Shizuoka – letzter Tag – 静岡市、登呂遺跡, 静岡県立美術館

Die Nacht von Montag auf Dienstag regnete und gewitterte es die ganze Nacht nochmals heftig. Was hatten wir gestern Glück gehabt bei unserem Ausflug!
Also konnte der Tag gemütlicher angegangen werden: Frühstück und Mails lesen und mit den Arbeitskolleginnen schreiben. Denn es ist leider etwas passiert während meiner Abwesenenheit: „Meine“ Bibliothek wurde durch einen Brand in Mitleidenschaft gezogen!
Und ich sitze tausende von Kilometern entfernt!! Und ich hätte mit vielem gerechnet, aber sicher nicht damit … Immerhin kamen keine Menschen zu schaden, und sie ist auch nicht abgebrannt. Zwar „nur“ Russ und Gestank, aber sie ist jetzt wegen der Reinigungsarbeiten geschlossen. Und nun mussten/müssen die Kolleginnen alles regeln. Grossartig.  🙁

Thom und ich gingen dann erst einmal zur Post und gaben ein neues Paket auf die Reise. Ein kleiner Stadtbummel bei undichtem Himmel, ein Starbucks-Kaffee sowie ein Besuch im Shizuoka City Museum of Arts liessen den Vormittag rasch vergehen.

Gegen Mittag klarte das Wetter tatsächlich wieder auf, und wir zogen mit den Birdys los zum nächsten Besichtigungsziel, die Ausgrabungsstätte Toro. Kultur und leerer Magen vertragen sich allerdings nicht, so gingen wir – es lag tatsächlich auf dem Weg – nochmals bei Kappa-Sushi vorbei, um dem kleinen Hunger mit ein paar gesunden Sushi zu begegnen. Und ja, o.k., wir geben es  zu: Wir wollten einfach gerne nochmals den Sushi-Shinkasen ausprobieren! 🙂

Kappa-Sushi1

Kappa-Sushi2

Kappa-Sushi3

Toro, das ehemalige Dorf aus der Yayoi-Zeit, liegt nur ein paar hundert Meter vom Ryokan der Fujisakis entfernt, sehr grob zwischen der Küste und dem Zentrum Shizuokas.

Toro1

Auf Kyushu haben wir 2009 bereits eine ehemalige Siedlung der Yayoi-Zeit, Yoshinogari, besichtigt. Toro ist kleiner, aber ebenfalls sehr bedeutsam, da hier erstmals Überreste des Nassreisanbaus aus dem 1. Jh. n. Chr. gefunden worden sind. Erst vor kurzem ist das neue, sehr informative Museum eröffnet worden. Im Bild ist es im Hintergrund zu sehen, im Vordergrund die alten, nun wieder aktivierten Reisfelder & Thom.

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Die Aktivitäten dieses Museums sind ausgesprochen nett: Museumsbesucher – vor allem Kinder –  können das Leben der Siedlungsbewohner handwerklich nachvollziehen: Reis pflanzen, Reis dreschen, Feuer machen, Holz schnitzen…

Toro3

Toro2

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Und der Ausstellungsteil mit den Fundstücken (Werkzeuge etc.) ist ebenfall sehr gut gestaltet.

Toro7

Die Ausstellung war der einzige Teil, den man bezahlen musste. Alles andere war gratis, und selbst das Gelände mit den Nachbauten der Siedlung ist nicht mal eingezäunt! Das hat mich mit am meisten beeindruckt. Offensichtlich ist Vandalismus kein Thema hier.

Das Aussengelände selbst ist nicht sehr gross, und nur eine Handvoll Hütten sind wieder rekonstrukiert worden.

Toro8

Doch wir fanden das absolut ausreichend. Interessant war noch ein Detail: dass die einstigen Toro-Bewohner ihre Reis-Vorratshütten mit der gleichen Konstruktion gegen krabbelnde Tiere geschützt haben wie im Tessin bzw. im Wallis, nämlich die tellerartigen Schranken an den Hausstelzen. Da scheint sich doch eine Idee international bewährt zu haben.

Toro5

Beim Verlassen des Toro-Bereichs entdeckten wir noch ein weiteres Museum (man kennt die Zeichen für Kunstmuseum = 美術館 ja schliesslich schon), das Shizuoka Municipal Serizawa Keisuke Art Museum.

Textilmuseum-Toro

Hier wird die Sammlung von Stempeldrucken eines inzwischen verstorbenen lokalen Künstlers, Serizawa Keisuke, gezeigt. Eine recht japanische Angelegenheit, aber doch interessant anzuschauen, da die Drucke auf Stoff und Papier wirklich schön waren.

Weil alle guten Dinge drei sind, fuhren uns unsere flotten Velos noch zum nächsten Museum, dem Shizuoka Prefectural Museum of Art, ca. 7-8 km entfernt, wobei der letzte Kilometer selbstverständlich mal wieder den Berg hinaufführte …

ShizuokaMuseum1

Die Sammlung des Museums war derzeit nicht zu sehen, schade. Dafür gab es eine sehr umfangreiche, aktuelle Ausstellung zum französischen Maler Hubert Robert  (von dem ich allerdings noch nie gehört hatte). Und die zweite wichtige Sammlung des Museums, Skulpturen von Rodin, die sich einem separaten, modernen Anbau befinden.

Shizuoka-Museum2

So kann man in Shizuoka unter anderem einen Guss des Denkers sowie des Höllentors von Rodin betrachten. Ein anderer, älterer Abguss des Höllentors steht ja bekanntlich vor dem Kunsthaus Zürich. 😉

Shizuoka-Museum3

Shizuoka-Museum4

Shizuoka - Höllentor

Eine Idee fand ich besonders hübsch und sehr japanisch: Man konnte sich einen Origami-Denker selbst falten! Und wie viele Leute das taten! Es gab eine richtige kleine Galerie von Origami-Denkern auf einer Brüstung!

Shizuoka-Denker-Origami

Shizuoka-Denker-Origami2

Ich hab es mit dem Falten versucht, aber nicht geschafft. Es hätte auch zu lange gedauert. Origami ist mir noch etwas rätselhaft. In Japan ist das aber ein grosses, verbreitetes Hobby, und viele Leute bringen ruckzuck einen Kranich und ähnliches zustande.

Mit der Schliessung des Museums um 17:30 Uhr umrundeten wir noch kurz das Museum von aussen und machten uns auf den Heimweg. Wieder grob Richtung Stadtzentrum, immer mal wieder eine Strasse rechts und wieder geradeaus.

Zum Abschluss unseres letzten Shizuoka-Abends gönnten wir uns nochmals kalte Soba-Nudeln in dem Restaurant, in dem man sich den frischen Wasabi selbst reiben durfte. Sehr lecker, erfrischend und überdies auch noch günstig. Soba ist inzwischen unsere Nummer 1-Nudel. Leider schmecken sie zuhause nicht ganz so gut. Es fehlt wohl die Japan-Schwüle und -Atmosphäre … Oder ich muss an meiner Zubereitung (z.B. des kalten Dipps) noch etwas üben. 🙂

 

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