Ein Hauch von Griechenland: Shōdoshima / 小豆島

Es war Samstag, und so war morgens spürbar weniger Verkehr auf der Strasse als die letzten Tage. Die Birdies kannten den Weg von unserem Hotel zum Hafen Takamatsu jetzt langsam auswendig, und für die grosse Fähre würden wir sie heute nicht zusammenfalten, was uns das Mittragen der Taschen ersparte. Die Mitnahme eines Fahrrads kostet den Kindertarif bzw. halber Preis. Das war uns die Bequemlichkeit wert. Wir waren zeitig am Fährhafen und hatten Zeit für ein paar Fotos.

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Uchinomi Ferry würde uns – und zahlreiche Samstagsausflügler – nach Kusakabe bringen, einem östlichen Fährhafen auf Shōdoshima und Ausgangspunkt unserer geplanten, kleinen Velotour. Auf der Fähre konnten wir unsere kleinen Räder gut abstellen, und der Fährangestellte band sie fürsorglich fest – sogar mit Klötzchen unter den Rädern gegen mögliches Wegrollen.

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Das Passagierdeck war rappelvoll, und die Stimmung der Shōdoshima-Reiselustigen bestens, was mit entsprechendem Lärmpegel verbunden war.

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Dass Japaner bei entsprechenden Gelegenheiten durchaus lauter werden können, hatte ich mal erwähnt (s. Beitrag Hakone). 😉  Die einstündige Fahrt war lebhaft und kurzweilig, und als wir in Kusakabe von Bord gingen, waren wir plötzlich in Griechenland!

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Shōdoshima ist der erste Ort in Japan, in dem Oliven angebaut worden sind. 1908 wurden die ersten Bäume angepflanzt, und seit geraumer Zeit ist die Insel auch mit der griechischen Insel Milos verpartnert, was eben entsprechende Spuren hinterlassen hat. Jetzt ist Shōdoshima das Olivenzentrum Japans, mit entsprechendem Maskottchen: Shima-chan (geklautes Foto…).

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Vor dem Besuch des Olivenzentrums radelten wir aber noch zu einer anderen Spezialität der Insel, nämlich Shōyu, Sojasauce. Mehrere Firmen haben ihren Sitz einige Kilometer südlich von Kusakabe, und so steuerten wir Kinryu an, wo die freundliche Firmenchefin uns einen Blick auf die alten Soyasaucenbottiche werfen lies, und uns die Unterschiede zwischen den verschiedenen Saucen erklärte. Ihre Sauce wird offenbar wirklich noch nach alter Methode hergestellt.

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Da wir diese wirklich gut fanden, kauften wir auch gerne zwei (nicht zu grosse) Fläschchen zum nach Hause schicken. Ein eigentliches, grosses Sojasaucen-Museum der Firma Marukin liegt noch etwas weiter südlich. Den Besuch merken wir uns für eine nächste Reise vor.
Entlang der Strasse ging es wieder zurück nach Kusakabe und dann entlang der Küstenstrasse Richtung Tonoshō, wo ca. 3 Kilometer weiter der Olivenpark
(小豆島オリーブ公園) beheimatet ist.

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Neben wirklich vielen und auch gut einhundert Jahre alten Olivenbäumen gibt es auch eine richtige griechische Windmühle, griechisch anmutenden Gebäude, eine supermoderne echte Olivenölpresse und entsprechende Infrastruktur (Omiyage-Shop und Restaurant), denn selbstverständlich kommt jeder Reisebus hier vorbei, und die Leute kaufen Olivenprodukte, was das Zeug hält: Süssigkeiten, Kekse, Schokolade, Eis und viele Kosmetika. Erstaunlicherweise war nur ganz wenig, richtiges Olivenöl zu probieren. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Vermutlich ist es einfach zu exklusiv. Das eine, was wir probieren konnten, schmeckte aber sehr authentisch und würzig, und besser als das, was bei uns durchschnittlich in den Supermärkten angeboten wird.

Es war Mittag, und wir bekamen im Restaurant endlich mal ein ganz normales, reguläres Mittagessen in Form von Spaghetti mit Oliven-Pilzsauce. War gut. Thom probierte dann auch noch das Oliveneis (??), fand aber nicht genau heraus, wonach es schmeckte…

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Noch ein bisschen wanderten wir in den Plantagen herum und bewunderten die wirklich vollhängenden Bäume. Die Oliven werden überwiegend von Hand geerntet, was die Bäume schont und der Qualität sehr zugute kommt. Wir sahen später auch ein älteres Ehepaar, was mit der Ernte und Auslese der Früchte beschäftigt war.

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Durch die griechische Windmühlen ein Werk der griechischen Partnerinsel, fühlte man sich fast wie am Mittelmeer!

 

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Inzwischen hatte das Wetter etwas zugezogen und so schauten wir, dass wir weiterradelten. Entlang der Strasse nach Tonoshō zu fahren, ist nicht unbedingt ein landschaftlicher Höhepunkt, aber auf dem breiten Fuss-/Radweg entlang geht es eigentlich ganz gut. Es gibt zwei längere, aber massvolle Steigungen, nach denen es auch wieder zügig hinunter geht, und so sind die ca. 15 Kilometer kein grosses Problem.

Der letzte Programmpunkt unserer Tour hiess „Angel Road“, eine Sandbank, die drei kleinere Inseln miteinander verbindet und bei Ebbe begehbar ist.

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Auf Shōdoshima gibt es natürlich noch sehr viel mehr zu sehen, es ist ja die zweitgrösste Insel in der Seto-See, nach Awaji (siehe auch Shōdoshima Tourismus). Aber das war/ist mit dem Velo in einem Tagesausflug natürlich nicht zu bewältigen. Und ähnlich wie in Awaji sind die Berge nicht zu unterschätzen. Mal quer durchradeln wäre nicht so ganz einfach.

So begnügten wir uns also mit unserer kleinen Tour und bestiegen in Tonoshō  wieder das grosse Fährschiff, wo wir uns die Fahrzeit unter anderem mit Porträtfotos vergnügten.

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In Takamatsu empfing uns das viermastige Segelschiff, das wir schon morgens bei der Ankunft in Kusakabe bewundert hatten, mit anmutiger Beleuchtung in der Dunkelheit. Ein hübscher Abschied vom Fährvergnügen in der Seto-See. In den nächsten Wochen würden wir wieder ausschliesslich auf dem Landweg unterwegs sein.

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