Tobe – 砥部

Unseren ersten Veloausflug planten wir am Samstag ins Porzellanzentrum Tobe, ca. 15 km südlich von Matsuyama. Seit unserem letzten Japan-Aufenthalt sind wir ja Porzellanfans geworden. Aber wirklich nur aus rein praktische Gründen, denn zum Servieren eines japanischen Essens braucht es einfach passendes und vor allem viel Geschirr, da das Essen ja in vielen Miniportionen serviert wird, und nicht alles auf einem Teller.

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An kleinen Schüsselchen, Schälchen, Plättchen kann man also nicht genug haben. Und nachdem uns letzten März/April bei unserem ersten Tobe-Besuch diesen Sachen noch zaghaft angenähert haben, gab es beim Ausflug nach Arita (dem bekanntesten Herstellungsort) kein Halten mehr Die japanische Post hatte jedenfalls ihre helle Freude an unseren Paketen. Aber es fehlt halt immer noch was. Also auf nach Tobe, an einem etwas unschönen Weg durchs Industriegebiet und direkt an der Schnellstrasse entlang.

Ausflug nach Tobe

Immerhin mit breitem Gehsteig für das gefahrlose Radeln. Wegen der Hitze und Schwüle mussten wir allerdings an jedem zweiten / dritten Kombini einen Boxenstopp einlegen. Dumm nur, dass das alles, was man in sich hineintrank, buchstäblich durch die Poren wieder herausfloss. Grässlich.

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Nichtsdestotrotz kann man bei so einer Tour wieder sehr hübsche Entdeckungen machen. Zum Beispiel sahen wir nun zum ersten mal überhaupt ein Reisfeld mit ?reifem Reis?. Und die Präfektur (=Kanton) Ehime ist, neben Kyushu, auch das Land, in dem jede Menge Zitronen & Orangen blühen bzw. wachsen.

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Ehimes Spezialität: Zitrusfrüchte

Die Touristeninfo war wegen des Obon-Festes geschlossen. Also verschafften wir uns in der Tobe Schauhalle & Museum nochmals einen Überblick.

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Die Schau ist sehr empfehlenswert zu Beginn eines Besuchs, denn es gibt Beispiele von allen ca. 80 Töpferwerkstätten zu besichtigen. So kann man sich gezielt für einen Besuch in der Töpferei entscheiden, deren Stil einem am besten gefällt.
Den Unterschied zwischen dem Porzellan aus Arita und Tobe kann man übrigens auch als Laie sehen, zumindest was das Gebrauchsgeschirr angeht. Tobe-Geschirr, das seit dem 18. Jh. hergestellt wird, ist eher dick und schwer und vom Stil eher in helleren Blautönen gehalten.

Es fällt schwer, hart zu bleiben ...

Arita- oder Imari-Porzellan, mit einer fast 200 Jahre älteren Tradition, ist häufig kunstvoller, viel feiner und es dominieren dunkle Blautöne. Kenner mögen mir verzeihen, wenn das sehr vereinfacht ist …

Die Werkstatt ‚unseres‘ bevorzugten Meisters fanden wir noch aus unserer Erinnerung her.

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Eine andere, die uns interessiert hätte, war (Obon!) leider geschlossen. Also radelten wir noch auf ein kleines (gemeines) Plateau hoch, was den Schweissfluss nochmals ausserordentlich extrem förderte …

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Besonders gut gefiel uns das neue Gebäude einer Werkstatt, gebaut aus Zedernholz, mit hohen verglasten Räumen. Es riecht in diesen traditionell gebauten Häusern unheimlich toll nach dem Holz der Japanzeder, ein wunderbarer, zitrusartiger Duft. Es hatte sogar ein kleines Café, in dem wir uns mit einem leckeren, eisgekühlten Kaffee um einige Grade herunterkühlen konnten. Nach Essen war uns bei diesen Temperaturen eh nicht.

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Da die Besichtigungen einzelner Werkstätten insgesamt recht zeitaufwändig ist, kann man die Aktion etwas einfacher gestalten. An der Hauptstrasse gibt es grosse Ausstellungshallen, die Unmengen an Porzellanwaren vieler unterschiedlicher Töpferwerkstätten verkaufen. Dort kann man auch Essen und auch selbst Rohporzellan bemalen. Das wird dann gebrannt und nach Hause geschickt. Leider nicht in die Schweiz.
Diese Hallen sind jedoch recht touristisch, bieten überwiegend Durchschnittsware und sind, nach unserem Eindruck, eher etwas teurer.

Dagegen fanden wir einen kleineren Laden direkt in Tobe, geführt von einem älteren Ehepaar, der eine erstaunlich breite Auswahl verschiedener Werkstätten hatte. Auch etwas speziellere Ware. Wie sie uns erzählten (hurra, unser Japanisch funktioniert!) läuft es bei ihnen nicht mehr so gut, da viele Touristen sich nur mit einem Schnellbesuch begnügen und Porzellan nur noch an der Hauptstrasse einkaufen. So waren sie über unseren Besuch recht zufrieden.

Beim Radeln durch die kurvigen kleinen Strässchen von Tobe kamen wir an jede Menge Gemüsegärten vorbei, mit prächtigen Auberginen, Gurken und anderen Dingen, die wir nicht kennen.

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An der kleinen Kiwiplantage machten die Früchte bereits einen recht essbaren Eindruck. Und wie in der Schweiz oder in Deutschland gibt es jede Menge kleiner Stände, in denen man für 100 oder 200 Yen Gemüseportionen kaufen kann.

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Zurück auf dem Weg nach Matsuyama, dick behangen mit allerlei Tüten, radelten wir wieder entlang der Schnellstrasse, die nun gar nicht mehr so schnell war, sondern eher ein einziger grosser Stau. Das kannten wir schon von letztem Jahr, mit dem kleinen Unterschied, dass wir damals mit dem Bus mittendrin standen. Also, unser heisser Tipp für Samstags-Ausflüge nach Tobe: Bloss nicht mit dem Bus oder Auto, lieber mit dem Velo.

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