Samstag haben wir den Tag mi Noriko-san verbracht, die wir vor 1 ½ Jahren kennen gelernt haben. Wir trafen uns um 11 Uhr und gingen zuerst Mittagessen in ein wohl bekanntes Hotel etwas ausserhalb. Es gab ein herrliches japanisches Buffet mit westlichem Einschlag. Extrem lecker.
Anschliessend zeigte sie uns ihr traditionelles japanisches Haus, etwas ausserhalb von Matsuyama. Wir waren sehr beeindruckt.
Allerdings haben die traditionellen japanischen Häuser so ihre Tücken, auch wenn sie wunderschön aussehen. Sie sind kaum isoliert und haben keine Zentralheizung. Geheizt wird mit der Klimaanlage bzw. mit Elektroöfchen (ja, das freut die japanische Atomlobby!). Ich glaube, im Winter kann es ziemlich ungemütlich werden.
Anschliessend fuhren wir nach Tobe, das etwa 30km südlich von Matsuyama entfernt liegt. Tobe ist berühmt für seine weiss-blaue Keramik, und Noriko-san bot uns an, uns zu zwei der über 50 Firmen zu bringen. Wir waren ihr sehr dankbar, denn im Kanji-Dschungel hätten wir doch ernsthaft Schwierigkeiten, und Tobe wird in erster Linie von Japanern besucht. Englische Information ist praktisch nicht existent. Die erste Firma ist eine der grösseren in Tobe, und man kann im grossen Werkshaus herumlaufen und den Arbeitenden zuschauen.
Alle Hersteller haben natürlich noch einen grossen Shop, in dem man tüchtig einkaufen kann/soll. Für uns, die wir diese Sachen sehr schön finden, sehr gefährlich. Die japanische Post darf sich freuen … Allerdings sind die Sachen nicht so billig. Noriko zeigte uns dann noch den Ladenteil mit der zweiten Wahl, die preisgünstiger war, und in dem wir dann ein paar Sachen gekauft haben.
Anschliessend brachte sie uns noch zu ihrem Lieblingstöpfer, eigentlich eher ein Keramikünstler, mit sehr aussergewöhnlich bemahlten Waren. Dass diese Produkt etwas besonderes waren, das haben selbst wir Laien begriffen.
Die Werkstatt war im Vergleich zur andern winzig klein, und beim Betreten des Ateliers hiess es selbstverständlich: Schuhe aus. Hier haben wir zwei wirklich schöne Becher gekauft und sogar noch eine Vase als Geschenk erhalten, die – nach Meinung des Meisters – eigentlich misslungen ist.
Noriko-san verabschiedete sich dann, und wir entdeckten bei unserem kurzen Spaziergang noch eine andere Werkstatt, wo wir als ‚Doitsu-jin‘ schwer bestaunt wurden und unsere Mini-Japanischkenntnisse zur Begeisterung der Inhaber praktisch anwenden konnten.
Naja, allzu üppig können wir wirklich noch nicht kommunizieren, aber für beide Seiten war es unterhaltsam.
Mit dem Bus fuhren wir dann bis Matsuyama zurück und wunderten uns, dass am Samstag Abend in Richtung Innenstadt so ein Megastau war. Der Bus stand mittendrin, wir hatten 30 Minuten Verspätung. Was wollten die den alle in der Stadt? Ausgehen?
Apropos Busfahren, es wäre an der Zeit, kurz etwas darüber zu schreiben.
Wenn man in Japan in den Bus steigt, ist es wichtig, aus der Box gleich neben dem Einstieg ein Zettelchen zu ziehen. Auf diesem steht die Nummer der Einstiegshaltestelle. Vorne beim Fahrer ist für alle sichtbar eine elektronische Tafel angebracht, in dem der zu bezahlende Preis unter der Nummer der Einstiegsstation eingeblendet ist. Dieser verändert sich natürlich in Abhängigkeit der Fahrtstrecke. Eigentlich ein total einfaches System, auch für Ausländer. Hier ein Foto aus den letzten Ferien:
Hat man die Ausstiegsstation erreicht, heisst es, mit dem passenden Betrag und dem Zettelchen in der Hand Richtung Fahrer zu gehen. Der Ausstieg ist nämlich vorne.
Man schmeisst nun Zettel und Geld in eine Plexiglas-Schlitzbox. Hat man kein passendes Münz, so kann man einen 1000-YEN-Schein auch noch schnell in einem Münzwechsler wechseln. Der Fahrer bedankt sich beim ehrenwerten Kunden fürs Bezahlen, und dann steigt man aus dem Bus. Alles klar? Übrigens funktionieren auch Trams und Lokalzüge so.
Japanische Busfahrer tragen selbstverständlich Uniform, mit schöner Mütze und weissen Handschuhen, wirklich sehr elegant. Zudem hat er ein Headset mit Mikrofon und ist permanent am Reden. Soviel ich verstehe macht er die Insassen auf folgende Dinge aufmerksam: „Wir fahren jetzt los. Wir biegen nach links ab. Wir biegen nach rechts ab. Dies ist eine Ampel, bitte warten Sie noch einen Augenblick bis zum Aussteigen.“ Etc. etc.. Und dies mit einer ganz sanften, brummelnden Stimme.
Kann irgendetwas einen japanischen Busfahrer aus der Ruhe bringen?