Nach dem üblichen Morgenritual (Aufstehen um 6.30 Uhr, Duschen, Frühstück im Hotel, Kaffee im nächsten Starbucks) ging es zum Kōbe-Sightseeing. Bereits in unserem Japanisch-Lehrbuch haben wir die Vorzüge von Kōbe kennengelernt. Zitat: Die Stadt liegt zwischen Bergen und dem Meer.
Oh ja, das tut sie. Als Velofahrer merkt man das ziemlich. Etwa eine 3/4h schnauften wir nach oben, bis wir an der ‚Talstation‘ ankamen. Kōbe bietet für den herrlichen Ausblick runter vom Berg auf die gesamte Bucht von Osaka gleich drei Bergbahnen an. Man schaut dann immerhin von 600 bis über 900 m hoch herunter. Man ist nicht weit vom Meer entfernt, es geht also rasch ziemlich steil nach oben.
Aus strategischen Gründen hatten wir uns den mittleren Ausguck Maya-san herausgepickt. Berge werden übrigens Gleich mit der ersten Fahrt ging es gemütlich bergauf, dann hiess es Umstieg in die Seilbahn.
Von oben war die Sicht sehr schön, etwas bewölkt, aber der Wind kalt, so dass wir mit der nächsten Bahn wieder in die warme Stadt abtauchten.
Nächstes Ziel: Eine Sake-Brauerei. Sake zu machen ist genauso eine Kunst, wie Wein herzustellen. Kōbe ist berühmt für seinen Sake, es gibt zahlreiche Produzenten, die im Stadtteil Nada, etwas ausserhalb des Zentrums liegen. Unterwegs mussten wir mehrere Eisenbahnlinien unterqueren und merkten mal wieder, dass es in Japan manchmal schwierig ist, etwas grösser zu sein.
Die Touristenkarte führte uns zu einem grossen Unternehmen mit einem sehr hübschen, gut gemachten Sake-Museum.
Wir wissen jetzt, dass es auf alles ankommt: Die Qualität des Reises, des Wassers, der Hefen, der Erfahrung des Sake-Meisters, …. Die Hinweise und Audio-Filmchen, die den Herstellungsprozess zeigten, waren hier auf Englisch, so verstanden wir das auch endlich mal.
Der Sake, also japanischer Reiswein, ist mit unserem Wein nicht wirklich zu vergleichen. Ähnlich wie beim Wein gibt es zwar sowohl trockenen als auch süssen Sake. Die Aromen und der Geschmack sind aber nicht so intensiv.
Wenn wir in Japan sind, trinken wir ihn mal ganz gerne, doch in der Regel halten wir uns beim Essen an Bier und Tee. In Matsuyama hatten wir einen tollen Sake-Laden entdeckt und ziemlich viel probiert.
Wir können jetzt eher sagen was uns mehr zusagt, aber eigentlich haben wir noch wenig Durchblick. Wenn man sich überlegt, wie lange man Wein trinken muss, um etwas davon zu verstehen, dann müssen wir noch recht häufig nach Japan fahren und ordentlich kosten …
Der Pförtner am Einlass hatte uns noch launig darauf hingewiesen, dass wir ja mit unseren Fahrrädern nicht zuviel probieren dürften. War das Ernst oder japanischer Humor?? So ging es nach einer nur kleinen Kostprobe – ganz romantisch entlang der Hochautobahn – wieder Richtung Stadtmitte.
Als wir endlich wieder das Zentrum erreichten war es später Mittag. Nach der ganzen Radlerei hatten wir Hunger und somit war erst einmal Essenssuche angesagt. Dies ist ein Kapitel für sich, über das ich mich noch ausführlich auslassen werde. Unsere Rettung hiess – wie so oft, wenn es unkompliziert und schnell gehen muss – Kaufhaus, diesmal Mitsukoshi, oberstes Stockwerk, Restaurant-Etage.
Frisch gestärkt mit einem Lunchset (Reis, Tempura, Sashimi, Suppe) radelten wir weiter in den nahgelegenen Meriken-Park, dem ehemaligen Hafengebiet von Kōbe, das durch das Erdbeben zerstört worden ist. Ein kleiner Memorial Park erinnert daran.
Und fanden dort eine Skulptur wieder, die uns bekannt vor kam. Aber woher bloss?
Irgendwann fiel es uns ein: Na klar doch, die Firma in Arita, die die Porzellanfresken macht, hat diese hergestellt und in ihrem Katalog abgebildet! Wie nett, sie jetzt live zu sehen.
Das ehemalige Hafengelände besteht inzwischen hauptsächlich aus Büros, Ausgeh- und Shoppingmalls und einigen edlen Hotels. Zudem legen viele Kreuzfahrtschiffe einen Stopp ein.
Für uns nicht unbedingt interessant. Der Blick auf die Skyline von Kōbe lohnte sich da mehr.
Und Thom musste unbedingt noch zu dieser historischen Klapp-Brücke fahren.
Natürlich hätten wir in dieser Stadt noch einiges mehr sehen können als in diesen beiden Tagen. Kōbe wirkt recht munter und überschaubar, und es liesse sich dort bestimmt noch einiges mehr entdecken.
Ein dritter Tag wäre für uns noch interessant gewesen, um auf die zwischen Kōbe und Shikoku liegende Insel Awaji-jima zu fahren, einem recht ländlichen Gebiet abseits des Tourismus. Dort hat Tadao Ando ein grosses Kongresszentrum gestaltet, man kann über die längste Hängebrücke der Welt (?) fahren und die berühmten Meeresstrudel ansehen, die durch die dortige Meeresenge zwischen Festland und Insel entstehen. Aber leider ist unsere Zeit in Kōbe um und morgen geht es nach Nagoya.
Nur noch drei Tage Ferien, der Countdown tickt unablässig …