Liegen Sehenswürdigkeiten auf einem Hügel, wie zum Beispiel das Schloss in Matsuyama, so wird ja im allgemeinen Abhilfe geschaffen, damit niemand hinauflaufen muss. Auch in Japan ist das so. Ausnahmen: Tempelberge. Das Seelenheil muss offenbar erarbeitet werden.
Sind mehr als 40 Höhenmetern zu bewältigen, so gibt es in Japan noch eine spezielle Liftvariante, nämlich das hier:
Einen Namen habe ich dafür noch nicht gefunden. Wie wäre es mit Einzel-Schalensessellift?
Wir haben diese interessante Konstruktion bereits bei unseren letzten Aufenthalten kennengelernt und schon damals gerätselt, ob man solch ein Gefährt in Deutschland oder der Schweiz zulassen würde. Der Sitz hat keinerlei Sicherung, man hat nur die Haltestange. Bei falscher Bewegung oder einer dummen Drehung kann/könnte man aus dem Sitz herausrutschen. Insbesondere über 175 cm sollte man aprupte Bewegungen vermeiden. Und kommt plötzlich ein Regenschauer, hilft die gut gemeinte Bedachung ziemlich wenig.
Trotzdem finde ich es sehr witzig, damit zu fahren, und man muss ja nicht immer gleich an das Schlimmste denken. In sehr geruhsamen Tempo geht es nach oben. Wie beim Sessellift ist man direkt in der Natur, schwebt aber nur max. 2m über dem Boden. Oder auch nicht, Thomas und ich konnten in Amanohashidate beim Sitzen auch mal etwas mitlaufen. Alles ist mit Drahtnetzen gesichert. Fällt man, dann nicht tief. Für Grossgewachsene ist eher der Ein- und Ausstieg das Schwierigste, da einem der Sitz bei Stehen etwa auf Kniehöhe erreicht. Aber hilfreiche Geister sind immer da, und warnen den grossen Gai-jin auch schon mal, dass er auf seinen Kopf aufpassen muss (das kleine Regendach ist ziemlich tückisch).
In Japan werden Sicherheitsvorschriften sehr ernst genommen und auf Sicherheit wird extrem geachtet. Überall stehen ja freundliche Aufpasser herum. Was einen deutschen TÜV-Ingenieur vermutlich in Schreckstarre fallen liesse, funktioniert hier offenbar tadellos. Vielleicht weil man seinen Mitmenschen in manchen Momenten einfach mal etwas zutraut …