Seit Montag drücken wir ja wieder die Schulbank. Es war schön, ein paar freie Tage zur Eingewöhnung zu haben, nun sind wir ganz überrascht, wie schnell die erste Woche vergangen ist.
Zwischen 6 und 6.30 Uhr hiesige Zeit (Japanzeit ist übrigens minus 7h) stehen wir auf. Da es im Appartement leider fast unerträglich warm ist, und wir weiterhin auf die Klimaanlage verzichten, ist das Frischegefühl nach dem Duschen nach ca. 5 Minuten wieder verschwunden.
Vor dem Duschen und Anziehen ist übrigens Reis aufsetzen wichtig (im Reiskocher), sonst gibt?s nichts zum Frühstück. Wir essen ganz traditionell ein klassisches japanisches Frühstück mit Reis, Misosuppe und einigen Kleinigkeiten: Tsukemono und getrocknetem Fisch oder Natto oder Tofu.
Dann gibt es die tägliche Koffeinzufuhr bei ‚unserem‘ Starbucks. Die Starbucks-Frauen haben uns übrigens als alte Stammkunden nach 1 1/2 Jahren wieder erkannt und sich mit uns gefreut.
Danach radeln wir die 5 Minuten zum EPIC, dem Ehime Prefecture International Center. Dort fängt um 10 Uhr unsere Privatstunde an.
Unsere ‚alten‘ vier Lehrerinnen Matsuo-san (im Bild), Inoue-san, Tamai-san und Imai-san unterrichten uns abwechselnd. Jede hat ihren eigenen Stil, mal geht es nach Lehrbuch, mal quatschen wir über das Thema Kochen oder etwas speziell Japanisches. Nächste Woche haben wir aber auch eine ‚Wunsch-Stunde‘: Japanische Lebensmittelkunde im Supermarkt!
Gegen 12 Uhr gehen wir ein Mittagessen kaufen. Überall in den Supermärkten gibt es O-Bentos, also Lunch-Boxen zu kaufen, die frisch zubereitet werden und sehr lecker schmecken. Bei uns fällt der Lunch aber wegen der Hitze meist etwas einfacher und kälter aus, z.B. ein paar Futo-Maki oder Inari-Sushi und ein Gurken-Algen-Salat. Nach Restaurant ist uns bei 36°C gerade weniger. Hier übrigens eine nette Website mit Rezepten: https://www.sushirezepte.ch/40/MakiSushi/Futo_Maki.htm.
Das Mittagessen nehmen wir jetzt überwiegend an einem schattigen Platz im Park von Dogo ein.
Und man wird ebenso belagert wie überall auf der Welt, wo es etwas zu Futtern gibt. Dumm ist nur, dass der Reis bzw. die Sushi nicht so krümmeln wie irgendwelche Sandwiches. Die japanischen Tauben wirken auch viel schlanker … 😉
Um 13.30 Uhr fängt der Gruppenkurs Stufe IV an, den drei Lehrerinnen abwechselnd unterrichten. Eine davon ist wieder Inoue-san. Wir sind übrigens mächtig aufgestiegen: Im letzten März waren wir noch in Stufe II. 🙂
Die KlassenkameradInnen sind diesmal nicht ganz so interessant wie beim letzten Mal. Es sind vor allem ‚JETs‘ (Japan Exchange and Teaching Programme), mehrheitlich AmerikanerInnen und KanadierInnen zwischen Mitte Zwanzig und Mitte Dreissig, die in der Präfektur Ehime Englisch in den Mittelschulen unterrichten. Sie kennen sich natürlich alle, auch von den vorherigen Kursen, und so kommen wir weniger miteinander ins Gespräch. Vermutlich können sie mit uns ‚deutschen Oldies‘ nicht unbedingt viel anfangen … 😉
Es sind noch zwei, drei Studierende von der Universität, z.B. Petra, eine deutsche Austauschstudentin aus Freiburg. Dann Matthias, ein Deutschlehrer, der ebenfalls Sprachferien macht. Boku-san, ein Chinese, ist hier mit einer Japanerin verheiratet.
Lustig ist, dass wir uns mit einigen, z.B. Chan-san, einem der chinesischen Studierenden, wirklich auf Japanisch unterhalten müssen, denn er kann kein Englisch. Die Konversation funktioniert sogar ganz gut. Philosophische Themen schneiden wir derzeit aber noch nicht an … 🙂
In jeder Lektion kommt ein neues Grammatik-Thema, es geht also zügig voran. Auch Hausaufgaben gibt es, die eingesammelt und kontrolliert werden. Wir sind also gut beschäftigt.
Um 15.30 Uhr ist der Unterricht zu Ende, und wir müssen wieder einen Kaffee trinken. Bei Starbucks ist es dann recht voll von Schülerinnen und Schülern. Also ist an Lernen bzw. Aufbereiten der Lektionen weniger zu denken.
Spätnachmittags sollte man bei Starbucks auch nicht unbedingt sein Velo ins Halteverbot stellen (s. Blogeintrag vom 19.3.2009). Sonst kommt tatsächlich der Velo-Aufräumdienst.
Das Abendprogramm fällt derzeit unterschiedlich aus. In unserem Appartement fühlen wir uns zwar sehr wohl, aber es ist nach der ewigen Dauerhitze eher ein Backofen, und so halten wir es drinnen nicht sehr lange aus. Es gab bisher auch keinen „normalen“ Tisch zum Sitzen, bis Thom vorhin einen in der Ecke stehenden zusammenschrauben konnte. Gut, dass wir einen japanischen Schraubenschlüssel besitzen!
Irgendwie müssten wir noch einen gekühlten Lernort finden. Zum Beispiel in einer der Bibliotheken im Ort. Die sind aber allesamt schon mit Schülern besetzt, und ausserdem herrscht dort absolute Funkstille. Sprechen und Gruppenarbeit verboten. Na, mal sehen, ob wir noch etwas entdecken. Die Erkundung läuft weiter, Fortsetzung folgt.