Shingū (新宮市)

Japanisch/日本語版

(01./02.04.2020)
Wie erwartet war es am nächsten Morgen immer noch trüb und regnerisch. Unser Zug nach Shingu, unserem nächsten Ziel auf der Wakayama-Halbinsel, würde erst um 11 Uhr fahren. Wir hatten also noch genügend Zeit zum Frühstücken und unsere Sachen zusammenzupacken. Allerdings wollten wir noch O-Miyage in Form von Grüntee-Keksen (für die lieben KollegInnen zuhause) kaufen und diese dann per schneller Post nach Hause schicken. Auch gab es noch genügend Material für ein langsames Paket. Sprich wir würden nochmals das kleine Postamt beim Geku aufsuchen. Das Gepäck konnten wir noch im Hotel stehen lassen.

Pünktlich um 9 Uhr betraten wir den Mitbringsel-Laden, kauften die Süssigkeiten und liefen zur winzigen Postfiliale mit den freundlichen Angestellten, wo wir in üblicher Arbeitsteilung (Thom füllt das Paket, ich fülle die Formulare aus) werkelten. Allerdings gab es erst einmal eine unangenehme Überraschung: Der SAL-Versand, sprich die halbschnelle und -günstige Variante des Paketversands ab Japan, war ab heute eingestellt. So ein Mist. Nun sassen wir auf den vielen frisch gekauften Sachen und wurden sie nicht mehr los. Langsam-Versand war keine Option, denn ihr Haltbarkeitsdatum war relativ kurz. So blöd.
Die Postangestellte inklusive Filialleitendem zeigten sich ehrlich bekümmert mit unserem Schicksal, konnten aber natürlich nichts tun. Also mussten die vier Packungen wieder mit und irgendwie in den Koffer gequetscht werden. Immerhin konnten wir die langsame Fracht mit einem «Funabin-Paket» (Versand per Schiff, Dauer 3 Monate) loswerden.

Nach Abholung des Gepäcks tranken wir nochmals einen letzten Kaffee im schönen «Terrace», bevor wir uns und unser Gepäck im Regen die paar Meter weiter zum Bahnhof schleppten.

Zuerst ging es mit dem lokalen Bähnchen fünf Bahnhöfe weiter zu einem Ort namens Taki. Von Ise kommend kann man dort in den JR Limited Express «Nanki» (von Nagoya nach Kii-Katsuura) steigen, der uns ohne viele Stopps nach Shingū bringen würde. Die Fahrt dauert lang: Fast drei Stunden benötigt der Zug für die ca. 150 km. Naja, bei dem Wetter hatten wir Zeit genug.

Der Umstieg vom Lokalbähnchen in den Expresszug war wie erwartet: Wir standen auf einer Plattform mehr oder weniger in den Feldern und Bauernhäusern. Und wie gewohnt hatten wir unser Schwergepäck auch wieder treppauf-treppab über eine alte Überführung wuchten müssen. Jedoch ging alles gut, und wir sassen kurze Zeit später im «Nanki» mit einem sehr freundlichen Schaffner, der kaum etwas zu tun hatte. Normalerweise wären die Waggons sicher gut gefüllt gewesen. Nun war es kaum eine Handvoll Passagiere, die im Zug sassen.

Schade war nur, dass es heute mit der Aussicht auf der landschaftlich schönen Linie nichts werden würde. Aber wir würden ja, nachdem wir nun noch eine Weile in Japan verbringen würden, nochmals nach Ise zurückkommen. Zweite Chance.

Somit konnten wir die Fahrt lesend und arbeitend verbringen. Thom hatte sein Buch, und ich brütete über einem längst fälligen Blogbeitrag. Und betrachtete verstohlen und mit wachsender Faszination unseren Sitznachbarn vor uns, der zunehmend merkwürdiger wurde. Der gut gekleidete, mittelalte Japaner, Typ Business-Mann, war eine Station nach uns eingestiegen, setzte sich genau vor uns, und packte umgehend eine Flasche Sake aus, die er dann nach und nach leerte. Nach der Hälfte der Flasche fing er an, Selbstgespräche zu führen, und schimpfte dann eine Weile vor sich hin, nachdem der Zug eine unsanfte Bremsung gemacht hatte, und der halbvolle Becher Sake auf seiner Hose gelandet war. Er leerte die ganze Flasche, und als er in Owase ausstieg und bedrohlich über den Bahnsteig in Richtung Ausgang schwankte, machte ich mir fast ein bisschen Sorgen…

Pünktlich – wie stets in Japan – erreichten wir um halb zwei Uhr Shingū, wo es gerade in Strömen goss. Zuerst warteten wir noch etwas im Bahnhof, aber der Regen machte keinerlei Anstalten, weniger zu werden. Zum Hotel waren es nur 5-10 Minuten zu Fuss, aber so ging das gar nicht.
Thom fragte einen der wartenden Taxifahrer in einem relativ grossen Auto, ob er bereit wäre, uns mit viel Gepäck das kurze Stück zum Hotel zu fahren. Und tatsächlich konnten wir rasch alles einladen und er brachte uns für wirklich wenige Yen zu unserem Domizil der nächsten Tage, dem Business-Hotel «New Palace», welches wir wegen der ruhigen und bahnhofsnahen Lage gewählt hatten. Und natürlich auch, weil es ein schönes Hotelbad gibt. 😊

Zu dieser frühen Stunde kann man in Japan noch nicht aufs Zimmer, und so gaben wir das Gepäck ab, liehen uns Schirme und gingen nochmals raus. Zum Glück hatte der kräftige Regen von vorhin nun endlich nachgelassen und wir konnten uns im Einkaufszentrum hinter dem Hotel einen Überblick über das Nahrungsmittel-Angebot verschafften. Schliesslich waren wir ja fünf Nächte hier, und wir mussten ja schauen, wie wir uns versorgen konnten. Sehr viele Restaurants gab es in der Nähe nicht, und das Hotelrestaurant war wegen Corona geschlossen.

Wie sich herausstellte, würde uns der Supermarkt im Einkaufszentrum die nächsten Tage gut mit frischem Sashimi, Sushi oder O-Bento verpflegen. Am frühen Nachmittag war kaum ein Mensch dort. Später, als wir nochmals hingingen, um unser Abendessen zu kaufen, waren es einige Einkaufende mehr.

Wir liefen die Strasse hoch und runter, aber auch dort war alles sehr ruhig. Daher kehrten wir bald wieder ins Hotel zurück, wo wir unser Zimmer beziehen, Wäsche in der Hotelwaschmaschine waschen und es uns etwas gemütlich machen konnten.  Denn wir mussten ja auch überlegen und planen, wie wir unsere nächsten Wochen weitergestalten wollten. Und uns um eine Rückflugmöglichkeit kümmern. Finnair war bis dato noch nicht erreichbar gewesen…

Am nächsten Morgen (02.04.2020) schien endlich wieder die Sonne – eine Wohltat nach dem viertägigen Dauerregen. Wir waren auch deshalb erleichtert, weil wir das Shingū-Besichtigungsprogramm jetzt (wie geplant) per Velo abarbeiten konnten. Die drei sehenswürdigen Schreine, der alte Burgberg sowie das «Floating Island» liegen gut verteilt im Stadtgebiet. Shingū ist mit ca. 27’000 Einwohnern zwar nicht sehr gross, hat jedoch die japanübliche, weitläufige Ausdehnung.

Erst einmal starteten wir mit einem ordentlichen Frühstück am Buffet im Hotel, unter allergrössten Hygienevorkehrungen, die von einer Aufpasserin streng überwacht wurden: Hände desinfizieren, und dazu noch Plastikhandschuhe. Maske am Buffet sowieso. Eigentlich alles logisch.

Nachdem wir uns bei der Touristeninformation mit einem Stadtplan und Infomaterial versorgt hatten, radelten wir zuerst mal kurz ans Wasser. Das Meer war spiegelglatt, der «Strand» bestand vor allem aus Kieselsteinen in allen möglichen Grössen, die im Wellengang ein interessantes Geräusch von sich gaben.

Wir radelten weiter zum nächsten Programmpunkt, dem Kamikura-Schrein. Es ist einer der ältesten Schreine in der Kumano-Gegend, wohl älter als die drei Kumano-Taisha-Schreine (in Shingū, Nashi und Hongū) und liegt auf einem kleinen Felsplateau oberhalb der Stadt. Oberhalb heisst: Erstmal 500 sehr steile und sehr alte Steinstufen zu erklimmen. Dort geht auch ein Wanderweg hoch in die Wälder und Hügel, und daher waren nicht nur Pilgernde unterwegs, sondern auch einige Wanderer.

Der winzige Schrein klebt unterhalb des riesigen Felsblocks Gotobiki-iwa, der als heilig gilt, unschwer zu erkennen am Strohseil, dass ihn umschlingt. Die perfekte Szenerie wurde dann noch jahreszeitengerecht durch den blühenden Kirschbau ergänzt. Fast ein bisschen viel Bilderbuch-Japan… Doch die spirituelle Atmosphäre mit dem wunderschönen Blick über Shingū und aufs Meer gefiel uns ausnehmend gut.

Nun hiess es, den steilen Weg mit unseren Normal-Schuhen wieder nach unten zu kommen. Ein bisschen mulmig war uns, denn die Stufen waren recht ausgesetzt und uneben. Gesichert war auch nichts. Und wir beide sind solche ausgetretenen Bergpfade auch nicht wirklich gewohnt. Daher waren wir durchaus erleichtert, wieder wohlbehalten bei den Velos anzukommen.

Auf unserem Weg zum zweiten Schrein kamen wir zufällig durch Shingūs alte Einkaufspassage. Wie nahezu überall in Japan ist auch diese stark in die Jahre gekommen, und die meisten der zahlreichen Läden waren geschlossen oder standen leer. Offenbar gibt es aber Bemühungen um Wiederbelebung, denn wir standen plötzlich vor einem nagelneuen Kaffee mit Lunchangebot und einer Spielecke für Kinder. Betrieben wurde dieses von einer handvoll Frauen, wohl ein Gemeinschaftsprojekt. Eine gute Sache, und daher nahmen wir gerne die Gelegenheit wahr, um unseren täglichen Koffeinbedarf zu decken. 😊

Weiter ging es zum Asuka-jinja, dem wohl ältesten Schrein der Gegend, in der Nähe des Flussufers.

Einige Fotos später radelten wieder zurück ins Stadtzentrum, um unsere kleine Mittagspause auf dem einstigen Burgberg von Shingū zu verbringen. Wir hatten uns in der Früh in einem kleinen Lädchen noch mit diversen Zitrusfrüchten eingedeckt. Die Amanatsu-Früchte waren wahnsinnig gut. Der vitaminreiche Snack war zwischen dem üppigen Frühstücksbuffet und einem (noch nicht definierten) Abendessen genau richtig.

Die Tankaku Burg ist während der Meiji-Zeit zerstört worden und besteht nur noch aus den beeindruckenden Festungsmauern und einem Plateau mit sehr schönen Kirschbäumen, die gerade rechtzeitig in Blüte standen. Daher auch d e r Hanami-Spot in Shingū, wie wir feststellten. Denn es waren ausser uns noch ein paar BesucherInnen mit Kameras da.

Nach dem Castle folgte die Hauptsehenswürdigkeit, der Kumano Hayatama-Taisha, einer der drei Haupt-Schreine des Kumano-Pilgerwegs. Neben dem Tempelgebäude war auch der alte Kampferbaum auf dem Schreinsgelände sehr beeindruckend.

Auch dort war kaum eine Handvoll Personen unterwegs, und die Keksverkäuferin auf dem grossen Platz freute sich, als wir ihr eine Packung der süssen Wegzehrung abkauften.

Vom Schrein radelten wir dann die Strasse Richtung Kumano Fluss, in der Hoffnung, die Bootsanlegestelle für Sightseeing-Fahrten auf dem Kumano-Fluss zu finden. Allerdings entpuppte sich die Strasse als Sackgasse, und so stellten wir unsere Räder ab und gingen etwas im beeindruckend breiten Flussbett spazieren. Sooo viele Flusskiesel in allen erdenklichen Grössen – ein Paradies für Steinesammler!!
Zwar sahen wir dann auch eines der Boote, mit denen man eine Fahrt auf dem Kumano Fluss unternehmen kann. Wie man diese aber finden könnte, war uns ein Rätsel. Es sollte sich erst später lüften…

Last but not least radelten wir wieder zurück und zur letzten Sehenswürdigkeit von Shingū, der „Schwimmenden Insel (Floating Island)“. Bei diesem Naturdenkmal handelt es sich um ein spezielles Biotop in einem Rest-Sumpf, das über Jahrhunderte überlebt hat, und mit ihm viele sehr seltene Pflanzen, die nur noch auf dieser ca. 5000 m2 grossen Wald-Insel existieren.
Es erübrigt sich natürlich zu erwähnen, dass wir die Einzigen waren… Wir umrundeten das kleine Waldstück, stapften über den schwankenden Holzsteg, und waren beeindruckt, dass dieses schwimmende Wäldchen überlebt hatte.

Zurück im Hotel machten wir kurze Pause nach dem gut ausgefüllten Tag. Wir wollten endlich mal wieder was Essen gehen, und das gestern ausgespähte Okonomiyaki-Restaurant schien uns eine gute Option. Als wir um 18:30 Uhr das Restaurant betraten, waren das Inhaberehepaar und die Kunden erstmal sehr überrascht. Das „No English“, was uns eher verhalten begrüsste, liess zuerst nichts Gutes ahnen, aber wir erwiderten freundlich: „Japanisch ist in Ordnung“, worauf wir umgehend am Tresen direkt am Teppan platziert wurden. Uff, geschafft, und so konnten wir, während wir an unserem bestellten Bier nippten, zusehen, wie unser ohne Fleisch geordertes Osaka-Okonomiyaki zubereitet wurde. Die Rollenaufteilung des Ehepaars war klar: Der Mann war für das Okonomiyaki und die Gästekonversation zuständig, die Frau für den Rest (Getränke, Handlangerarbeiten, Kasse).
Die drei neben uns an der Theke sitzenden Männer, schwatzten mit dem Wirt, und irgendwie meinte ich zu hören, dass es um uns ging. Aha, sie wollten wissen, woher wir kommen, und so fragten sie also den Wirt. Der sagte seiner Frau neben ihm „Frag die beiden, woher sie kommen“, was sie natürlich freundlich tat. O.k. verstanden, wir antworteten natürlich, die Frau gab die Antwort an ihren Mann weiter, und dieser dann an die Männer nebens uns am Tresen… So ging die Konversation über ein paar Runden hin und her – eine urkomische Situation, aber immerhin war das Eis etwas gebrochen, und wir konnten dann entspannt unser leckeres Okonomiyaki geniessen. Lange blieben wir dann aber nicht mehr, denn wir waren auch etwas müde vom Tag, und so kehrten wir ins Hotel zurück.

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Japanisch/日本語版

2020年4月1-2日 / 新宮の日記

今日、旅行を続けて、伊勢市から新宮市に行くつもりです。今も雨が降っています。ホテルの朝ご飯の後、電車の出発まで時間がありますから、荷造りをしたり、コーヒーを飲んだり、ゆっくりします。午前11時電車に乗って、多気駅で乗り換えて、そして特別急行列車に乗ります。紀勢本線で見晴らしがとてもよさそうですが、悪い天気なので、何も見られません。ですから、トマスさんは本をよんで、私はブログを書いています。そしてまえの座席に座る男の人を見ています。電車に乗ったあと、お酒の一本を抜いて、ちびちび飲んで、だんだん酔いが回ります。2時間後、電車を降りるとき、まっすぐ歩けません。少し心配しています。
13時半に新宮市に到着したら、ざあざあ降りの雨です。ホテルまで5分を歩きたかったですが、でも今できません。トマスさんはタクシー乗り場で大きい車の運転手と話して、そして幸いに短距離をタクシーでホテルに行きました。
早いので部屋に入れません。ですから荷物を置いて、雨の中散歩をします。ホテルの後ろの大きいスーパーマーケットを見に行ったり、レストランを探したり、ホテルに戻ったりします。新宮はとても静かだし、あまり人もいません。
チェックインした後、ホテルで洗濯をできたり、のんびりしています。レストランを見つけなかったので、もう一度スーパーへ晩御飯を買いに行きます。美味しい刺身やビールを買った後、部屋で食べます。早く寝ました。

次の日、やっと晴れました。コロナウイルスなのに、大きい朝食ビュッフェがあります。感染症対策のため、マスクとゴム手袋をつけなければなりません。作った料理や食べ物はとてもおいしいです。先ず自転車で新宮の観光案内所に行って、後で海の浜辺を見に行きます。静かな海を見るとき、波で面白い音がする大きい礫は始めて聞こえます。
次に、神倉神社を見に行きます。この神社は熊野速玉大社の神社です。10分坂道階段を登って、いい景色を見て、そして神に祈ります。静かでいい場所が好きです。下りた後で、二番の熊野大社と新宮城跡を見に行きます。新宮城跡公園でいい桜を見られるので、人が何人かいます。
三番の神宮は一番大きい熊野速玉大社です。この場所もとても静かです。自転車で熊野川沿い道を走って行って、広い川端で散歩をします。竹の林の近くで鶯がきこえて、川端できれいな小石が見られます。特別な事は新宮の浮島の森です。この沼の上に浮ぶ島を見るのは面白いです。

ホテルに戻ってから晩御飯までのんびりします。お好み焼きを食べにいきたいですから、6時半にレストランに入ったとき、レストランの主人とお客さんはとてもびっくりします。「英語はだめだ」と言いますが、「日本語は大丈夫だ」と私達は答えました。小さいレストランなのに、鉄板のカウンター前に座れます。ビールと肉なしの大阪スタイルのお好み焼きを注文したり、あとでビールをのみながら、作り方を見たりします。カウンターで隣に座る男の人達は好奇心が強いので、主人に「どこから来た」と聞きます。しかれば、主人は奥さんに「聞け」と言います。それから、奥さんは私達に聞きます。答えた後で、奥さんはご主人に言って、主人は隣の人に言います。同じやり方でいろいろな質問を聞きます。本当におかしくて、楽しいです。結局皆さんと直接に話します。美味しいお好み焼きを食べたあとで、ホテルに戻って、良く寝ます。

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