Samstag, 24.9.
La Rochelle – Châtelaillon – Rochefort
(Fahrtstrecke 45 km, Fahrzeit 3:05 h, Schnitt 14.65 km/h)
Wir starten früh, denn wir wollen in Rochefort noch etwas sehen. Allerdings ist die Route aus La Rochelle heraus nicht gut beschildert, ergo verlieren wir uns im Strassengewirr. Bis hinter Angoulins sind die Wege von teilweise schlechter Qualität bzw. noch als provisorisch markiert. Da muss die Gemeinde wohl noch ihre Hausaufgaben machen. Überwiegend ist es flach und nach Châtelaillon bis Rochefort auch gut zu fahren, jedoch ist die dichte Wegführung entlang der Autobahn nach den letzten paar Tagen nicht wirklich schön. Da man wegen des kleinen Naturschutzgebiets Marais d’Yves sowieso nicht in Küstennähe radeln kann: vielleicht wäre eine alternative Strecke weiter durchs Hinterland attraktiver?
Rochefort erreichen wir am Mittag. Es ist sehr warm und der Check-in muss auch noch etwas warten. Also machen wir erst mal Mittagspicknick im angenehmen Schatten eines Baumes im Park. Ab 14 Uhr können wir dann schon unser Zimmer im Hotel Rocafortis*** beziehen, und nach einer schnellen Dusche geht es gleich zur Corderie Royale. Das beeindruckend, 300 m lange Gebäude wurde nach der Totalzerstörung durch die deutschen Truppen 1944 in den 60er Jahren wieder aufgebaut. Nur ein kleiner Teil beinhaltet das Museum mit den Exponaten zur Schiffstau-Herstellung. In der Ausstellungshalle gab es noch eine interessante, temporäre Ausstellung zum Thema Wind, sogar auf deutsch. Der Besuch ist nett, allerdings hatten wir insgesamt etwas mehr erwartet.
Überraschend spannend war dann die Besichtigung des Schiffes „Hermione“, einer mit alten Techniken wiederaufgebauten Fregatte aus dem 18. Jahrhundert. Ein Projekt, das erfolgreich durch Spenden und Freiwilligenarbeit zustandegekommen ist.
Den Rest des Tages radelten wir noch etwas in Rochefort herum. Die Stadt hat einen schachbrettartigen Grundriss, alles ist aus dem hellen Kalkstein erbaut, und viele alte Militärgebäude aus dem 17./18. Jahrhundert hat man zu Wohnsiedlungen umfunktioniert. Beim Yachthafen entdeckten wir eine nette saisonale Imbissbude, „Oliver’s Cook“, die Moules frites und Crèpes anbietet. Pünktlich um 19 Uhr kehrten wir zurück – und waren überrascht, denn die Tische waren fast alle reserviert! Streetfood auf Französisch, günstig, einfach und lecker. Da wir vom Restaurantfutter etwas genug hatten, gefiel uns das so gut, dass wir am nächsten Abend nochmals hingehen würden.
Sonntag, 25.9.
Ausflug in die Stadt Saintes an der Charente mit Zug und Velo. Sehenswürdigkeiten der alten, einst wichtigen Stadt: Römisches Stadttor und Amphitheater, eine schöne romanische Kirche (St. Eutrope, Teil des Unesco-Weltkulturerbes), eine grosse Klosteranlage romanischen Ursprungs (Abbaye des Dames), hübscher Stadtkern. Sonntags seeehr ruhig.
Der Zug von Bordeaux kommend, der uns wieder nach Rochefort zurückbrachte, war am Sonntagabend rappelvoll, auch von Fahrrädern. Bis zum Abendessen (bei Oliver’s Cook) hatten wir noch Zeit, also erkundeten wir die Lage für die Weiterfahrt am nächsten Tag und fuhren – nochmals mit einigen Sightseeing-Schlenkern – durch Rochefort bis zum Transbordeur, ca. 4km südlich der Stadt an der Charente.
Leider würde uns dieses klassifizierte historische Monument nicht über den Fluss bringen, denn es wird die nächsten Jahre umfassend und für viele Euros renoviert. Auch ein Grund, wieder zu kommen. 🙂 Die Ersatzfähre ein paar Meter weiter war wirklich sehr klein. Wir hofften, dass der Andrang am nächsten Morgen nicht zu gross sein würde.
Montag, 26.9.
Rochefort – Échillais – Marennes – La Palmyre – Royan – Talmont sur Gironde
(Fahrtstrecke 100 km, Fahrzeit 6:10h, Schnitt 16,2 km/h, Höhenmeter 400m)
Von Rochefort bis Marennes folgten wir also nicht der eigentlichen Vélodyssee entlang der alten Bahnlinie (muss jedoch eine schöne Strecke sein) sondern nahmen die kleine Ersatzfähre. Wir hatten Glück und waren zur ersten Fahrt um 9:30 Uhr die einzigen Fahrgäste – mit unseren Velos, Anhängern und uns war das Boot auch tatsächlich voll.
Die Nebenstrassen bis St. Agnat waren gut zu fahren, ab dort ging es entlang einer alten Bahnstrecke am Canal de la Seudre weiter. Es folgte eine offenbar neu ausgeschilderte Route durch die Marennes-Marais von teilweise noch etwas holperiger Qualität, danach geht es auf kleinen Strassen nach Marennes, der berühmten Austern-Stadt.
Die Ortschaft war – wie so viele kleine Orte, die wir durchfuhren – sehr tot. Saisonende? Gut, dass es noch vor 12 Uhr war und wir noch rasch eine Baguette beim Bäcker kaufen konnten. Die Möglichkeit, durch den Austernhafen zu radeln und mit einer kleinen Fähre über die Seudre überzusetzen, gibt es leider auch nur im Juli/August. Also folgten wir dem offiziellen Weg weiter über die Seudre-Brücke entlang der D728E.
Ab Ronce les Bains geht es dann auf einem herrlichen, über 20km langen Radweg durch den Küstenwald La Coubre – La Tremblade, mit Meer immerhin in Hörweite. Traumhaftes, ungestörtes Radeln (auch weil Nebensaison), wir kommen sehr schnell voran. Picknickplätze sind jedoch etwas rar.
Der Leuchtturm La Coubre ermöglicht einen Stopp, sogar mit etwas „Infrastruktur“ (WC und Picknickplatz). Verpflegung gibt es Ende September wohl nicht mehr. Der Aufstieg auf den 85m hohen Turm lohnt sich sehr, insbesondere bei diesem fabelhaften Wetter. Und das Treppensteigen (300 Stufen) ist ein angenehmes Alternativtraining in der Halbzeit-Pause. Wir haben ca. 50km hinter uns, noch 50km liegen vor uns.
Ab La Palmyre führt der Weg weiter entlang der Küsten nach St. Palais und Royan. Das Radeln ist hier wirklich ein Traum. Erstaunlicherweise ist in diesen Badeorten noch einiges los. Naja, bei solch einem Wetter.
In Royan endet die Vélodyssee an der Fähranlegestelle über die Gironde und nun auch für uns. Wie geht es nun weiter? Erst einmal wohl weiter Richtung Royan Zentrum, aber keine 100 Meter später ist die neue Route ausgeschildert! Unser nächstes Projekt heisst „Canal des 2 Mers à vélo“ und wird uns ab jetzt bis ans Mittelmeer führen!
Durch Royan entlang der Promenade fährt es sich problemlos und komfortabel. Hinter Royan dann wird es etwas chaotisch und die Beschilderung mager. Wir bleiben auf der sehr hügeligen Strasse und trauen uns nicht auf ausgeschilderten Route nach Meschers und Talmont durchs Hinterland, da uns der Waldweg, an dem sie beginnt, mit Hänger nicht wirklich fahrbar erscheint. Es folgt ein kräftezehrendes Auf- und Ab auf der Küstenstrasse (D25, D145) bis Meschers sur Gironde. Ärgerlich, zumal es ab Saint-Georges de Didonne viele Alternativen durchs Hinterland gegeben hätte… (Aber das sehe ich erst später auf Google Maps).
Nach Meschers können wir dann irgendwann mal nach rechts zur Gironde abbiegen und landen dann endlich wieder auf dem – sehr schönen – Radweg, der auf dem Gironde-Damm bis Talmont gut ausgebaut ist.
In Talmont checken wir in unserem Hotel L’Éstuaire** ein und gehen dann, weil es bereits nach 18 Uhr ist, zum kurzen Dorf-Besichtigung, denn mehr ist Talmont wirklich nicht. Aber es ist immerhin eines der schönsten in Frankreich und die romanische Kirche Sainte Radegonde auf den Gironde-Klippen ist allein einen Stop wert! Und wir haben Glück, das Kirchlein ist noch bis 19 Uhr geöffnet hatte. Sonst hätten wir die Hauptsehenswürdigkeit wegen zu langer Streckenplanung (100km) glatt verpasst.