Höflichkeit in Japan: Einkaufen

Einkaufsszenario Kombini
Stets wird einem beim Betreten des Ladens vom Personal ein „Irashaimase!?“ (=Willkommen!) entgegengeschmettert – egal aus welcher Ecke. Meist läuft es so, dass die Verkaufsperson, die einem zuerst erblickt, es zuerst tut, die anderen echoen dann im Chor. Man läuft – ggf. freundlich lächelnd und nickend – zum entsprechenden Regal, nimmt das Wasser bzw. das Bier und geht zur Kasse. Der Verkäufer/die Verkäuferin bedankt sich mit mindestens einem „Arrigato gozaimasu“ (Vielen Dank) für den Einkauf, und fügt noch einen für mich unverständlichen Satz an. Falls man irgendetwas mit ‚Kaado‘ gehört hat: am besten mal ‚Iie‘ (nein), sagen. Vermutlich hat er/sie sich erkundigt, ob man im Besitz einer Kundenkarte ist. So ganz sicher bin ich mir natürlich nicht, aber bisher war die Strategie erfolgreich.
Der/die VerkäuferIn tippt den Betrag ein und wiederholt die Summe. Ob man es versteht oder nicht, das Kassendisplay ist zuverlässig. Und falls dieses mal nicht sicher ist, hilft ein fragender Blick oder ein ?Sumimasen?. Nun heisst es im Geldbeutel herumkramen, um die entsprechende Summe zusammenzubekommen.
Spätestens hier darf man der japanischen Höflichkeit sehr dankbar sein, denn man kann für 570 Yen (=2 Bier) einkaufen und mit viel Münz bezahlen oder mit einem 10.000 Yen-Schein (ca. CHF 100). Nie wird einem ein völlig genervter Blick der Person hinter der Kasse treffen. Im Gegenteil. Das Geld wird mit einer kleinen Verbeugung entgegen genommen, die gegebene Summe mündlich wiederholt und in die Kasse getippt. Zuerst erhält man, deutlich vor Augen nochmals gezählt, die Scheine zurück. Das Münzgeld wird einem dann sehr fürsorglich in die Hand gegeben und das Kleingeld ebenfalls nochmals mündlich wiederholt. Überhaupt wird bei allen Transaktionen sehr viel kommuniziert. Der Kassenbon folgt dann ebenfalls mit einer kleinen Verbeugung, und mit mindestens einem „Arrigato gozaimashita“ seitens der Verkaufsperson und mit Echo aus jeder Ecke wird man das Geschäft verlassen.
Kann man in Japan betrogen oder unfreundlich bedient werden? Bisher ist mir das noch nicht passiert und ich kann mich bei jedem kleinen Einkauf immer und immer wieder sehr darüber freuen.

Andererseits: Manchmal nimmt der hier herrschende Höflichkeitskodex aber auch etwas groteske Züge an. Etwa, wenn zwei Mitarbeiter der Bahn JR morgens im Bahnhof vor den Ausgängen stehen und die werte Kundschaft mit einem laut gebrüllten „Arrigato gozaimasu!“ verabschieden. Auf Thom und mich wirkte das eher wie eine Strafarbeit, und die Mehrheit der KundInnen schien das auch eher zu ignorieren…

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