青森市から仙台に行きました。汽車旅行は二時間だけかかりましたから、仙台に自転車で仙台メディアテークに行きました。伊東豊雄の有名なビルの中に、多きな図書館があります。司書ですから、本当に面白かったです。とてもいい図書館だと思います。
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Wir hätten noch mehr Zeit in Aomori verbringen können. Noch einige Ausflüge in die Umgebung (Asamushi Onsen zum Beispiel), einige Museen, die Nebuta-Halle… Doch wir hatten ja auch in Sendai, unserem nächsten Aufenthaltsort, viel geplant. So fuhren wir am Sonntag nach dem Frühstück zeitig los. Unseren Hayate-Shinkansen hatten wir bereits am Vortag reserviert und uns auf die Abfahrt kurz vor 9 Uhr festgelegt. Dann würden wir gegen 11 Uhr in Sendai sein.
Nach unserer Ankunft am Bahnhof und dem Finden des richtigen Ausgangs wurden wir erst einmal herzlich willkommen geheissen von Wolfgang Petry und dem Song „Wahnsinn (Hölle, Hölle, Hölle)“ – dem ewigen Oktoberfest-Heuler. Nanu??
Nun, Yodobashi, der Elektronik-Riese (s. auch Blogeintrag vom 15.4.2009) richtete bis 2.9. das „仙台ドイツビアフェスト – Sendai Doitsu Biafesto“ aus.
Da hätten wir doch tatsächlich bei 33°C in Japan eine Mass Hofbräu trinken und Brezen essen können! Zwar hatte man versucht, in der niedrigen, atmosphäre-losen Halle (offenbar ein ehemaliges, provisorisches Gebäude von Yodobashi) etwas Bierfest-Ambiente zu schaffen, doch war es eine etwas traurige Angelegenheit mit den vielen leeren Bierbänken und nur wenigen besetzten Tischen.
In den Tagen unseres Aufenthalts haben wir dort nicht sehr viele Leute sitzen sehen. Und die Bierpreise waren relativ ordentlich. Das deutsche Bier hat ja auch einen weiten Weg hinter sich. Vielleicht hätten sie es eher auf dem Dach machen sollen? Die „Okujo-Biagaden“ (Flachdach-Biergarten), meist temporär während der Sommerzeit eingerichtet, erfreuen sich in vielen Städten – sofern vorhanden – allergrösster Beliebtheit.
In unserem ANA-Hotel ganz in der Nähe des Bahnhofs konnten wir zur Mittagszeit natürlich nicht noch unser Zimmer, aber unser Gepäck zur Aufbewahrung abgeben. Entsprechend erleichtert machten wir uns dann auf zur ersten Tour durch Sendai. Es war Sonntag, aber in Japan sind die Läden normal offen, und so war die Stadt entsprechend belebt. Insbesondere in der neuen Yodobashi-Filiale (gegenüber vom Bierfest) war ziemlich viel los. Dort mussten wir selbstverständlich mal gucken, was es so gibt.
Warum Sonntag ein normaler Einkaufstag ist? Nun, weil dann auch die Arbeitnehmenden Zeit zum Bummeln und Shoppen haben oder zum Coiffeur gehen können. Geschäfte haben meist von 10 bis 17 Uhr, Kaufhäuser an Werktagen bis 22 Uhr, Samstag und Sonntag bis 20 Uhr geöffnet . Banken, Poststellen und Behörden sind sonntags wie bei uns geschlossen, und unter der Woche gibt es meist einen Tag, an dem die kleinen Geschäfte ihren Ruhetag haben. In Matsuyama war das z.B. der Mittwoch.
Die Convenience Shops bzw. Kombinis (s. Blogeintrag vom 13.4.2009) bleiben 7 Tage und 24h offen. Was in Japan vielleicht o.k. ist, könnte ich hier nicht gutheissen. Jeden Tag Rummel in der Stadt…
Lange Arbeitszeiten haben, die Höflichkeitssprache und gewisse Verkaufsrituale beherrschen müssen: Den Job im Verkaufssektor stelle ich mir ziemlich anspruchsvoll vor. In den Kombinis spürt man gelegentlich, dass die Angestellten wie Roboter agieren. Doch in Kaufhäusern, wo man mehr Beratung sucht, entwickelt sich manchmal auch ein freundliches Gespräch. Die Ernsthaftigkeit und Sorgfalt, mit dem die Dienstleistungen ausgeführt werden – etwas wenn Einkäufe verpackt werden oder das Rückgeld genauestens in die Hand gezählt wird – beeindrucken mich immer wieder, und gelegentlich fühle ich mich davon fast etwas beschämt. Das Berufsverständnis des japanischen Verkaufspersonals ist von dem des westlichen (?) so gnadenlos weit enfernt… Nie im Leben könnte eine Angestellte bzw. ein Angestellter zu einem Kunden so unfreundlich sein, wie es – leider häufig – bei uns passiert. Daher gestaltet sich das Einkaufen sehr viel angenehmer als bei uns.
Heute liessen wir allerdings den Konsum Konsum sein und radelten durch die Stadt, die uns sehr weitläufig, breit und ausgesprochen grün vorkam: Sendai hat als Grossstadt viele wunderschöne Alleen mit hohen Bäumen, was wir in Japan in dieser Zahl noch nicht oft gesehen haben. Die Gehwege bieten grosszügig Platz für Fussgänger und Velos, und teilweise gibt es sogar richtige Velowege.
Unserer Haupt-Sehenswürdigkeit, auf die wir schon lang gespannt waren, sollte heute kein Tempel, kein Schrein, kein Museum sein, sondern die Mediatheque Sendai, erbaut 2001 nach dem Entwurf von Ito Toyo. Für uns Architekturinteressierte und Bibliothekare selbstverständlich ein absolutes Muss.
Das siebenstöckige, luftig-transparente Gebäude aus Glas und Stahl beinhaltet unter anderem die städtische Bibliothek sowie Ausstellungs- und Veranstaltungsräume. Wen es mehr interessiert, dem kann ich den hervorragenden Film aus einer ARTE-Archiektur-Reihe empfehlen (im Internet dreiteilig).
Wir liefen durch die Etagen und ich machte viele Fotos, bis Thom mich drauf hinwies, dass ich das gar nicht gedurft hätte… Vermutlich sind alle schon schwer genervt von den Horden Architekturinteressierter aus aller Welt.
Ich bin sicher, dass meine KollegInnen und ich ab nächstem Jahr, nach dem Bibliotheksumzug ins Toni Areal, ebenfalls mit den Architekturguckern zu tun haben werden. Da kann man sich jetzt schon mal überlegen, wie man das handhaben will… 🙂
Interessanterweise kamen mir einige Elemente – sowohl farblich als auch gestalterisch – aus neueren Schweizer Bibliotheksbauten ziemlich bekannt vor. Abkupfern gehört wohl auch bei Architekten zum Handwerk.
An diesem Sonntag war die Mediothek rappelvoll von Menschen jeden Alters. Im Erdgeschoss fand eine öffentliche Veranstaltung statt, in den nächsten drei Geschossen der Bibliothek und Videothek drängelten sich die Leute um die Lese- und Videoplätze. Wirklich schön, eine Institution so geschätzt und genutzt zu sehen!
Was japanische Bibliotheken angeht, hier mal ein kurzer fachlicher Einschub. Die Regale stehen immer ganz streng in Reih und Glied. Da ist wohl nichts Gestalterisches erwünscht. Alle Bibliotheken in Japan halten sich an die japanische Dezimalklassifikation als Aufstellungssystematik. Die OPACs innerhalb der Bibliothek funktionieren relativ bedienungsfreundlich via TouchScreen, ein System, was ebenfalls japanweit verbreitet ist. Wir haben es jedenfalls schon in Matsuyama und Fukuoka (u.a.) gesehen.
Was uns etwas amüsiert, aber als Japan-Vertraute nicht weiter verwundert: Die Bibliotheksangestellten tragen natürlich alle eine „Tracht“, d.h. keine Uniformen, aber eine einheitliche Schürze zur Wiedererkennung. In Sendai war es ein mausbraunes, küchenschürzenähnliches Teil. Die Einräumenden wurden daher auch oft angesprochen, somit scheint das Rückstellen von Büchern Teil des „Floor-Walking“ zu sein.
Ich glaube, ich schlage mal Wolfgang, meinem Chef, vor, ob wir nicht auch alle einen (blauen) ZHAW-Kittel einführen wollen. 🙂
Hier nochmals ein – für uns frustrierender – Blick auf ein japanisches Bücherregal. So schöne Sachen, und sicher sehr interessant. Aber da müssen wir noch sehr, sehr viele Kanji lernen.
Sendais Bevölkerung scheinen die Mediatheque wirklich zu mögen, uns so ist sie ist schon entsprechend „abgeliebt“. Einrichtung und Bestand zeigen doch rechte Gebrauchsspuren, trotz der Instandsetzungsarbeiten von letztem Jahr nach dem grossen Tōhoku-Erdbeben. Eine kleine Fotoausstellung dokumentiert die Schäden vom grossen Beben am 11.3.2011. Vor allem das oberste Stockwerk war durch die verstärkten Schwingungen am meisten in Mitleidenschaft gezogen worden. Zahlreiche Glasscheiben waren zu Bruch gegangen. Und fast der komplette Medienbestand war aus den Regalen geschleudert worden. Doch die Struktur des Gebäudes hat dem sehr starken Erdbeben standgehalten, was ich – angesichts der Filigranität des Baus – sehr beeindruckend finde.
Grundsätzlich würde ich mich während eines Erdbebens am sichersten immer in Japan fühlen. Wenn man bedenkt, wie unglaublich stark das Beben war, und wie wenig eigentlich von den Erdstössen selbst zerstört worden ist, ist das beeindruckend. Hier übrigens noch ein recht beklemmendes Video, das letztes Jahr von einem Benutzer der Mediothek aufgenommen worden ist.
Nach fast zwei Stunden Rundgang durch die Etagen radelten wir in einem Bogen zurück zur Einkaufsstrasse und schoben uns mit Birdys und dem einkaufenden Volk noch etwas durch die überdachte Passage in Richtung Bahnhof.
Wie überall in Japan ist auch in Sendai das Abstellen des Velos ein Riesenproblem, also stoppten wir nur einmal, um uns in einem grossen, gut sortierten Fahrradladen näher umzuschauen. Bei der Weiterfahrt kamen wir dann noch an einem kleinen Matsuri vorbei, eigentlich nur ein kleines Strassen-Schrein-Fest, doch die Leute hatten ihren Spass.
Irgendwann mussten wir dann auch wieder mal zurück ins Hotel, um unser Zimmer zu beziehen und uns zu überlegen, was wir zu Abend essen könnten, denn es war bereits 18 Uhr.
Mit unserem ANA Hotel-Zimmer für die kommenden 5 Nächte waren wir dann sehr, sehr zufrieden: Ein grosses King-Size-Bett und mehr Platz als im Business-Hotel würde den Aufenthalt die nächsten Tage weniger beengt werden lassen. Für unsere Velos gab es einen super Abstellplatz beim Parkhaus, freundlich bewacht von den beiden Aufpassern, die sich den Dienst teilten und uns immer mit einem „Okaeri“ (willkommen) empfangen würden. Dazu ein grosser, gut sortierter Coop-Supermarkt nur 5 Gehminuten entfernt, mit einem super Angebot an Sushi, Sashimi, Salaten und weiteren Leckereien. Frühstücken würden wir ja im Hotel (Japanisches Büffet), aber die weitere Verpflegung (insbesondere der immense Bedarf an Wasser) war damit gesichert. Und unsere Bier-Sushi-Diät würden wir auch noch einige Tage durchhalten können. 🙂
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