Gestern wurden wir gebüsst, d.h. wir haben uns einen Warnzettel eingefangen weil wir unser Velo in der verbotenen Zone abgestellt haben.
Eigentlich wussten wir das zwar, aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass der ‚Cycling guide‘ tatsächlich vorbei schaut. Wir hofften einfach, vor Starbucks wird eine ‚Kurzparkzone‘ geduldet. Weit gefehlt.
In Japan gibt es 127 Millionen Japaner und wahrscheinlich 180 Millionen Fahrräder. Zum Velofahren allgemein berichte ich noch später. Die Städte versuchen verzweifelt, den Massen Herr zu werden, und so ist es in bestimmten Zonen absolut verboten, das Rad abzustellen. Und es ist auch nicht erlaubt, in den Einkaufspassagen Velo zu fahren. Was erstaunlicherweise viele Japanern völlig ungerührt lässt.
In Matsuyama dürfen rund um die grosse Einkaufspassage Okaido kein Velos abgestellt werden, und grosse Schilder weisen auch darauf hin. Das hilft jedoch wenig.
Deshalb gibt es hier (und auch in anderen Städten haben wir sie schon gesichtet) ‚Cycling Guides‘. Das sind Damen und Herren, meist im Pensionsalter, mit deutlich beschrifteten Kitteln, hier in Matsuyama in dezentem weinrot.
Sie sind – ob freiwillig oder für einen bescheidenen Stundenlohn müssen wir noch herausfinden – dafür zuständig, an den illegal abgestellten Rädern Zettel mit dem Tagesdatum zu befestigen, Missetäter in flagranti zu erwischen und sie mit japanischer Höflichkeit zu ermahnen, das nicht wieder zu tun.
Da greift Matsuyamas deutsche Partnerstadt Freiburg i.Br. zu ganz anderen Mitteln: da rückt die Stadtverwaltung umgehend mit Riesenseitenschneider, Flex und Lastwagen aus. Und wenn man sein Velo wieder haben will, kostet es ziemlich viele Euro.
In Japan wäre dieses Vorgehen vermutlich ziemlich nutzlos. Denn erstens wäre es wahrscheinlich mega unhöflich, und zweitens kann man hier ein Fahrrad für CHF 50.- kaufen. Jede Busse wäre somit ein Witz.
Vor Starbucks Matsuyama ist das natürlich eine blöde Situation, und ich erinnere mich, dass das schon vor 1 ½ Jahren so war. Dort wären Velo-Kurzparkzonen absolut sinnvoll, zumindest könnte man dann geruhsam seinen Kaffee schlürfen.
Vielleicht scheint aber auch das Katz- und Mausspielchen allen einen Lebensinhalt zu geben. Und wir hoffen, dass wir die nächsten zwei Wochen möglichst nicht beim Parkieren auf frischer Tat erwischt werden. Das wäre mir doch ziemlich peinlich, obwohl wir natürlich die schönste europäische Unschuldsmiene aufsetzen könnten ?
Fortsetzung folgt.
P.S.: Den Hinweiszettel haben wir natürlich behalten und nehmen ihn in der nächsten Woche in den Unterricht mit: für praxisnahes Japanisch …
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