Shizuoka –> Aomori - 静岡から青森まで

Auch am nächsten Morgen war der Himmel sehr verhangen, und zwischen Aufstehen, Frühstück und Packen kamen immer wieder recht kräftige Schauer herunter. Da wir heute Shizuoka verlassen würden, war uns das fast egal. Das einzig Wünschenswerte war, in einigermassen trockenem Zustand den Bahnhof zu erreichen…

Shizuoka Morgen

Wir hatten Glück und erwischten gegen 9 Uhr tatsächlich eine Regenpause, schoben Koffer und Birdys zu unserem Abfahrtsort, tranken noch einen Kaffee, und dann ging es los. Unsere längste Shinkansen-Fahrt stand uns bevor: Von Shizuoka via Tokyo nach Aomori, ganz im Norden der Hauptinsel Honshu, sind es 900 km, die man mit einer (schnelleren) Shinkansen-Verbindung in 5 h zurücklegen kann. Ziemlich ordentlich, finde ich.

Der Fuji-san zeigte sich heute leider nicht mehr, es war zu bewölkt. Schade, ich hätte ihn gerne nochmals vom Zug aus gesehen, man kommt relativ dicht an ihm vorbei.

Ausser den Menschenmassen am Bahnhof Tokyo sowie der Aussicht auf ein paar Hochhäuser bekamen wir nichts von der Hauptstadt zu sehen.

Tokyo Eki

Tokyo Eki 4

Unser Aufenthalt dort liegt nun über 6 Jahre zurück. 2006, bei unserer allerersten Japan-Reise, haben wir dort 5 Tage verbracht. Die Riesenstadt hat uns damals ziemlich gefordert. Inzwischen spielen wir mit dem Gedanken, vielleicht irgendwann, ggf. im Winter, uns dort mal für 2-3 Wochen ein Appartement zu mieten. Das ist erstaunlicherweise gar nicht so teuer, wie ich mal recherchiert habe. Jedenfalls billiger als sich – über den gleichen Zeitraum – in einem Hotel einzuquartieren. Die Appartements sind zwar recht klein, aber dafpr mit allem ausgerüstet (Waschmaschine, Reiskocher).

Da wegen Obon (und somit der Haupt-Ferienwoche) alles hoffnungslos überfüllt war, hatten wir eine gute Stunde Aufenthalt in Tokyo. Es war durchaus kurzweilig, dem ganzen Rummel, den ein- und ausfahrenden Shinkansen-Zügen und den vielen Leuten zuzuschauen. Von Einzelreisenden, kompletten Familien und Sportgruppen schob sich wirklich alles über die Bahnsteige. Die wenigen westlichen Touristen gingen komplett unter, und in den Norden wollten sie wohl auch nicht fahren.

Tokyo Eki 2

Tokyo Eki 5

Unser Shinkansen nach Aomori hielt nur an wenigen Stationen. Es dauerte auch erstmal, bis wir das Ende des Ballungsraums Tokyo hinter uns gelassen hatten. Die Landschaft, die an uns vorbeiflitzte, veränderte sich nach und nach, wurde wieder bergiger (viele Tunnels), und mehr Nadelbäume prägten die Vegetation. Ansonsten ist, wie ich früher mal erwähnt habe, der Shinkansen der wirklich falsche Zug, um etwas von Japan zu sehen. Bei mindestens Tempo 250km/h sieht man wirklich nicht mehr, wo man ist, es sei denn, man kennt alles schon. Ausserdem: Je bergiger die Landschaft ist, desto mehr Tunnels gibt es. Und die können auch recht lang sein, so dass man gelegentlich das Gefühl bekommt, man sässe in einer superschnellen U-Bahn…

Daher wissen wir auch nicht genau, wann wir durch Fukushima gekommen sind. Die Landschaft jedenfalls, die sich uns auf der Fahrt zeigte, wirkte ländlich, friedlich und hübsch, und zu wissen, dass das Gebiet nun zu einem Teil verstrahlt ist, wirkte bedrückend.

Während der Obon- bzw. Ferienzeit kann man die Fahrt in vollen Zügen in Japan wirklich geniessen, und das ist nicht nur ein blosses Wortspiel: Lärm machen, laute Konversation mit Nachbarn, Telefonieren mit dem Handy ist absolut verpöhnt. Und man hält sich daran. Die Handy-Telefoniererei hat nach unserer Wahrnehmung nach auch hier deutlich zugenommen, doch jeder verlässt beim Klingeln mehr oder weniger fluchtartig das Abteil und telefoniert draussen. Das würde ich mir auch bei uns wünschen!

Das Ruhegebot gilt aber auch für Kinder, die wirklich leise sein müssen, was von den Müttern auch sehr kontrolliert wird. Die Kinder lernen hier sehr früh, dass man im Abteil keinen Lärm machen darf, aber manchmal ist das gar nicht so einfach.
Die letzte Stunde unserer Fahrt befreundeten wir uns mit einem kleinen Zappelphilipp vor uns, der seiner Mutter wirklich viel zu tun gegeben hatte.

Zappelphilipp

Gut dass die Sitznachbarin sich noch einschaltete, die dann gleich „Oba-chan“ (Oma) gerufen wurde. Er durfte dann doch auf dem Sitz herumturnen, entdeckte uns dann, und fand das recht spannend. Die Akrobatik gefiel der Mutter zwar nicht unbedingt, aber da er so friedlich blieb, war es wohl in Ordnung.

In Aomori kamen wir am neuen Shinkansen-Bahnhof an, die Strecke ganz in den Norden Tohokus, ist erst 2010 fertig gestellt worden. Bis ins Stadtzentrum zum alten Bahnhof sind es dann noch knappe 10 Min. mit dem Lokalzug.

Aomori

Unser Hotel war diesmal das einer bekannten Business-Hotelketten Japans, das Route-Inn Aomori. Die Business-Hotels sind sehr praktisch und günstig: Sie liegen meist in Bahnhofsnähe, die Zimmer sind mit allem ausgerüstet, was man so braucht. Zudem gibt es auch noch Münz-Waschmaschinen und -Trockner, und das Frühstück ist häufig inklusive. Grosser Nachteil: Die Zimmer sind teilweise erschreckend eng. Koffer aufklappen (jedenfalls so einen grossen, wie wir haben) kann schon mal zum Problem werden, und zu zweit kommt man grade so aneinander vorbei. Dieses Hotel hatte mich mit einer besonderen Attraktion geködert: ein öffentliches Bad mit warmem Quellwasser im 2. OG, dessen Benutzung natürlich inklusive war. Da lebt man flächenmässig doch gerne mal ein paar Tage bescheidener. 🙂

Route-Inn Aomori

So konnten wir also nach der Ankunft aus dem Zug direkt ins Hotelbett, respektive ins warme Bad fallen. Ausgesprochen angenehm, wenngleich es im Winter noch ein bisschen schöner wäre als bei sommerlichen Temperaturen.

Leider hatten wir das trübe Wetter nach Aomori mitgenommen, und ausser etwas Spazieren gehen am Abend unternahmen wir nicht mehr viel. Aomori verwirrte uns auch etwas. Die Stadt ist mit nicht ganz 300’000 Einwohnern „überschaubar“, insgesamt wirkte alles jedoch nicht so ganz rausgeputzt, wie wir es von Shizuoka oder Matsuyama gewohnt sind. Sind wir schon zu verwöhnt??  Überrascht waren wir auch über die relativ hohen Preise der Restaurants. Auch das Angebot an Sushi/Sashimi in den drei lokalen Kaufhäusern war recht bescheiden. Hängt es damit zusammen, dass Tohoku die eher ärmere Region Japans ist? Das es weniger touristische Highlights gibt?

Da uns das Angebot in den Restaurants an diesem Abend nicht wirklich zusagte, machten wir dann der Einfachheit halber wieder mal ein Zimmer-Picknick. Im Kaufhaus kauften wir diverse Kleinigkeiten (kaltes Gemüse, Salat, Umami-Kleinigkeiten (z.B. Edamame oder eingelegte Gurken). Nicht dass wir zum Essen gehen zu knauserig gewesen wären, aber wir wussten schlicht nicht, wo wir hingegehn sollten. Und ein Picknick mit frisch zubereiteten Sachen aus dem Supermarkt bzw. dem Kaufhaus ist dann einfach die für uns stressfreiere Variante. „WISIWYG“-Food: What you see is what you get.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Dies und das und getaggt als , , . Fügen Sie den permalink zu Ihren Favoriten hinzu.

Kommentare sind geschlossen.