Dienstag (14.4.) hiess es dann Abschied nehmen von Hakata/Fukuoka. Vor dem Einstieg in den Zug stand zuerst die Putzequipe bereit. In 10 Minuten wirbelt diese durch den kurz zuvor eingefahrenen Shinkansen, so dass zwischen Ankunft und Rückfahrt des Zuges (nach Osaka oder Tokyo) kaum 20 Minuten vergehen.
Das Wetter passte vorzüglich für eine längere Bahnfahrt: es regnete. Der Wetterbericht hatte dies auch brav vorausgesagt. Mit dem Shinkansen konnten wir die Strecke bis Kobe in einem Rutsch durchfahren und staunten mal wieder über die Geschwindigkeit des Zuges: Die 585 Kilometer legten wir in 2h 26 min zurück. Frage an die Rechner unter uns: Wie hoch ist dann die Durchschnittsgeschwindigkeit??
Auch in Kobe war das Wetter mies, also ideales Museumswetter. Und dies war auch unser erstes Ziel: Das Hyogo Prefectural Museum of Arts.
Primär interessierte uns der Bau: Tadao Ando, inzwischen einer meiner Lieblingsarchitekten, hat das Gebäude realisiert. Ein gigantisches Museum mit einer Raumhöhe von teilweise 5 Metern, in denen die Kunst dann fast etwas verloren wirkt.
Lustigerweise gab es eine aktuelle Ausstellung: Meisterwerke aus der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Tja, weil Düsseldorf so weit weg ist, müssen wir halt nach Kobe fahren. 🙂
Die Schau von ca. 50 Gemälden bestand zur zwei Dritteln aus Picasso und Klee. Letzterer scheint in Japan sehr beliebt zu sein, denn es gab jede Menge Klee-Kunstshopping.
Im Hyogo-Museum stiessen wir auch zum ersten mal auf eine wirklich umfangreiche, interessante Sammlung japanischer Kunst, die uns gut gefiel. Fazit: Ein ‚Must see‘, wenn man mal in Kobe ist. Vor allem ist auch der Ando-Bau sehr spannend. Es gibt zahlreiche Wiedererkennungs-Merkmale seines Stils.
Mit einer ordentlichen Portion Kaffee mussten wir uns dann wieder aufwärmen. Denn die Klimaanlage des Museums hat eine ziemliche Power, und leider war das Wetter immer noch nass und unfreundlich.
Vom Museum aus konnten wir an der Waterfront, ebenfalls von Ando gestaltet, wieder zurückradeln. Der imposante Glasbau, vor dem wir noch halt machten, entpuppte sich als das Kobe Earthquake Memorial Museum.
Am 17. Januar 1995 bebte in Kobe die Erde mit einer Stärke von 7,3 auf der Richterskala. Das starke Beben kostete über 6.000 Menschen das Leben, machte 300.000 obdachlos und zerstörte 70% des Hafens der Stadt, die wirtschaftliche Lebensader war praktisch zerstört. Tage danach herrschte in Kobe absolutes Chaos, da Japans Behörden mit der Situation völlig überfordert waren.
Inzwischen sieht man davon nichts (?) mehr. Manchmal erblickt man ein halbverfallenes Gebäude und fragt sich, ob das noch ein Erdbebenschaden ist.
Und wundert sich über die unbeschwerten Hochhausbauten in der Stadt. Ob die einem neuen, starken Erdbeben standhalten?? Hier ein Bild bei wieder schönem Wetter.