Kabuki-Tag

Am 3.1. war der Tag ausgefüllt, denn wir hatten uns via Internet Tickets fürs Kabuki bestellt. Das Buchungssystem von Shochiku, dem Theaterbetreiber, kannte mich sogar noch von 2010. Damals hatten wir uns eine Vorstellung in Kyoto ansehen können. Es hatte uns sehr gefallen, nun wollten – mussten – wir natürlich unbedingt ins Tokyoter Theater Kabuki-za. Und wir hatten glücklicherweise wirklich gute Plätze erwischt. Mit der Kreditkarte kann man dann an den entsprechenden Automaten die Tickets abholen. Sehr einfach.

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Hier noch der Tipp für Kabuki-Interessierte: Am besten Parkett und dann noch eher den rechten Teil des Zuschauerraums wählen, so dass man sowohl die Bühne als auch den Steg, auf dem die Darsteller auf- und abtreten, auch noch gut im Blick hat. Und bloss nicht direkt neben dem Steg sitzen, denn dort wird man von den die Darsteller begleitenden Scheinwerfern teilweise tüchtig geblendet.

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Im Kabuki-za Tokyo gibt es zudem auch einen englischen Earphone-Service. Die Handlung wird via Knopf im Ohr kommentiert, was für den allgemeinen Durchblick und auch diverse Details ausgesprochen hilfreich ist. Auch Japaner nutzen das auf Japanisch, denn die alte Sprache ist für ungeübte nicht einfach zu verstehen.

Wir sahen kein ganzes Stück, denn diese haben eine Länge von ca. 8 Stunden, was sogar Wagnersche bzw. Bayreuther Dimensionen sprengt. Die Gesamtaufführungen werden meistens auf halbe Tage aufgeteilt. Unsere Aufführung begann aber auch um 11 Uhr, dauerte bis 16 Uhr (inklusive mehrerer Pausen) und beinhaltete Highlights aus verschiedenen Kabuki-Theaterstücken. Für uns war das genau richtig. Die folgende Aufführung findet dann ab 16:30 Uhr statt.

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Falls es jemand interessieren sollte, was zu sehen war:
– „Tenmangu natane no goku“ (Shiheis seven laughs) handelte von einer Intrige zwischen zwei Ministern am kaiserlichen Hof.
– „Kaijiware heizo homare no ishikiri“ (Stone-cutting Kajiwara): Hier sollte ein kostbares Meisterschwert getestet und verkauft werden. Das Schwert war so scharf, dass der Protagonist sogar einen steinernen Wassertrog damit teilen konnte.
– „Matsuura no taiko“ (Lord Matsuura and the drum of Chushingura): Gerne werden bekannte Legenden immer wieder neu erzählt, so auch hier die Geschichte der 47 Ronin und ihre Rache.
– „Oshi no fusuma koi no mutsugoto“ (Sumo and the lovebirds) war ein Akt aus einem selten gespielten Stück, in der es um Liebesintrigen und die Rache zweier Mandarin-Enten an ihrem Schlächter geht (Ja, klingt komisch, ist auch etwas schwierig zu beschreiben 🙂 ).

Das Interessante am Kabuki ist eigentlich auch das drumherum. Viele Damen und auch Herren hatten sich ihre Kimonos angezogen, allerdings geht es trotzdem erstaunlich locker zu. Leute werden noch während der Aufführung reingelassen, manch ältere Mensch musste zwischendrin zur Toilette begleitet werden, und in den Pausen wird tüchtig gefuttert (Kabuki-O-Bento), was ordentlich volle Abfallsäcke produziert.

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Der Mann neben mit trank erstmal einen Sake und verschlief dann ca. 2/3 der Aufführung. Alles sehr menschlich, und von der Atmosphäre eher mit einem Kino-Besuch vergleichbar.

Nach der Aufführung herrschte vor dem Kabuki-Theater ein unbeschreibliches Gedrängel. Die Mittags-Besucher wollten raus, die Abend-Besucher rein.

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Die Kamera hatte ich übrigens zuhause gelassen. Während der Aufführung sind Fotos sowieso streng verboten. Daher nur ein paar mittelprächtige Handy-Fotos.

Danach trafen wir uns nochmals mit Marie und Fred zum Abendessen. Sie würden morgen nochmals Freunde besuchen und wir würden am 5.1. weiter nach Hakone fahren.

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