Mittwoch früh genossen wir das letzte Bad und das letzte Frühstück in unserem Ryokan. Gepackt war schnell, und es gab einen sehr netten Abschied von den Herbergseignern, wir bekamen sogar noch zwei Nagano-Äpfel und selbstgemachte Apfelkonfiture geschenkt.
Am Bahnhof hatten wir uns dann allerdings im Fahrplan geirrt und mussten uns noch etwas die Zeit vertreiben. Im Warteraum fielen mir die neuen, in Japan üblichen Schiebefenster auf, und ich wusste: So was wäre genial für unser Gartenhaus! Aber ob uns das ein schweizerischer/deutscher Schreiner auch herstellen kann?
Der komfortable „Snow Monkey“-Zug fuhr uns nach Nagano, wo wir den Anschlusszug sausen lassen mussten zugunsten des Ticket-Kaufs. In diesem Fall wäre der Japan Rail Pass vielleicht doch praktischer gewesen. Aber er hätte sich auch für eine Woche nicht gelohnt. Also mussten wir eine knappe Stunde Zeit im Bahnhof Nagano warten.
Die restlichen Verbindungen klappten aber gut. Immer wieder sind wir erstaunt, wie superschnell und superpünktlich die Shinansenzüge unterwegs sind. Ein Halt in einem Bahnhof beträgt nur 2 Minuten. Dass das ausreicht, liegt daran, dass es beim Aus- und Einstieg kein wüstes Gedrängel gibt wie bei uns. Die Züge bzw. die Waggons halten exakt am vorgezeichneten Punkt.
Die Türeinstiege sind auf dem Bahnsteig markiert und dort stellt man sich brav in der Reihe an.
Warum kupfert man diese geniale Methode eigentlich nicht in Europa ab??
In Omiya, einer Stadt in der Präfektur Saitama, nördlich von Tokyo, mussten wir in den Tohoku Shinkansen umsteigen, der uns in ca. 20 Minuten nach Utsunomiya brachte. Dort folgte der letzte Umstieg in den Lokalzug nach Nikko.
Meinen Jetlag hatte ich noch nicht ganz hinter mir, und zu gewissen Tageszeiten (Nachmittags) wird es im Zug höchst gefährlich. So ein Zug ist doch eine Art Kinderwagen: Es schaukelt und man muss nichts tun, also nickt man immer wieder ein.
Um 16:00 Uhr kamen wir in Nikko am JR-Bahnhof an, einem hübschen Holzbau.
In Nikko gibt es zwei Bahnhöfe, der andere wird von der privaten Tobu-Bahngesellschaft betrieben. Die privaten Bahngesellschaften zu benutzen, lohnt sich, wenn man keinen JR Pass hat, denn sie sind dort nicht eingeschlossen. Zudem sind sie auch preisgünstiger als Japan Rail. Die Zahl der Gesellschaften und ihr Netz (insbesondere in Tokyo) ist für uns aber noch ein rechtes Mysterium. Samstag werden wir jedenfalls den Tobu-Zug von Nikko nach Tokyo nehmen. Die Strecke haben wir 2006 bereits befahren, sie führt durch eine andere Gegend, und wir fanden das so hübsch, dass wir das gerne nochmals machen wollen.
Unser Ryokan lag in der Nähe des Weltkulturerbes, und wir entschlossen uns – angesichts unserer schweren Koffer und leichten Schneefalls – mit dem Bus bis zum in der Nähe liegenden Halt Shinkyo-Brücke zu fahren.
Von dort war es dann zwar nicht mehr weit, aber es ging ordentlich den Berg hoch. Nikko liegt in zwei Flusstälern in den Bergen. Das hatte ich in meinen Erinnerungen total verdrängt.
Im Ryokan Tokanso war es etwas seltsam. Es stellte sich heraus, dass diese Nacht in dem grossen Haus genau drei Gäste übernachteten. Mein erster Eindruck war, dass es einen etwas „angejahrten Charme“ hatte. Insgesamt war es aber o.k.. Meine Skepsis war aber schlagartig vorbei, als wir das Bad betraten (diesmal strikt getrennt in Männlein und Weiblein): Ganz neu, mit einem modernen Duschbereich, einem grossen Innenbecken sowie einem wunderbaren Rotemburo mit Blick in die Bäume. Dafür sieht man doch grosszügig über einen etwas fleckigeren Teppich hinweg … 🙂
Auch über das Essen konnten wir nicht meckern. Nikkos Spezialität ist Yuba, Tofu-Haut, die hier in allen Variationen und Formen zum Abendessen serviert wird. Da wir die einzigen Gäste waren, hatte sich der Koch wohl routiniert ins Zeug gelegt, und wir wurden von der Kellnerin im Shokudo (Speisezimmer) auch wirklich rührend umsorgt. Es war sehr lecker – und wieder sehr viel …
2 Responses to Reisetag: Von Yudanaka nach Nikko