Regenprogramm Shimanto / 雨の日

Am zweiten Shimtanto-Tag war Regen angesagt, und wir passten unser Ausflugsprogramm entsprechend an. Wieder wählten wir den Schaukelbus nach Tosa-Shimizu, aber dann war mit Busverbindung schon wieder Schluss, bzw. das Warten auf den Anschlussbus hätte 1 1/2h Wartezeit bedeutet. Also gönnten wir uns für die 11 Kilometer nach Tatsukushi (竜串) zur Abwechslung ein Taxi. Dort gibt es zwei Aquarien, nur wenige Meter voneinander entfernt.

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Die seltsame Konstruktion, die wir dann ansteuerten, sah aus, wie aus einem James Bond-Film der 60er/70er Jahre entsprungen.

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Die „Ashizuri Kaiteikan“ (足摺海底館) ist eine Unterwasser-Beobachtungsstation. Über den langen Steg erreicht man (nach Bezahlung des Eintritts) eine Wendeltreppe, die neun Meter nach unten führt. Und dort kann man dann die Meeresfauna betrachten, die sich ganz live da unten tummelt: Fische in allen Grössen, und sogar zwei Meeresschildkröten waren unterwegs.

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Und alles ganz ohne Zaun, die leben wirklich dort. Naja, ein bisschen hilft man schon nach: Ein Futterkörbchen wurde kurz nachdem wir angekommen waren, nach unten gelassen, und das zog die Fische natürlich magisch an.

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Wir waren überrascht, dass es auch einige Korallenfische gab. Korallen und Seeannemonen sind dort – wenn auch nicht so üppig wie auf Okinawa – schon vorhanden. Auch ein paar Fugus (Kugelfische) schwammen vorbei. Auch die sehen wir lieber lebendig als auf dem Teller.

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Nachdem wir in Ruhe und ungestört geschaut hatten (wir waren die einzigen Besucher), kam das klassische Aquarium dran, die „Ashizuri Kaiyōkan“ (足摺海洋館). Inzwischen hatte es angefangen, richtig zu regnen, und wir konnten unsere Minshuku-Leihschirme gut gebrauchen, auch wenn die Kaiyōkan nur 200 Meter entfernt lag.

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Diese hat einen runden Riesentank in der Mitte, gesäumt von vielen kleinen und Mini-Tanks drum herum. Wir konnten viele Fische und Meeresgetier betrachten, die wir noch nicht kannten, etwa allerlei undefinierbares grösseres und kleineres Krabbelzeug, was da so im Sande und an den Felsen lebt. Thom fragte sich aber, ob er je wieder Lust zum Schwimmen im Meer verspüren würde. Aber immerhin sahen die Quallen durchs Glas ja einigermassen harmlos und dekorativ aus.

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Letztendlich fanden wir das Aquarium aber unterm Strich bedenklich klein. Die vielen Fische hatten doch sehr wenig Platz. Auch dort waren wir die einzigen Besucher. Nebensaison halt.

Trotz des Regens spazierten wir noch etwas den Küstenweg mit den ungewöhnlichen Felsformationen entlang.

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Das in Japan bzw. im Shinto viele Naturobjekte – Bäume, Felsen, Inselchen – von Göttern und Geistern bewohnt sind, daran erinnerte am Wegesrand der kleine Schrein und das Hanfseil. Bizarr war auch ein grosses, wie ein chinesischer Palast aussehendes Gebäude (Eine Ausstellungshalle? Ein Restaurant??), was wohl vor über 10 Jahren geschlossen worden, und nun am Verfallen war.

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Unter einem geschützten Bänkchen assen wir ein paar Mikan und Kekse (reduzierter Lunch), immerhin war es nicht so kalt, dass wir gut draussen sitzen konnten. Und dann war auch schon Abfahrtszeit für einen der wenigen Busse, der uns die Küstenstrasse nach Sukumo bringen würde.

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Wieder eine holprige, einstündige Busfahrt, aber immerhin konnte man erahnen, dass das Wetter sich langsam bessern würde. Viel tat sich nicht auf der Strasse an diesem trüben Tag, und auch auf der Westseite Seite Shikoku-Südspitze hatten wir den Eindruck, dass es in den Sommermonaten lebendiger sein würde.

Endstation des Busses war der Bahnhof Sukumo (宿毛市), und nach dem ersten Eindruck war ich heilfroh, dass ich bei den Reisevorbereitungen Nakamura als Ausgangspunkt gewählt hatte. Diplomatisch ausgedrückt: Der Charme Sukumos erschloss sich uns an diesem Tag nicht ganz, der Ort wirkte schrecklich trostlos. Vielleicht gibt sich die Stadt weniger spröde zur Hauptsaison oder an einem strahlenden Sommertag. Letztendlich ist Sukumo aber ein gutes Beispiel für die kleineren, ländlichen Städte Japans ohne touristische Highlights: viele verlassene oder im Verfall begriffene traditionelle Häuser, ein teilweise groteskes, fast planungsloses Ortsbild.

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Grössere Industriegebiete, auf denen die Supermärkte und Pachinkohallen mit ihren riesigen Parkplätzen noch die Menschen anziehen. Die Innenstädte mit den kleinen Geschäften veröden. Auch in Nakamura ist das zu beobachten, doch wenigstens hat es dieser Ort geschafft, touristischer Ausgangspunkt der Region zu werden.

Wir liefen vom Bahnhof in Richtung Altstadt, die wie ausgestorben wirkte, und steuerten dort den Stadtbahnhof an. Immerhin zeigte sich am Spätnachmittag noch die Sonne, und so konnten wir auf der kurzen Heimfahrt nach Nakamura noch etwas Abendstimmung geniessen.

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Auch dieser Wanman-Zug war weihnachtlich herausgeputzt. Da zeigen die Angestellten der regionalen Tosa Kuroshio Railway Company doch viel Herzblut und Engagement.

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