Takachiho 2 – 高千穂 (08.-09.04.24)

Am Montagmorgen war regenmässig und wie prognostiziert «Landunter», und dies dauerhaft. Zum Glück hatten wir gestern fast alle Sehenswürdigkeiten – zumindest die ohne Auto erreichbaren – bereits erfolgreich «abhaken» können. Nun hatten wir noch einen ganzen Tag, und es war Zeit für Optionales – die Takachiho-Kür.

Nach dem Frühstück ging es wie üblich los, «bewaffnet» mit den zu kleinen Hotelschirmen, nochmals in Richtung Schlucht, um die feucht-entspannende Romantik des sanft prasselnden Regens auszukosten. Diesmal liefen wir die Strasse linkerhand hinunter, um später die Treppen an der Brücke wieder hinaufzusteigen. Die einzigen Touristen waren wir beileibe nicht. Hotspot bleibt eben Hotspot, bei jedem Wetter. Und waren und sind das Grün und die Felsen nicht noch eindrücklicher im tropfenden Nass? Und tost das Wasser nicht noch gewaltiger? 😉

 

Auf dem Rückweg bot die wolkenverhangene Bergwelt noch einen schönen abschliessenden Blick.

Wie liefen zurück, bogen aber noch in Richtung Strassenraststätte bzw. Michi-no-eki ab, der nur zweihundert Meter entfernt an der Hauptstrasse liegt. Dort gibt es wie gewohnt lokale Spezialitäten zu kaufen, in diesem Fall süsse oder salzige Omiyage, aber auch Grüntee aus der Takachicho-Gegend sowie – natürlich – den lokalen Shōchū, ein Destillat aus Getreide, Reis oder auch Kartoffeln, die Spezialität von Kyūshū. Ausserdem gibt auch ein kleines Essensangebot, für das wir aber noch zu satt waren.

Zurück beim Hotel trennten sich unsere Wege. Ich fühlte mich – nicht zuletzt wegen des zu kleinen Schirms – bereits ziemlich eingenässt. Thom dagegen wollte trotz allem noch eine Runde durch Takachiho drehen. Daher zog er weiter, während ich es mir in der Hotellobby gemütlich machte. Allzulange wartete ich nicht auf seine Rückkehr. Er war dann noch durchnässter…

Während der weiteren Trocknungspause im Zimmer recherchierten wir, wie wir wohl zu einer weiteren Sehenswürdigkeit gelangen könnten, dem sogenannten «Tonneru no eki» (Tunnel-Bahnhof), ca. 4km entfernt. Dort lässt der Shōchū-Produzent Kagura-Shuzo seine Produkte im ehemaligen Eisenbahntunnel der Takachiho-Bahn reifen. Zudem würde man auch probieren können. Also nichts wie hin.

Gemäss Google sollte ein Bus in Takachiho abfahren, und wir fanden sogar die Bushaltestelle, allerdings konnten wir auf dem Abfahrtsplan anhand der spärlichen Angaben, Richtungen und Fahrten schwerlich ausmachen, was passte. Während wir so grübelten, ob wir den Bus möglicherweise gerade verpasst hatten, stoppte plötzlich ein nummerierter Kleinbus, und der Fahrer fragte uns, wo wir hinwollten. Tonneru no eki? Klar, bitte einsteigen, nach 5 Minuten waren wir schon da, und bezahlten sogar nur YEN 200 für uns beide. Was war das denn gewesen?

Wir vermuten, dass wir einen Vorgeschmack erhalten haben, wie sich der ländliche öffentliche Verkehr weiter entwickeln wird. Zahlreiche regionale Buslinien können für die inzwischen sehr betagten und wenigen Fahrgäste kaum noch aufrecht erhalten werden. Wie lange wohl diese Minibus-Lösung auf diversen Strecken bestehen bleiben wird? Wir waren froh, dass unser Ausflug so in Schwung gekommen war, aber wir hatten noch Glück gehabt. Sich ohne Auto auf dem Lande fortzubewegen wird zunehmend schwieriger.

An unserem Ziel, der ehemaligen Bahnstation angekommen, widmeten wir uns noch kurz den dort ausgestellten Eisenbahnwaggons sowie der alten Lok, die dort im Regen wie als Mahnmal stand, bevor wir den alten Tunnel mit seiner kostbaren Ware besichtigten.

Die lange Reihe Fässer ist beeindruckend, und unverkennbar riecht es alkoholisch und nach Fasskeller. Einige Tafeln erläutern auch den Produktionsprozess des Shōchū.

Das Omiyage-Geschäft liegt gleich neben dem Tunnel. Es tat sich an diesem Montagnachmittag nicht viel, und im Shōchū-Bereich standen wir erst einmal etwas ratlos vor den vielen Flaschen. Was war der Unterschied? Lesen und erkennen? Mit den vielen Schriftzeichen ein Ding der Unmöglichkeit, und wir hatten ja sowieso keine Ahnung.

Ein älterer Mitarbeitender mit Schürze und Maske kam zu uns, und auf unsere entsprechende Frage gab er sehr erfreut und kundig auf Japanisch Auskunft, erläuterte uns den Produktionsprozess der verschiedenen Sorten aus Weizen, Reis oder auch Buchweizen und die jeweiligen Unterschiede. Und gab uns zu allem die entsprechenden Kostproben. Wir waren entzückt: Endlich bekamen wir mal einen richtigen Eindruck von diesem Getränk, welches uns vor Urzeiten (2007) bei einem ersten Versuch überhaupt nicht überzeugt hatte. Das hier war was anderes.

Spannend war auch der weitere nette Austausch über die Unterschiede zu Wein, Bier oder Sake (zumindest zu den ersten beiden können wir ja eine umfangreiche Erfahrung vorweisen… 😉), und wenn in der Kommunikation mal ein Wort zu kompliziert war, half der Google-Translator auf dem Smartphone. Zum Glück konnten wir uns nach dem Kauf einiger feinen Flaschen und beim Abschied bei dem Herrn noch mit einem Schweizer Schokolädchen bedanken.

Fehlte nur noch der Rückweg. Ob es einen Bus zurück gab, war unklar. Hilfsbereit wurde uns auch hier ein Taxi gerufen. Damit waren wir schnell wieder zurück in Takachiho, wo wir uns am Coop-Supermarkt absetzen liessen, um noch etwas zum Abendessen zu besorgen. Hatte ich bereits erwähnt dass es immer noch regnete?

Wir waren froh, gegen halb fünf wieder zurück im Hotel zu sein. Es war der verdiente Feierabend und es lockte ein gemütlicher Ausklang im Zimmer. Nicht weltbewegend, aber immerhin trocken.

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