Matsuyama-Ausklang

Wir sind jetzt wieder unterwegs, und bevor ich in Zeitnot komme, hier noch der kurze Rückblick auf die letzten beiden Tage in Matsuyama.

Dienstag, nach Japanisch und Mittagspause, entschlossen wir uns für einen kleinen Matsuyama-Ausflug: Der Berg gegenüber der Burg, hinter dem Bahnhof, entlang der (eigentlich hässlichen) Freiburg-Dori (Freiburg-Strasse) mit einem Bauwerk, dass wir bisher nicht deuten konnten. Zudem reizte Thom die Aussicht. Also radelten wir nach der grössten Hitze ab 15 Uhr los. Der Schweiss floss ? ähnlich wie in Kōchi – in Strömen, aber es war machbar, und oben weht gottlob ein angenehmes Lüftchen.
Der Hügel, der den Shiroyama-Erholungspark beherbergt, ist in etwa so hoch wie der Matsuyama Burgberg, ca. 130 m. An den Wochenenden ist da bestimmt ungeheuer viel los, doch an diesem normalen Mittwochabend war es wunderbar ruhig. Das auf der Spitze des Hügels stehende Bauwerk ist ein recht merkwürdiges, kitschiges Gebilde.

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Es besteht eigentlich nur aus Treppen und etwas Infrastruktur (Toiletten) im Burgstil. Immerhin hat man von dort einen phantastischen 360°-Blick auf Matsuyama, das Meer und die Berge drumherum. Die Anstrengung hat sich wirklich gelohnt.

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Oben knippste uns dann japanisches Pärchen. Sie kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Nein, wir sind keine Amerikaner. Ja, wir versuchen Japanisch zu lernen. Sugoi (=toll).

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Mittwoch ging es dann nach der Japanisch-Stunde mit Inoue-san zum gemeinsamen Mittagessen. Da wir mit dem Velo unterwegs waren, gab es gleich den Test für uns: Das Restaurant zu finden. 😉 Natürlich hatten wir aufgepasst, was uns die Lehrerinnen im Vorfeld erzählt hatten. So war das eine leichte Übung.
Das Restaurant japanischen Stils (=Washoku = 和食) lag direkt an der Okaido, im 6. Stock des ANA-Hotels. Obwohl wir langsam wissen, dass japanische Restaurants oft sehr gut versteckt sind, hätten wir dort nicht gerade danach gesucht. Wie im letzten Jahr hatten wir ein Separée, allerdings sassen wir diesmal ganz normal am Tisch und speissten nicht im Sitzen auf dem Boden. Unsere Lehrerinnen hatten das im Vorfeld nicht ganz stilecht gefunden und uns gefragt, ob das auch in Ordnung wäre. Wir gestehen offen, dass uns das nicht gestört hat. Im Gegenteil, denn das japanische Bodenspeisen ist nach ca. 5 Minuten ziemlich anstrengend, denn man muss sich als untrainierte/r MitteleuropäerIn gewaltig verrenken. Entweder man versucht würdig zu sitzen, und es schlafen einem die Beine ein. Oder man sitzt locker im Schneidersitz, aber da wird es teilweise eng unter dem Tisch. Ausserdem sitzt man weiter vom Tisch weg, und es besteht allerhöchste Kleckergefahr. Glück ist, wenn man schon eine Wand zum Anlehnen im Rücken hat…

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An diesem Tag war es also noch entspannender für uns. Und immerhin hatten wir einen grandiosen Ausblick auf den japanischen Garten mit kleinem Koi-Teich ? im 6. Stock, bitteschön.

Das Essen war selbstverständlich so gut, wie es hier aussieht.

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Und alles verlief so harmonisch und lustig wie im letzten Jahr. Wir sprachen über Gartenarbeit, Zürich und die Schweiz, Lieblingsessen und japanische Küche, sehenswerte deutsche Städte etc.. Und alles auf Japanisch, wobei das kleine Wörterbuch griffbereit neben uns lag, denn an Vokabular fehlt es noch gewaltig.

Gegen 15 Uhr folgte dann seitens des Restaurants der höfliche Rausschmiss, und leider waren unsere Lehrerinnen wieder schneller gewesen: Sie haben uns erneut zum Essen eingeladen. Zwar intervenierten wir, aber vergeblich. Doch sie liessen sich gerne noch zu einem Kaffee überreden, und Tamai-san kannte eine hervorragende Adresse mit Kaffee- und Konditoreispezialitäten ? diesmal westlichen Stils. Auch dieses Kaffee hätten wir nie gefunden, ein echter Geheimtipp in Matsuyama.

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Der Abschied fand dann, relativ unromantisch, in der Okaido-Passage statt. Unsere Köpfe schwirrten ziemlich nach der fast siebenstündigen japanischen Dauerkonversation. Aber immerhin hatten wir doch ein angenehmes Gefühl. Es geht schon einiges, manches mehr schlecht als Recht, Vokabeln fehlen noch sehr viele, aber es geht.

Am nächsten Tag, Donnerstag, folgte die letzte Stunde bei Tamai-san. Mit Tamai-san haben wir uns übrigens nochmals ausführlichst über Gartenarbeit unterhalten, denn auch sie hat ein ?Hatake? (畑=Gemüsegarten, bepflanztes Feld) und wir klagten gegenseitig und kontinentüberschreitend unser Leid über Schnecken und anderes Ungeziefer. Unser Japanischvokabular entwickelt sich in dieser Hinsicht etwas speziell …

Danach hakten wir noch einen wichtigen Punkt auf dem Matsuyama-Programm ab: Den Besuch des „Saka-no-ue-no-kumo“-Museums. Gebaut nach Plänen des japanischen Architekten Tadao Ando mussten wir das jetzt wirklich mal anschauen.

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Der Inhalt des Museums – der dem gleichnamigen Roman und seinen Hauptfiguren gewidmet ist, blieb uns grösstenteil hinter Kanji verborgen. Interessant war es trotzdem, auch wegen der Architektur.

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Wobei diese, wenn man Tadao Andos Stil kennt, einem nun auch nicht mehr umhaut. Da war das Chichu Art Museum auf Naoshima natürlich ein grösseres Highlight. Doch dort war Fotografieren streng verboten. In Matsuyama nicht.

Und nun sind wir – seit Freitag – auf unserer geplanten Rundreise Matsumoto – Takayama – Osaka. Mehr dazu in den nächsten Tagen.

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