Shirakawago – 白川後

Freitag, unserem letzten Tag in Takayama hiess es dann endlich ‚Unesco-Ausflug‘ nach Shirakawago und Gokayama, den Weltkulturerbe-Dörfern. Und würde die Busgesellschaft unsere Velos (in der Tasche) mitnehmen? Beim Ticketkauf sagte ich jedenfalls nichts, und als wir viele andere Touristen mit Koffern sahen, hatten wir auch gar kein schlechtes Gewissen.

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Die Verbindung Takayama – Kanazawa via Shirakawago ist nämlich sehr beliebt. Thom und ich hatten einen Besuch auch bei unserer ersten Reise (Mai/Juni 2006) kurz angedacht, angesichts mangelnder Zeit damals aber wieder verworfen.

Shirakawago ist von Takayama aus mit dem Express-Bus in knapp einer Stunde zu erreichen. Von den 80 Kilometern der Strecke führen schätzungsweise 35 Kilometer durch Tunnels. Diese sind aber nach allerneuesten Standards: Fluchtwege, Jets an den Decken, sehr breit … Das Weltkulturerbe hat wohl Auflagen. 😉
Nach diesen Berg-Ferien sind wir überzeugt, dass nicht die Schweiz die Tunnelbauer-Nation ist, sondern ganz sicher Japan.

Der Tag war sonnig, der Himmel blau – Sommeridylle bei 30°C in den japanischen Alpen. Komisch, ich hätte nicht gedacht, dass ich diese Temperatur mal als ganz angenehm ansehen könnte. 😉

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Shirakawago ist kein eigentliches Museumsdorf sondern ein Ort, in dem die Menschen in den Unesco-geschützten Häusern auch immer noch wohnen. So muss an schönen Tagen halt auch die Wäsche trocknen … 🙂

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Und auch der Reis muss geerntet werden.

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An einem Haus waren sie am arbeiten. Was für ein Glück, das mal zu sehen.

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Das Dach besteht übrigens aus einer Art Schilfrohr, das in ganz Japan wächst, und uns schon auf unseren früheren Reisen aufgefallen ist.

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Einige der Häuser sind von Innen zu besichtigen, die meisten jedoch nicht. Die vielen ‚Keep out‘-Schilder zeigen, dass die BewohnerInnen den Unesco-Rummel nicht nur positiv sehen. Die Anzahl der Omiage-Shops mit örtlichen Leckereien ist umwerfend. Und die Busladungen von Menschen sind kaum zu übertreffen.

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An Wochenenden muss der Ansturm gewaltig sein. Andererseits profitiert die abgelegene Gegend ja enorm davon. Es hat halt immer zwei Seiten.
Und manche BewohnerInnen sehen es offenbar auch mit Sarkasmus. 🙂

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An sich ist das Dorf auch ohne Velo gut machbar, aber so konnten Thom und ich den Kern sehr viel schneller erkunden und den Radius etwas erweitern. Zum Beispiel gab es den Super-Aussichtspunkt für die Postkartenansicht. Das hiess ca. 5 Min. den steilen Berg hoch strampeln.

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Das ging zwar nur wenig schneller als zu Fuss, bis wir oben waren, aber wir waren natürlich wieder wesentlich schneller unten als die Fussgänger. 🙂

Nach dem Mittagessen (Soba, was sonst) fuhren wir im Tal ein kurzes Stück nach Süden und einige Kilometer nach Norden.

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Immerhin gab es ein paar nette Ansichten aufs Tal.

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Doch sehr ergiebig war es nicht, und das Velofahren in den japanischen Bergen macht – wegen engen Strassen und der vielen noch engeren Tunnel – keinen Spass, zumindest mir nicht. Wenn man will und muss, geht es schon. Aber wenn es nicht sein muss … Thom hatte ursprünglich den Plan, nach Gokayama zu radeln, ca. 15 Kilometer entfernt. Über die Hauptstrasse wäre das nicht möglich gewesen. Zwar fanden wir die ganz alte, ursprüngliche Strasse, aber diese war völlig verlassen und der Weg war vermutlich doppelt so lang. Der Verzicht fiel mir nicht schwer …

So nahmen wir am Nachmittag wieder den Bus zurück nach Takayama und radelten lieber dort noch etwas durch die Stadt. Zum Beispiel stiessen wir noch auf den 1200 Jahre alten Ginkgobaum in einer kleinen Tempelanlage.

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Der Baum ist unglaublich gross und dicht, und sein Laub sah auch sehr prachtvoll und gesund aus. Erstaunlich, und man bekommt schon etwas Ehrfurcht. Dass in Japan alte Bäume oft als heilig angesehen werden – oft werden sie auch mit so genannten Bannseilen umwickelt – finde ich völlig nachvollziehbar.

In den letzten Tagen waren wir aus „organisatorischen“ Gründen meist am Mittag Essen gegangen. Das hiess dann abends „Zimmerpicknick“ im Hotel. Nicht weil es uns zu teuer gewesen wäre. Man kann in Japan sehr günstig Essen gehen. Aber es war uns einfach zu viel. So bestand unser Abendessen aus Bier, einigen Keksen (superleckere Pfeffer-Reiscracker von der Firma Kingodo) und einem O-Nigiri, einem Reisküchli mit Füllung. Hier trinken wir übrigens das lokale Takayama-Bier. Das hatte einen ziemlich stolzen Preis. Thom hat gemutmast, es wird vermutlich nur für Touristen gebraut …

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Freitag war dann Abreise aus Takayama angesagt. Mit dem Expresszug „Hida“ ging es nach Nagoya, von dort nach Osaka. Die 2 1/2 stündige Zugfahrt lohnt sich, da der Zug einem schönen Flusstal folgt.

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Gar nicht so viele Tunnels. Und zum ersten mal sahen wir endlich auch mal Teeplantagen, wenn auch kleine. Wir hatten uns nämlich langsam schon gefragt, wo denn in Japan der gute Tee wächst …

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