Unser letzter Tag in Matsuyama (dieses Jahr)

Heute, an unserem letzten Tag in Matsuyama, hatten wir auch unsere letzte Japanisch-Stunde. Bereits am Montag hatten uns unsere vier Lehrerinnen gefragt, ob wir Zeit für ein Abschiedsessen hätten. Selbstverständlich! So trafen wir uns dann alle in einem sehr schönen Restaurant direkt am Meer.

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Ganz nach japanischer Sitte hatten wir ein kleines Separée, wo wir ungestört plaudern und essen konnten. Der Blick ging dann auf den kleinen japanischen Garten hinaus. Das Meer war gut versteckt hinter dem 2m hohen Gartenzaun.

Unsere Senseis und wir

Hier wurden uns die kulturellen Unterschiede wieder einmal deutlich, die uns bereits bei unserer ersten Japanreise aufgefallen sind:
1.In japanische Restaurants sieht man nicht hinein. Das ist immer wieder ein grosses Geheimnis für uns. Ohne unsere Senseis hätten wir nie in dieses Restaurant gefunden.
2.In Europa geht man in Restaurants und ist unter anderen Menschen. In Japan geht man in ein traditionelle Restaurant und kann dort ein Separée reservieren, um ungestört zu sein. In völlig edlen Restaurants gibt es nur separate Zimmer. Wir waren in Kyoto mal ganz edel essen, und wir haben eine Weile gebraucht, um das analysieren zu können.
3.Man muss nicht unbedingt eine schöne Aussicht geniessen (müssen). Der Blick in die Weite muss nicht sein. Wichtig ist der Blick in einen gut angelegten japanischen Garten, in teuren Restaurants mit Koi-Teich (und teuren Kois darin). Die für uns wichtige Aussicht ist in der Regel hinter Fenstern (traditionelle Fenster mit Papierverkleidung) verborgen.

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Das Essen war natürlich köstlich. Es wurde Sashimi, Tempura, Tsukemonos, Miso-Suppe und Reis serviert. Wir sassen selbstverständlich auf Tatamis, und plauderten auf Japanisch mit hin und wieder englischen Hilfswörtern. Eigentlich war das eine richtig lange japanische Konverstationsstunde! Aber wir haben viel gelacht und alle freuten sich, wenn Thomas und ich die japanische Grammatik mal punktgenau trafen.

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Anschliessend bewunderten wir noch das Meerwasser-Aquarium, damit der Fisch wirklich frisch serviert werden kann:

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Zu unserer Überraschung ging es nach dem Essen weiter: Inoue-sensei hatte uns zu sich nach Hause eingeladen für eine Teezeremonie. Wir waren platt, denn wir hatten immer gelesen, dass JapanerInnen bei Einladungen eher zurückhaltend sind. Vielleicht trifft es eher auf diejenigen zu, die nur eine kleine Stadtwohnung haben. Diejenigen, die ein grosses Haus besitzen, sind vielleicht offener?

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Vor der Teezermonie mussten wir uns erst am kleinen Brunnen die Hände reinigen.

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Und mussten aufpassen, dass wir nur auf die schönen Natursteine treten und ja nicht auf das Moos drumherum. Dann durften wir das Haus (ohne Schuhe!!) betreten. Inoue-sensei zeigte uns im Tatami-Zimmer das noch stehende Puppenset für das Hima-Matsuri, das Mädchenfest (mehr dazu auf Wikipedia).

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Was uns ebenfalls beeindruckte: Inoue-sensei ist sogar ausgebildete Meisterin der Teezermonie in 16. Generation. Deshalb hatte sie sich auch in einen Kimono gekleidet. Thomas und ich hatten Angst, irgend etwas falsch zu machen: Die falsche Bewegung, die falsche Reihenfolge, falsch Essen, was Falsches sagen … Aber es ging dann gottlob gar nicht so steif zu, wie ich innerlich befürchtet hatte.

Tee-Meisterin Inue-sensei

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So sassen wir an einem normalen Tisch und nicht kniend im Tatami-Raum. Das Lustige war, dass die anderen Senseis auch noch nicht allzviele Teezeremonien mitgemacht haben. Tamai-sensei gestand sogar, sie hätte gar keine Ahnung. Das beruhigte uns doch sehr.
Allerdings wurde ich dann gebeten, auch mal einen Tee zu rühren. Nun ja, probieren ist alles. Das Ergebnis war zwar besser als erwartet, geschmeckt hat er trotzdem nicht gleich. Da muss ich noch etwas üben.

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Am späten Nachmittag war dann, nach viel Konversation auf Japanisch-Englisch grosser Abschied. Es fiel uns nicht schwer, zu versprechen, im nächsten Jahr wieder zu kommen und viel Japanisch zu lernen. Dann können wir uns auch für die Einladung revanchieren, denn wie befürchtet war das Essen für uns gratis …
Zurück bei EPIC verabschiedeten wir uns auch von Noriko-san.

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Und auch sie hatte uns noch ein kleines (grosses) Geschenk zum Abschied. Au weia, ich sehe schon: Die Hälfte des Gepäcks im nächsten Jahr werden viele, viele Schokoladen-Trüffel von Lindt-Sprüngli sein. Wir hatten diesmal leider zu wenig dabei.

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