Shimabara und Unzen – 島原 と 雲仙 –

Die letzten beiden Tage waren wir etwas von der Aussenwelt abgeschnitten da wir den gut versteckten Internetanschluss im Zimmer etwas zu spät entdeckt haben.
Kumamoto haben wir am 5.4. verlassen. Der Bus fuhr uns zuverlässig zum Fährhafen, mit der Ferry haben wir die 30-Minütige-Strecke übers Meer zur Shimabara-Halbinsel überquert. Unser Ziel: Unzen.
Nach dem Dauerregen vom Tag vorher waren wir ja schon froh, dass es trocken war. Gesehen hat man nichts. Die Fährfahrt war trotzdem angenehm, das Schiff am Sonntag morgen zum Platzen voll mit Ausflugslustigen. Wir fielen als Riesen-Europäer wieder mal etwas auf. Hinter uns sass eine ältere Frau, die kaum über die Sitze schauen konnte, die gingen mir bis an den Rippenbogen reichen. Immer wieder wird mir bewusst, insbesondere in den öffentlichen Bädern, wie unheimlich klein die älteren Japanerinnen sind …
Die Kinder hatten in jedem Fall Spass, die Möwen zu füttern. Das gab nette Aufnahmen.

Auf der Fähre nach Shimabara

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Und das trübe Wetter bot eine gute Gelegenheit für „Hiroshi Sugimoto“-Imitate (–> Wikipedia).

Hommage an Hiroshi Sugimoto (Fotograf)

Da das Wetter sich vielversprechend zeigte, und wir zudem genügend Zeit hatten, legten wir einige Stunden Pause in Shimabara ein, dem kleinen Städtchen an der Ostseite der Halbinsel. Es gibt dort einige Sehenswürdigkeiten, z.B. die Burg, das Bächlein der 1.500 Kois, eine Samuraistrasse und mehrere Museen.

Shimabara Castle

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Samurai Strasse

Dann kamen wir doch noch etwas in Stress, denn im Vulkanmuseum dauerte die audiovisuelle Präsentation etwas länger als geplant, und den zeitlich angepeilten Bus mussten wir schon kriegen. Etwas hektisch radelten wir zum Fährhafen zurück (wo unsere Koffer im Schliessfach warteten) und klappten die Birdys in Rekordzeit zusammen. Alles ging dann gut, ausser dass wir mit unserem Riesengepäck etwa ¼ des Busses in Beschlag genommen haben. Der Busfahrer war zuerst weniger entzückt, aber es war Sonntag nachmittag, und es waren nicht allzuviele Leute unterwegs.
Die Ortschaft Unzen liegt auf etwas über 700m Höhe und ist ein bekanntes Touristen- und Badeziel. Der Vulkan und insbesondere die heissen Quellen prägen das Dörfchen, dass eigentlich nur aus Hotels und den wenigen Einwohnern besteht. Hier ein Grössenvergleich für alle Rosemänner: Bad Füssing ist dagegen eine Stadt. Aber dort dampft es eben nicht aus jeder Ecke. Die Sehenswürdigkeit in Unzen sind die Jigokus, die ‚Höllen‘.

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Sehr hübsch angelegt ziehen sich die Wege durch mehrere Areale, in denen es blubbert, gluckst, heiss dampft und ziemlich nach Schwefel stinkt.

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Das hat die örtliche Touristenbehörde liebevoll angelegt und mit Tafeln in drei Sprachen beschriftet.

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Unser Ryokan-Hotel war gut gewählt, mit englischsprachigem Personal, sehr guter Küche und sehr schönem Zimmer (aber keine Futons, sondern Betten). Das Wasser in den Bädern ist ziemlich heiss, es kam mir wesentlich wärmer vor als 42°C. Wir sind sehr zufrieden.

Ryokan Fukuyada

Am nächsten Tag musste nahmen wir die Hauptsehenswürdigkeit in Angriff, den Vulkan. Thom hatte die ‚phantastische‘ Idee, mit dem Velo die Mautstrasse bis hoch zum Nita-Pass zu radeln. Diese Idee unterbreitete ich dem freundlichen Herrn im Touristenbüro, und sein freundliches Lächeln wich umgehend einem völlig entsetzten Blick. Nein, dass sei unmöglich, die Strasse sei viel zu schmal. Um mir das auch wirklich glaubhaft zu machen, dass das nicht ginge, rief er extra noch die Mautstation an. Da war nichts zu machen. Nein, in Japan darf man dem motorisierten Verkehr nicht in die Quere kommen…

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Nun ja, ich war nicht masslos traurig darüber, es wäre vermutlich eine ziemliche „Tortour“ gewesen … Es ging dann auch anders, nämlich ein Stück mit dem Velo die Strasse hoch (und das war schon ziemlich steil) und dann 30 min. zu Fuss bis zum Pass.

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Dann nahmen wir die Ropeway bis hoch auf den Berg, wanderten dort noch ca. 1h herum und genossen das herrliche Wetter, die Aussicht und das Vogelgezwitscher.

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Noch ein paar Informationen über den Vulkan Unzen (eigentlich besteht dieser aus mehreren Gipfeln). Er gilt als einer der gefährlichsten Vulkane in Japan da er die unangenehme Eigenschaft hat, keine normale Lava auszuspucken sondern giftige Glutgaswolken von sich zu geben.

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Beim letzten Ausbruch verwüstete eine Vielzahl dieser pyroklastischen Wolken die Landschaft ringsherum. Ein Teil des Gebiets, das nicht direkt betroffen war, hat sich wieder etwas, es wächst wieder Gras und Buschwerk.

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Leider war der aktive, rauchende Vulkankegel Mt. Heisei-Shinzan (letzter grosser Ausbruch 1991) immer etwas versteckt und somit nicht direkt zu begutachten. Nun ja, Thomas meinte, ich müsse ja meine Nase nicht immer in den Krater halten. Ich gebe es zu, ich täte es gerne, denn für rauchende Vulkane habe ich eine Schwäche.

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Hier nochmals der Blick von Shimabara aus. Im Vordergrund sieht man die Dämme, die die Stadt gegen die Lahare (Schlamm- und Schuttstrom nach Vulkanausbrüchen) schützen.

Für den Abend hatten Thom und ich uns ein Familienbad reserviert und konnten so gemeinsam in die Wanne steigen. Normalerweise sind ja Mann und Frau in Japan strikt getrennt, aber manche Hotels bieten Familienbäder an. Hier waren sie sogar im Freien (=Rotemburo). So kann man dann bis zum Kinn im heissen Wasser den Vögeln zuhören und Kirschblüten schauen …

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