Nach dem sehr reichhaltigen Abendessen begann der Tag – nach dem Baden – wieder mit einem ebenfalls üppigen Frühstück. Ich merke langsam, dass ich uns etwas zuviel zugemutet habe. Die Esserei im Ryokan ist zwar phantastisch, aber man ist nachzwei Tagen Halbpension eigentlich mehr als abgefüllt.
Unser Programmpunkt bis Mittag war Obuse, eine Kleinstadt in der Nähe von Yudanaka, wo es einiges zu sehen gibt. Die Imai-sans hatten bis vor ein paar Wochen noch nichts von diesem Ort, der durchaus in den Tourismusführern beschrieben wird, gehört … 🙂
Es gibt dort einige Sehenswürdigkeiten bzw. Museen, zudem ist Obuse die „Maroni-Hauptstadt“, es werden hier von mehreren Firmen Köstlichkeiten aus Esskastanien hergestellt.
Wir besuchten zuerst das Takai Kozan Kinenkan, ein traditionelles Haus des reichen Mannes, der 1842 den berühmte Maler Hokusai zu sich eingeladen hat. Daher gibt es auch ein Hokusai-Museum, das aber derzeit leider geschlossen ist.
Das städtische Kunstmuseum bot allerdings nur mässigen Ersatz. Es war Mittagszeit, aber nach dem Frühstück hatten wir alle noch nicht wirklich die Kraft für ein Mittagessen. Eine kleine Maroni-Köstlichkeit mit Matcha (grünem, geschäumten Tee) durfte jedoch schon sein. Und danach folgte selbstverständlich der unvermeidliche Omiyage-Kauf. Wir brauchen ja auch noch ein paar Mitbringsel für Freunde und Bekannte, die wir demnächst treffen werden.
Danach war Abschied. Die Imai-sans machten sich wieder auf den Rückweg. Für sie gab es noch ein Highlight, nämlich die Besichtigung zweier Kannon-Statuen in zwei Tempeln unweit von Nagano-Stadt. Nie wären sie deshalb nach Nagano gefahren, aber so konnte sie unser Treffen damit verbinden.
Thom und ich waren also wieder für uns. Obuse hatte noch ein weiteres Museum, das japanische Lampenmuseum. Eine kleine und sehr liebevoll zusammengetragene Sammlung von japanischen Beleuchtungstechniken von den Anfängen bis Ende des 19. Jh.. Das letzte Museum, das „Maroni-Museum“ haben wir leider nicht finden können, und wir vermuteten, dass es ebenfalls (leider) geschlossen war. Schade, ich hätte gerne etwas über die Geschichte und Produktion der Süssigkeiten erfahren.
Dafür sahen wir eine andere Leckerei: Zum Trocknen aufgehängte Daikon, weisse japanische Rettiche.
Und die neuen, prächtigen Bauten der Kastanien-Konditoreien zeigten, dass das Geschäft so schlecht nicht geht.
Ein edler Zug, der „Snow Monkey“, brachte uns wieder zurück nach Yudanaka. Man glaubt ja in Europa kaum, wie viel Platz und Komfort man in einem japanischen Zug haben kann. Lokalzüge sind natürlich meist Standard, aber bei den Spezialzügen lohnt sich der geringe Aufpreis wirklich.
Auch den Zug, mit dem wir am Sonntag von Nagano nach Yudanaka gefahren waren, sahen wir wieder. Hier die Zugspitze mit den Personen-Frontsitzen und dem Lokführer-Sitz obendrauf.
In Yudanaka angekommen fuhren wir mit dem Lokalbus gleich ein Dorf weiter, Shibu Onsen. Dort sollte es ein Sake Museum geben. Also nix wie hin. In Shibu scheint man noch zu baden als in Yudanaka, es riecht mehr nach Schwefel, und überall sah man es aus den Häusern dampfen.
Das Sake Museum fanden wir erst nicht, dafür stiessen wir auf eine lokale Brauerei, wo man auf Anruf hin etwas probieren konnte.
Und wenn es um Bier geht, können wir das natürlich nicht auslassen. Auf allerhöflichstem Japanisch also ins bereitgestellte Telefon geflötet – und eine Frau kam angerannt, schloss die Tür zur Stube auf, schaltete den Ofen an, und schenkte uns zwei Bier ein: Ein Shiga Kogen IPA für mich und ein Shiga Kogen Ale für Thom.
Volle 3 Sterne lautet unser Rating! Wir fragten, ob es das auch in Tokyo zu trinken gäbe, und offenbar führen es ein paar Bierbars. Na da haben wir doch gleich ein paar interessante Adressen zum Besuchen.
Wie sich dann herausstellte gehörte die Bierbrauerei zur gleichen Firma wie die Sake-Brauerei. Also waren es dann doch nur ein paar Schritte bis zu unserem eigentlichen Ziel. Von Museum zwar keine Spur, aber sie hatten auch sehr feine Sachen zum probieren, und sicherheitshalber nahmen wir eine Flasche davon mit. Wir müssen ja in Tokyo mit Marie und Fred noch Bonenkai, das traditionelle Endjahres-Trinken feiern.
Nach Yudanaka liefen wir dann die knapp 2km zu Fuss zurück. Es war zwar schon dunkel und kalt, aber der Weg war gut zu laufen, und Shibu Onsen zeigte sich in der Dunkelheit von einer äusserst reizvollen Seite.
Es gab auch einige richtig edle Onsen-Ryokane.
Auch hier gab es alle paar Meter die kleinen öffentlichen Bäder, und einige Badegäste liefen auch – wie es üblich ist – in ihren Yukatas von einem zum anderen.
Zurück in Yudanaka ging es natürlich als erstes wieder ins Bad zum Aufwärmen, und dann war auch – tief einatmen – wieder Abendessenszeit. In Tokyo werden wir gerne Diät halten.