Matsuyama –> Shizuoka – 松山から静岡まで

Samstag haben wir Matsuyama verlassen, um unsere dreiwöchige Rundreise anzutreten. Die Überraschung am Morgen: es regnete, und zwar ordentlich! Immerhin war es nicht mehr so heiss, nur noch 28°C, aber nun würden wir auf unserem kurzen Weg zur Okaido halt von oben nass werden.

Matsuyama-Regen

Die letzten beiden Tage waren noch schnell vergangen. Wir hatten normal Unterricht, das heisst morgens und nachmittags, nur unterbrochen von unserer Pause in Dogo-Park mit Semi-Konzert. Meine beiden Privatstunden mit Imai-san waren nochmals sehr effizient, wir besprachen die Themen „Japanische Architektur“ und unsere bevorstehenden Reiseziele. Sie hatte das alles toll vorbereitet und extra Bücher mit vielen Bildern aus der Bibliothek geholt. Gut, dass ich letztes Jahr ein neu erschienenes, richtig gutes Buch über die japanische Geschichte gelesen hatte. Nun wurde es etwas anschaulicher. Allerdings merkte ich auch: Die wichtigen Zeitalter der japanischen Geschichte (Yomon, Yayoi, Kofun, Muromachi, …) müssen sitzen, und zwar gründlich!

Der Abschied von unseren Lehrerinnen und auch Omori-san von EPIC gestaltete sich eigentlich ganz fröhlich: Sayonara, mata ni-nen-go! Auf Wiedersehen, bis in zwei Jahren. Selbst der Leiter des EPIC gesellte sich noch kurz zur Verabschiedung und gab uns sogar seine Karte. Offenbar sind wir nun als treue EPIC-Matsuyama-Ehime-Freunde gut angesehen. Ausserdem war das Matsuyama-Fotobuch, was ich ja den Lehrerinnen, Omori-san und Tamanoi-san (unserer Vermieterin) geschenkt hatte, sowieso der totale Knüller und hat grosse Begeisterung erregt. Ich weiss gar nicht, wie ich das nochmal toppen kann… 🙁

Einen weiteren Abschied gab es dann am Samstag früh bei Starbucks. Ich hatte am Tag vorher bereits vorgewarnt, dass wir das letzte Mal kommen würden. Und Samstag um 8 Uhr war dann tatsächlich unsere „alte“ Crew da, um uns zu verabschieden.

Starbucks-Abschied

Wir bekamen sogar noch ein Abschiedsgeschenk!! Bei unserer Ankunft hatten wir ihnen immerhin Schweizer Schokolade mitgebracht, nun bekamen wir eben auch noch ein O-Miyage. Zudem wollen wir uns auf Facebook befreunden, das macht den Kontakt künftig einfacher.

Unser Zug fuhr um 9 Uhr ab und erreichte pünktlich Okayama, dort folgte der Umstieg in den Shinkansen, der uns ebenfalls in drei Stunden (aber nur sehr viel weiter) nach Shizuoka brachte, der ersten Station unserer Reise.

Das Interessante an Shizuoka: Die Präfektur taucht in den gängigen deutsch- und englischsprachigen Reiseführern nicht auf.  Sie zählt wohl nicht zu den „Haupt-Sehenswürdigkeiten“ irgendwelcher Reiseführer-Autoren. Dabei gibt es jede Menge interessanter Dinge zu sehen!

Unser  Grund, ausgerechnet in Shizuoka-City zu stoppen, lag daran, dass es auf etwa halbem Weg von Matsuyama nach Aomori (ganz im Norden) liegt. Eine 8-10h durchgehende Zugfahrt ist nicht so mein Ding. Die Internet-Recherchen brachten dann erstaunliches an Sehenswürdigkeiten zu Tage. Wir waren nun richtig gespannt.

Ausserdem hatte Esther Braun, Thom’s Kunsthaus-Kollegin eine Freundin dort, die ein Ryokan betreibt. Leider waren sie schon ausgebucht, aber wir wollten dann in jedem Fall nach Shizuoka und quartierten uns daher in einem anderen Ryokan ein. Hiroko Fujisaki, die Freundin, würden wir treffen und ihr ein Geschenk von Esther übergeben. Also ein weiterer Grund, hier Zwischenhalt zu machen.

Shizuoka-Ekimae

Parteifahrzeug

In Shizuoka selbst wurden wir bei unserer Ankunft von einem dieser schrecklichen Parteiwägen empfangen. Diese sogenannten Gaisensha fahren mit entsetzlich lauten Lautsprechern durch die Strassen und brüllen irgendwelche Sprüche in die Gegend. Es handelt sich (natürlich) um ziemlich rechte Parteien.
Was hier ins Megafon geschrien wurde klang vom Ton her gar nicht nett, und das  Chrysanthemen-Symbol hinten deutet eigentlich auf Kaisertreue hin – so jedenfalls meine Vermutung. Doch der Bus war nicht schwarz und zeigte auch keine japanische Flagge.

In Matsuyama ist uns ein paar mal ein schwarzer Bus mit Japan-Flagge begegnet, was auf Rechtsradikale hindeutet. Nun ja, warum soll Japan anders sein als andere Länder? Und Feindbilder gibt es offenbar genug: Chinesen, Korenaner, Russen … Das die genannt wurden, haben sogar wir verstanden.

Nach unserer Ankunft im Ryokan Kagetsu, ganz in der Nähe des Bahnhofs, mussten wir uns aber erst einmal frisch machen und etwas Essen (Soba-Nudeln mit frisch geriebener  Wasabi-Wurzel, selbst gerieben!). Im Ryokan wimmelte es von Jungs um die 10 Jahre, die uns mit grossen Augen anschauten und etwas schüchtern reagierten. Hier wussten wir bereits Bescheid: In Shizuoka wird Anfang/Mitte August immer die japanische Meisterschaft der Junioren-Clubs ausgetragen. Die günstigen Hotels der ganzen Stadt waren voller fussballender Jungs, und überall hingen Club-Trikots zum Trocknen aus den Fenstern. In unserem Ryokan waren gut 40 Jungen mit ihren Trainern aus der Präfektur Saitama untergebracht, eine richtige Rasselbande, aber sehr artig.

Bahnhof Shizuoka

Ausser einem Bummel am Abend auf die andere Seite des Bahnhofs gab es an diesem Tag nicht mehr viel für uns zu tun. Auf der Haupt-Shopping-Meile Shizuokas fand eine Art Abendverkauf mit Ständen statt, mit einem Heidenlärm und entsprechend viel Volk. Überall ist halt momenan etwas Matsuri (Fest) angesagt.

Wir waren gespannt, ob wir es schaffen würden, unser Besichtigungsprogramm durchzuziehen, denn die Wetteraussichten klangen für die nächsten Tage nicht wirklich gut. Zwischen einem meteorologischen Hoch und einem Tief kommt es bekanntlich zu Regen, und der fällt hier gelegentlich ziemlich üppig aus. Im Prinzip ist das ja gar nicht schlimm, Regen bei 30°C fühlt sich sogar ganz angenehm an. Doch es ist einfach furchtbar unpraktisch. Und das hier normale Radfahren mit Schirm geht mit den Birdys eher in Richtung Akrobatik … Mal sehen, wie es sich entwickelt.

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