Kamakura – Yokohama

Mit Donnerstag war auch schon unser letzter Tag in Kamakura gekommen, und wir würden uns weiter nach Yokohama „verschieben“. An sich hätten wir unsere Besuche auch gut nur von einem Ort aus bewältigen können, aber wir hatten in Yokohama ein entzückendes, günstiges Hotel gefunden, und somit lohnte sich der Umzug.

Erst einmal packten wir nach dem Frühstück unsere Siebensachen zusammen und deponierten die Koffer im Hotel. Vor 15 Uhr kann man in den Hotels kaum einchecken, also hatten wir vor, nochmals zwei, drei der vielen Schreine und Tempel in Kamakura zu besichtigen und am Nachmittag nach Yokohama zu fahren.

Zuerst fuhren wir nochmals zum Hachimangu-Schrein, um ihn bei schönerem Wetter als am Dienstag betrachten zu können. Nach ein bisschen Suchen fanden wir auch einen Platz, um das Velo abzustellen, was in Japan oft schwierig ist. Aufgrund der zahlreichen Velofahrer, die bekanntlich ihre Gefährte gerne überall „schnell mal“ parkieren, gelten meist umfassende und grossräumige Abstellverbote, insbesondere um Bahnhöfe, Kaufhäuser, in Stadtzentren und in und um Tempel und Schreine herum. Letztere bieten aber meistens versteckt in der letzten Ecke Parkplätze an.

Jetzt am frischen Frühlingsmorgen herrschte eine sehr friedliche Atmosphäre in der grosszügigen Tempelanlage. Wir hörten tatsächlich den klangvollen Ruf einer Uguisu, einer japanischen Nachtigall, den ich bei unserer Frühlingsreise 2009 das letzte Mal vernommen hatte. Und am Teich gab ein Mann den eh schon riesigen, dicken Karpfen mit dem Löffel Koi-Futter. Da konnten die Enten nur noch neidisch zuschauen.

Zu unserem nächsten Tempelbesuch beim Jōmyō-ji,  mussten wir ein Stück gen Osten radeln. Gegründet gegen Ende des 12. Jahrhunderts, wurde er einige Jahre später ein Zen-Tempel. Seine Besonderheit ist, neben alten Buddha-Statuen, ein Steingarten. Eigentlich eher ein „Steingärtchen“, denn er ist wirklich klein. Aber immerhin.

Thom und ich liefen noch ein Stück weiter den Hügel hoch, um auch das Grab des Tempelgründers anzusehen, das in einer Felshöhle angelegt wurde. Auch die restliche Anlage war wunderbar gepflegt. Es blühten Kamelien, die ersten Kirschblüten und weitere uns unbekannte Gewächse. Ein schöner Ort, der Besuch ist wirklich zu empfehlen.

Zum Kōmyō-ji war es dann nochmals eine Runde zu fahren, aber wir genossen die Tour entlang der kleinen Strasse, zwischen Wohngebieten hindurch sehr. Kamakura hat sich, wie bereits erwähnt, seinen kleinstädtischen Charakter gut bewahrt, und dafür haben wir einfach eine Schwäche.

Der Kōmyō-ji liegt im Südwesten der Kamakura-Bucht. Die Tempelanlage ist gross, aber leider war alles geschlossen. Naja, die eigentliche Sehenswürdigkeit, der Lotusgarten, hatte ja eh Winterpause. Dieser wäre im Sommer für eine Besichtigung am Schönsten. Also ein guter Grund, um mal wieder zu kommen. Auch hier liefen wir noch ein Stück den steilen Bergweg hoch (auch dies ein Tsunami-Fluchtweg), die Aussicht war entzückend. Den Fuji gab es heute nicht zu sehen, dafür lugt hinter der Landspitze noch ein Stück Enoshima hervor. Im Vordergrund blüht übrigens eine prächtige Magnolie.

Und falls jemand es schon vergessen hat: Kamakura ist auch ein Surferparadies. 😉

Zum Hotel war es dann nur noch ein kurzes Stück. Wir holten unser Gepäck ab, schoben Koffer und Birdys zum Enoden-Bahnhof, packten die Velos ein und los ging es Richtung Yokohama.

Für die Strecke mit diversen Verbindungsmöglichkeiten hatten wir uns die JR Negishi-Line ausgeguckt. Sie verbindet Ōfuna direkt mit dem Bahnhof Sakuragi-chō in Yokohama, wo auch unser Hotel lag, das Hotel Edit. Dieses moderne Designhotel ist ausgesprochen empfehlenswert. Wir hatten ein grösseres Zimmer gebucht, alle Annehmlichkeiten waren vorhanden, und es liegt einfach super zentral. Eine Einschränkung wegen Corona gab es: Das Frühstücksbüffet war eingestellt worden. Auf einer Liste konnte man diverse Wünsche ankreuzen, die dann serviert wurden. Auch o.k. und völlig nachvollziehbar. Wir haben bereits eine Nachricht vom Hotel in Maebashi erhalten, dass es dort ebenfalls kein Frühstücksbuffet geben würde. Mit dem Unterschied, dass sie gar kein Frühstück mehr anbieten werden. Das ist hart, denn Alternativen gibt es dort merkwürdigerweise nicht so viele… Imai-san, mit der dort ja unterwegs seien werden, hat bereits ohne Erfolg recherchiert. Details dann beizeiten.
Den ganzen Tag war das Wetter sehr angenehm warm gewesen. Aber kaum waren wir ca. 10 Minuten mit dem Velo in Yokohama unterwegs, wurde es richtig kalt. Also nochmals zurück ins Hotel, wo wir unsere Jacken mit dem warmen Innenleben ergänzten.

Danach konnten wir unsere Yokohama-Erkundungstour fortsetzen (siehe oben): Zuerst Richtung Landmark Tower, dem fast 300 Meter hohen Wolkenkratzer und Wahrzeichen Yokohamas, und anschliessend die Kishamichi-Promenade Richtung Red Brick-Warehouses.  Dort waren zahlreiche, meist ältere Männer am Angeln. Ob und was es dort an dieser Stelle an Fischen gibt, haben wir nicht erfahren…

Vom architektonisch interessant gestalteten Schiffsterminal Ohsanbashi hat man einen schönen Rundblick auf die Skyline und den Hafen. Eher zweifelhaft war der Anblick auf das medial bekannt gewordene „Corona-Schiff“, die Diamond Princess, die dort immer noch – hoffentlich in sicherer Entfernung – ankert. Offenbar haben erst dieser Tage die letzten Passagiere (gesund? krank?) das Schiff verlassen.

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Über die schachbrettartige Struktur der Strassen schlängelten wir uns dann wieder ins Hotel zurück. Direkt gegenüber unserem Hotel liegt praktischerweise die Bierbar von Yokohama Brewing.

Die Küche bietet lecker zubereitete kleine Gerichte, die dann auch zum gebrauten Bier passen. In Yokohama gibt es biermässig durchaus einiges zu entdecken. Eigentlich hätten wir sogar bei der Grossbrauerei Kirin eine Tour am selben Tag gebucht gehabt. Jedoch wurde diese wegen Corona leider abgesagt. Naja, so hatten wir an diesem Tag wenigstens keinen Stress gehabt.

Nachdem sich in Europa die Situation mit dem Coronavirus förmlich überschlägt, befinden wir uns hier in den Japan-Ferien in einer etwas merkwürdigen Lage. Es geht uns gut hier, und wir haben aufgrund der dramatischen Entwicklung in der Schweiz und Deutschland (bzw. Europa) eher das Gefühl, uns aus dem plötzlichen Krisengebiet gerade noch rechtzeitig abgesetzt zu haben.  Mehr dann morgen.

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