Müll – 塵

In Japan wird der Müll getrennt, und zwar sehr ordentlich. Wenn Deutschland meint, sich Mülltrenn-Weltmeister nennen zu können, weit gefehlt: Das ist Japan. Und auch als Otto Normaltourist sollte man den Basis-Durchblick haben.

Zum Beispiel gibt es an jedem der überall herumstehenden Getränkeautomaten eine – hin und wieder überfüllte – Entsorgungsmöglichkeit für die aus dem Automaten gezogenen Dosen (カン)、Glasfläschchen (ビン) und PET-Flaschen (ペットボテル).

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Das hatten wir schon – nach ein paar Fehleinwürfen – in den ersten Ferien 2006 halbwegs begriffen. Doch die Entsorgung des restlichen Mülls war immer ein Riesenproblem. Es gibt praktisch keine Abfallkübel im öffentlichen Raum. Oft haben wir unsere Müllsäckchen ziemlich lange mit uns herumgetragen, bis wir sie loswurden. Oder in den (kleinen) Papierkorb des Hotelzimmers gestopft.

Hin und wieder gibt es in Parks fortgeschrittenere Modelle:

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Alles klar? Es handelt sich um getrennte Kübel für Dosen (カン), Glas (ビン), PET (ペット) und Restmüll (brennbarer Müll = 燃えるごみ).
Nun, in diesem Fall hat man also Glück gehabt und kann seinen Mittagslunch-Müll, der aus einigen Plastikverpackungen, PET-Flaschen und Restmüll besteht, nach Trennung loswerden. Und bloss nicht den Kübel verwechseln. Der grösste Anteil landet bei dieser Form halt im Restmüllbehälter, denn leider ist ein normales ‚O-Bento-Picknick‘ oder ein normaler Einkauf eine Orgie an Plastikmüll. Die Schweiz ist da ja auch nicht sehr weit entfernt. Es wäre schön, würde man eher über Müllvermeidung nachdenken als über dessen ordentliche Trennung …

Nun, was tut also die/der pflichtbewusste JapanerIn mit seinem Picknick-Müll? Nein, er wirft es nicht irgendwo in die Landschaft, wie z.B. in Frankreich, sondern nimmt es mit nach Hause. Dort wird alles hübsch säuberlich von einander ausgewaschen und getrennt: Glas, Dosen, PET bzw. Plastikmüll und brennbarer Müll. Zu dieser Sammlung kommt dann noch Papier sowie der nicht brennbare Müll (z.B. Porzellan oder Metall). Wie gesagt, es geht hier um sorgsame Zeitgenossen. Leute, die sich um eine Entsorgung nicht sonderlich bemühen, gibt es auch hier.

Man braucht im Haus jedenfalls jede Menge Platz bzw. eine kleine Entsorgungsstation für die ganzen diversen Säcke. Denn es gibt keine speziellen Tonnen im Haus,in die man alles hineinwirft. Man muss auch keine speziellen Gebührensäcke (für Zürcher: Matsuyama-Säcke) kaufen. Doch muss die korrekte Tüte für den richtigen Müll wählen: Der Plastik- und Dosenmüll gehört z.B. in durchsichtige Entsorgungstüten, der Restmüll in weisse Säcke. Was falsch hingestellt wird, wird nicht mitgenommen.

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Im Raum Matsuyama sieht die Müllordnung so aus:
– Montag + Donnerstag: Brennbarer Müll (Restmüll)
– Dienstag: Nicht brennbarer Müll
– Mittwoch: PET- und Plastik
– Freitags wechselnd: Papier, Dosen oder Glas
So stehen/liegen so praktisch jeden Tag Tüten vor dem Haus. Es ist aber nicht so kompliziert wie befürchtet. Man muss nur schauen, welche Art Müll am Abend schon daliegt und seinen Sack dann bis morgens um 8.30 Uhr dazustellen.

Was in vielen Städten wiederum weitere Probleme verursacht, da die an den Strassen liegenden Tüten häufig von den Krähen aufgerissen werden. Sie werden daher oft mit Netzen geschützt. Hier ein Archivbild aus Hakodate (Mai 2006).

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In anderen Kommune gelten selbstverständlich andere Vorschriften und Abholtage. Teilweise geht es auch sehr streng zu, wie ich nach etwas Lektüre erfahren habe. Nun, hier sind wir in der Provinz, und es scheint es etwas lockerer zu sein.
Allerdings wissen wir noch nicht, wie die Müllgebühren bezahlt werden. Mit der Steuer? Vielleicht bringen wir es noch in Erfahrung.

Wie bekommt man also als Normaltourist seinen Kleinmüll am besten los, wenn doch kein Abfalleimer weit und breit seine Dienste anbietet?
Unser heisser Tipp: Kombinis. Hier kann man sich erstmal dezent vom kleineren Ballast befreien. Aber bitte korrekt. 🙂

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