Imari – Arita – Nagasaki (伊万里-有田-長崎市)

Nach fünf intensiven Entdeckungstagen war heute (5.12.) wieder ein Reisetag. Nagasaki kann man ab Imari prinzipiell in 2.5h erreichen, wenn man es eilig hat. Bei uns war aber mal wieder der Weg das Ziel, zumal wir in unser Nagasaki-Appartement sowieso nicht vor 16 Uhr hinein konnten.

Bei frischen Temperaturen und beginnendem Regen marschierten wir in Imari zum Bahnhof. Zum letzten Mal fuhren wir mit der Matsuura Line nach Arita.

Entgegen aller Wettervorhersage war der Himmel dort strahlend blau-weiss. Irgendwo zwischen diesen beiden Orten muss sich eine Wetterscheide befinden.

Also konnten wir Thom’s Arita-Stopover-Idee doch umsetzen. Zumal die beiden grössten «Lockers», die Kofferschliessfächer in Aritas kleinem Bahnhof frei waren. Die Velos wurden wieder ausgepackt und wir radelten los zur berühmten Kakiemon-Gallerie. Diese liegt etwas westlich des Bahnhofs im Stadtteil Nanzan. In dem hübschen Tal befinden sich noch einige weitere Porzellan-Werkstätten.

Die Meister der beiden Manufakturen, Kakiemon und Imaemon, gehören zu den «Lebenden Nationalschätzen Japans». Den Showroom von Imaemon hatten wir vor drei Tagen besucht. Nun waren wir noch neugierig auf Kakiemon, bzw. hielten es fast für unumgänglich, auch deren Stücke anzuschauen. Kaufen wäre ein absurder Gedanke. Die Stücke sind unglaublich teuer, weil sie traditionell gefertigt sind (handgetöpfert und bemalt). Aber Gucken ist schon noch gratis. 😉

Im Gegensatz zur Imaemon-Gallerie, deren traditionelles Gebäude am anderen Ende von Arita an der Strasse eingebettet ist, sind die Kakiemon-Liegenschaften in diesem Tal grosszügiger angelegt. Alles wirkt schwer edel.

Unser Glück war dann auch, dass eine Reisegruppe aus Nagasaki mit uns den Showroom betrat und wir den Ausführungen des Kakiemon-Herrn lauschen konnten, und die wir (Hurra!) sogar einigermassen verstanden, weil er so schön und nicht zu schnell sprach.

Dem Leiter dieser Reisegruppe gefiel das allerdings nicht so recht, und als wir der Gruppe etwas unverschämt nach draussen in Richtung Brennofen folgten, da wurden wir spontane Trittbrettfahrer natürlich recht bestimmt, aber höflich abgewiesen. Na, schliesslich haben wir die Bustour auch nicht bezahlt…

Die Porzellanstücke im Showroom sind sowohl bei Kakiemon als auch Imaimon in ihrer Zartheit und dem Dekor natürlich wunderschön, aber bewegen sich preislich in völlig anderen Sphären. Manchmal steht der (meist dreistellige) Preis für einen kleineren Artikel noch dran. Bei grösseren Objekten, etwa Vasen oder grosse Teller aber nicht mehr… Hier ein Kakiemon-Beispiel (aus dem Internet).

Etwas versetzt hinter Kakiemon befindet sich die Inoue-Manufaktur, deren letzter Meister ebenfalls zum Lebenden Nationalschatz gehört. Hier gefielen uns vor allem die Stücke im Celadon/Seladon-Stil sehr gut, also Porzellan mit einer leicht grünlichen Glasur bzw. Farbelementen. Diese habe ich auf dieser Reise erst richtig schätzen gelernt. Die Verlockung eines Kaufs war gross. Aber nur fünf kleine, schöne Tellerchen für den Schrank zu kaufen: Dazu war der Preis doch etwas hoch. Und an sich wollen wir auch keine Sammler werden. Die Vernunft siegte ziemlich klar.

Komischerweise war nun fast wieder Mittagszeit, und was lag näher, also nochmals beim Sushi-Meister unseres Vertrauens einzukehren? Also auf Richtung Arita-Ost, und wir bekamen wieder unsere Plätze am Tresen, ein überrascht-erfreutes Lächeln des Sushi-Meisters und das feine Sushi-Menü zum Zmittag.

Am Bahnhof kamen die Koffer wieder aus den Lockers und die Birdys in die Taschen. Die Züge in Richtung Sasebo verkehren praktisch stündlich. Um nach Nagasaki zu kommen steigt man nach einer Viertelstunde in Haiki in den «Sea Side Liner» um. Wir nahmen den, der am Bahnsteig grade bereitstand und ein paar Minuten später abfuhr (Anmerkung für Menschen mit viel Gepäck: Sowohl in Arita als auch Haiki gibt es Aufzüge 🙂 ).

Den Sea Side-Liner gibt es allerdings in einer schnellen und langsamen Variante. Beide fahren ab Haiki die JR Ōmura Line am Meer entlang. Der schnelle Liner hält aber nur an ca. neun Bahnhöfen und fährt ab Isahaya durchs Inland.

Wählt man – so wie wir nichtsahnend – die langsame Version, so hält diese ziemlich oft. Nämlich konsequent an jedem Bahnhof entlang der 73 km, und es sind deren 23 bis Nagasaki. S-Bahn-Feeling. Dafür geht es wunderschön an der Küste entlang (ab Isahaya über die JR Nagasaki Main Line). Die Fahrt dauert 2,5h. An sich nach unserem Geschmack. Man sollte nur schauen, dass man vorher nochmals auf die Toilette geht… 😉

Wenn dann kurz nach Haiki die Silhouette des Amsterdamer Bahnhofs (Centraal Station) am Fenster auftaucht, so ist das keine Fata Morgana sondern das Hotel von Huis ten Bosch, Japans holländischem Themenpark in der Präfektur Nagasaki.   Diesen haben wir bereits im Frühjahr 2009 auf unserer dritten Reise besucht (s. Blogbeitrag vom 14.4.2009). Wieso ein holländisches Dorf in Japan? Spätestens nach dem Besuch von Hirado ist man natürlich schlauer, denn die Verbindung Holland-Japan hat einfach Tradition. Ob sich ein Besuch des Parks lohnt, muss jeder selbst entscheiden. Wir fanden es damals ganz nett, vor allem die Käserei, wo man Gouda kaufen kann. Mehrfach stand der Park vor dem finanziellen Ruin, aber Finanzspritzen irgendwelcher Investoren haben diese bisher abwenden können.

Die Fahrt ging dann wirklich sehr, sehr nah am Meer entlang. Mit einem beherzten Sprung aus dem Zugfenster hätte man durchaus baden gehen können. Und irgendwann kommt man dann auch pünktlich in Nagasaki an.

Der Vermieter unseres AirB&B hatte uns eine genaue und ausführliche Beschreibung für die Wegfindung sowie den Einlass in unser Appartement geschickt, ca. 15 Minuten vom Bahnhof entfernt. Wir fanden alles ohne Probleme und standen bald in unserer netten 1-Zimmer-Wohnung (Küche mit Esstisch, Schlafzimmer, Bad), die die nächsten Tage unser zuhause sein würde.

Mit Entspannen war aber noch nichts, denn wir mussten nochmals los, um uns im Supermarkt mit allem notwendigen zu versorgen. Ungünstige Idee, denn gegen 18 Uhr war es dort rappelvoll. Aber auch das war dann irgendwann geschafft.

Obwohl so ein Reisetag ja nicht super aufregend ist bzw. grössere körperliche oder geistige Anforderungen an einem stellt, ist man am Abend nudelfertig. Vermisst haben wir nur unser abendliches Bad. Auf dieses mussten wir die nächsten Tage tatsächlich verzichten.

 

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