Shirahama Halbinsel-Velotour (13.3.24)

Am nächsten Morgen war das Wetter immer noch schön und klar, aber weiterhin stürmisch. Bei Sonnenaufgang sahen die leicht rosa Wolken fast aus wie in einem Anime-Film.

Nach dem Frühstück ging unsere Velofahrt in nördliche Richtung, und wir kamen nochmals ziemlich dicht am Engetsuto vorbei. Viele Vorbeifahrende legten da ebenfalls einen Fotostop ein.

Erste Station war das Meeresaquarium der Kyoto Universität. Dort gibt es in zahlreichen Aquarien Fische und Lebewesen der hiesigen Küstengewässer zu sehen, und das war dann doch recht überraschend, was sich da alles tummelt. Der die Wakayama-Halbinsel umfliessende warme Kuroshio-Meeresstrom ermöglicht auch einigen tropisch-bunten Fischarten sowie zahlreichen anderen Meeresbewohnern das Dasein.

Grumpy fish

Auf der Nordseite der Halbinsel war die Küste flach und felsig, und hier schien eher das Paradies der Surfer und Taucher zu sein. Zwei Surfer waren auch unterwegs und flitzten bei dem Sturmwind pfeilschnell über das Wasser. Wir sahen Unterkünfte sehr unterschiedlicher Art, von günstigen Pensionen bis zum Luxus-Resort. Im Sommer musste sich hier einiges tun.

Der nächste Tagesordnungspunkt war wieder mal eine Fehlanzeige. Der Kanki-Schrein einige Kiloweiter im Ortsteil Ezura hatte mittwochs geschlossen. Nu ja, weit war es nicht, und so würden wir am nächsten Tag einen neuen Versuch starten. Dann erkläre ich auch, warum es insbesondere für Thom wichtig ist, unbedingt diesen Schrein zu besuchen.

Weiter ging es die Strasse entlang bis zum «Toretore Ichiba», einem grossen Einkaufs- und Fischmarkt. Bereits einige hundert Meter davor waren junge Leute mit Koffern unterwegs, und dort tummelte sich tatsächlich gross und klein, Tourist und Halbinselbewohner, um einzukaufen. Alle Touristen stürzten sich primär auf die «Omiyage», die regionalen Spezialitäten und Mitbringsel. Viele kauften auch den sagenhaft frischen Fisch in ziemlich grossen Portionen, der in grossen Styropor-Boxen mit viel Eis kühlgehalten wurde.

Man konnte einem Profi zusehen (und zuhören), wie ein Thunfisch zerlegt wurde, und die einzelnen Stücke dann auch gleich kaufen.

Sushi, Sashimi und auch Gemüse und Obst war superfrisch zu haben, und im anderen Teil der Halle und auch draussen vor dem Markt gab es Gegrilltes und weitere zubereitete Speisen. Wir griffen eine grosse Sashimi-Schale für uns gemeinsam nebst zwei Bieren für einen zünftigen japanischen Zmittag, setzten uns nach draussen in die Frühlingssonne und genossen das sagenhaft feine Picknick.

Bevor wir weiterfuhren mussten wir allerdings noch in den Omiyage-Shop. Eine der Spezialitäten von Wakayama sind – nebst einer Vielzahl von Zitrusfrüchten –  Umeboshi, in Essig eingelegte Pflaumen. Die sind zwar überall zu haben (auch in Zürich 😉), aber hier waren sie mit Honig oder mit Salz noch abgerundet. Diese wollten wir unseren Lehrerinnen Ikuko-san und Inoue-san mitbringen – zusammen mit den aus Zürich importierten essbaren Geschenken.

Wie nun weiter am Nachmittag? Die Hauptsehenswürdigkeiten waren praktisch abgearbeitet, es blieb noch die Möglichkeit, sich einen echten Pandabären in der «Adventure World Shirahama» anzusehen. Dieser Zoo und Vergnügungspark lag mehr oder weniger auf dem Rückweg der Runde, es ging allerdings in der Mitte der Halbinsel ziemlich steil bergauf. Als wir oben endlich schnaufend und schiebend angekommen waren, mussten wir feststellen, dass auch der Park am Mittwoch Ruhetag hatte. Naja, so war der Schlenk gut für die Kondition und interessant allemal. Zurück und bergab ging es natürlich umso flotter.

Zurück in Shirahama stoppten wir kurz im Hotel, um kurz danach wieder aufzubrechen und einige «Murals» zu suchen. Diese waren uns hier und da schon am Vortag aufgefallen, aber dass diese einen Zusammenhang hatten, bzw. ein Konzept dahinter stand, begriffen wir erst, als wir einen Prospekt entdeckten. Die Wandmalereien sind allerdings über die gesamte Halbinsel verstreut, aber zwei, drei, konnten wir noch in Shirahama bewundern und fotografieren. Da eines direkt am Strand war, besuchten wir auch diesen noch. Mit unseren Schatten wirken wir noch grösser und hübsch  schlank – man sieht, wie tief die Sonne bereits stand.

 

Damit war das Tagesprogramm schon wieder abgearbeitet und wir brachten Kameras und Birdys zurück ins Hotel. Die Birdys hatten übrigens einen sehr edlen Stellplatz zugewiesen bekommen: Wir durften sie trocken und «auf Teppich» in einem nicht genutzten Versammlungsraum  abstellen, und die Türe wurde vom sehr freundlichen Personal auch sorgsam abgesperrt.

Gerne hätten wir im selben Restaurant nochmals etwas zu Abend gegessen, aber, ohje, es war Mittwoch – Ruhetag. Merke: Dienstage und Mittwoche sind schwierige Zeiten in Shirahama.

Zum Glück war Thom am Nachmittag auf der Rückfahrt ein Okonomiyaki-Restaurant ein paar hundert Meter entfernt aufgefallen, also gingen wir dorthin. «Kirin-ya» erwies sich als sehr traditionelles Okonomiyaki-Restaurant, sowohl für die Osaka- als auch die Hiroshima-Variante des reichhaltigen, würzigen und dicken japanischen Pfannkuchens. Okonomiyaki (お好み焼き) heisst übersetzt «auf Wunsch/nach Belieben gebraten», wir hatten ja 2020 in Hiroshima gute Bekanntschaft damit geschlossen (siehe Blogbeitrag).

Wir wurden freundlich empfangen, es war rappelvoll  und hinter dem riesigen Teppanyaki-Tresen standen gleichzeitig drei Frauen, vor sich jede ca. 4-6 Okonomiyaki. Die Teppanyaki-Schaufeln wirbelten, die Kellnerinnen (auch ältere Frauen) wuselten hin und her, und es herrschte eine sehr geschäftige, sympathische und sehr authentische Atmosphäre. Das Besondere hier: Jeder Tisch hatte seine eigene Teppanyaki-Platte, damit das gute Stück beim Essen noch schön warm bleibt. Die Bestellung erfolgt über einen kleinen Touch-Bildschirm am Tisch und das Menü ist auch in Englisch verfügbar.

Selten ist bei Okonomiyaki allerdings eine echte Vegi-Variante, meist gibt es sie nur mit Fleisch, uns so müssen wir immer erst fragen, ob das weggelassen werden kann. Hier gab es eine fleischlose Variante mit: Austern. Naja, nicht wirklich vegi, geschweige denn vegan, aber immerhin. Bei uns teure Delikatesse, in Japan fast Massenware. Schmeckte hervorragend. Und auch die Beilage, Tofu mit Kimchi, war eine ungewöhnliche Kombination und sehr gut. Da hatten wir doch ein weiteres, gutes und bodenständiges Lokal entdecken können und wieder jede Menge dazugelernt.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Japan, Wakayama und getaggt als , , . Fügen Sie den permalink zu Ihren Favoriten hinzu.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert