. Sofern die Gebäude wieder zugänglich sein werden, sollte man also mehr Zeit mitbringen. Für uns war es so passend gewesen, und durch den kleinstädtischen Mix aus alten Gebäuden in unterschiedlichen baulichen Zuständen und wenig ansehnlichen Häusern liefen wir zum Bahnhof zurück.

Dort weckte der nett gemeinte Leihschirm-Ständer noch unsere Aufmerksamkeit. Eine bunte Ansammlung aus Schirmen, an denen man sich bei Bedarf bedienen kann. Nett.
Ob sie die vielen Corona-Sicherheitsmassnahmen überleben werden?

Das kleine Bähnchen brachte uns zurück nach Takasaki, wo wir unser Gepäck abholten und den Zug zur Nachbarstadt Maebashi bestiegen, ca. 15 Minuten entfernt. Dort hatten wir Zimmer im Dormy Inn direkt am Bahnhof gebucht, unserer Lieblingshotelkette mit stets heissen Gemeinschaftsbad im obersten Stock, inklusive kleinem Rotemburo (Aussenbecken).

Blieb nur die Frage des Frühstücks. Man hatte uns per Mail informiert, dass das Frühstücksbuffet aufgrund der Pandemie aufgehoben worden war. Die Massnahme an sich war nachvollziehbar, nicht aber, dass Dormy Inn gar keine Frühstücksoption mehr anbot.  Imai-san hatte daher mehrfach gemailt und gefragt, wo und wie denn in Maebashi gefrühstückt werden konnte. Das Ergebnis fiel ausserordentlich mager aus, was nicht grade für Maebashi sprach. Somit stellten wir uns auf Automatenkaffee und kaltem O-Bento aus dem Kombini ein…

Aber siehe da, wir wurden beim Check-in angenehm überrascht. Es würde doch ein Hotelfrühstück geben. Was unseren fünftägigen Aufenthalt natürlich etwas entspannter machte. Denn die Aussicht, sich die nächsten Tage morgens noch mit leerem Magen etwas zum Essen suchen zu müssen, war doch wenig erquickend gewesen. Daher freuten wir uns über diese überraschenden News. Manchmal muss man den Dingen einfach etwas Zeit zur Entwicklung geben.

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Japanisch/日本語版

三日間、草津温泉でたくさん見たり、温泉に入ったり、美味しい料理を食べました。今は出発です。晴れましたが、昨日の降った雪で、とても寒いです。

朝御飯後、私達はホテルのバスで草津温泉バスターミナルに行って、路線バスで長野原草津口に行って、電車に乗り換えて、高崎に到着します。あの駅の案内所で郁子さんに大きな荷物預かりについて聞いてもらいました。幸いヤマトに置くことができたのは嬉しかったです。ですから荷物なしで富岡製糸場に行けます。いいですね。長い間、郁子さんといつも見物で話しました。今日一緒に旅行できるのはとても幸せです。😊

上信線の電車で高崎から上州富岡まで40分掛かります。到着するときびっくりしました。別の観光客がいないし、全部はとても静かだし、それに大抵の店はしまっていました。

駅から製糸場まで15分ぐらい歩きます。今は1時半です。富岡製糸場の近くに、小さいフランスのスタイルのカフェがあります。「やっとコーヒー」と思います。「やっとお客様」あの二人の店員もそう思うでしょう。コーヒーを飲んだり、ケーキも食べたりします。そして皆は嬉しいです。😉

続いて製糸場に入ります。あの明治時代に開設した工場は2014年に世界遺産になりました。新型コロナウイルスなので建物に入るのはだめです。外だけ見物できます。あまり人もいません。

いろいろな建物は木造家屋と煉瓦造りの建物で、それを見られるし、歴史も習うし、それに製糸もたくさんしています。展示パネルがあって、携帯電話でオーディオガイドもあります。とても面白いです。1時間半ぐらい掛かる見物の後で、駅に歩いて、次の電車で高崎に戻ります。高崎で荷物を取って、そしてJR電車で隣町の前橋に行きます。前橋の駅の近くあるドーミーインホテルに予約しました。晩御飯は、ショッピングモールで寿司を食べて、そしてホテルの風呂に入るのを楽しみにしています。

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