Heizen im japanischen Winter

Einen Hauch Winter in Japan haben wir mal kennen gelernt: Anfang Dezember 2007 in Aso (dem Vulkan in Kyushu) und im März 2009 in Matsuyama, wo es einen kleinen Frühjahrs-Kälteeinbruch gegeben hat. Das war jedoch nur kurzzeitig. Jetzt ist es dauerhaft, und wir haben uns etwas davor gefürchtet. Es ist zwar nicht kälter als bei uns, aber das Problem ist Wärme und Isolation japanischer Häuser.
Zentralheizungen gibt es in Japan kaum, zumindest haben wir noch nie eine Gesehen. Sind die Erdbeben schuld oder ist es schlicht zu teuer? Wir sind noch nicht dahinter gekommen.  Japanische Häuser sind kaum aus Mauern oder Stein (sieht man von Betonbauten ab) gebaut sondern bestehen meist aus einer Holzkonstruktion sowie einer „Hülle“ aus diversen Materialien“ mit nur geringfügiger Isolation.

Traditionell heizt man auch nicht bzw. nur einem Hauptraum. Dort gibt es einen Tisch, den Kotatsu, der unter sich ein Heizgerät hat (früher war es ein Kohlebecken). Über bzw. um den Tisch kommt eine spezielle dicke Decke, alle setzen sich zum Aufwärmen an den Tisch und stecken die Füsse darunter. Im Rest des Hauses ist es dann ziemlich kalt. Jeder Toilettengang will gut überlegt sein. Drum ist es toll, wenn man wenigstens ein heisses Badehaus in der Nähe hat, um sich richtig aufzuwärmen.

Ein leider verbreitetes Heizgerät ist die Klimaanlage. Diese Stromfresser und blasen – mit jeder Menge Staub zusammen – im Sommer kühle Luft raus, und im Winter eben gewärmte. Also zu jeder Jahreszeit zu gebrauchen, daher hängen sie häufig in Hotelzimmern. Aber auch in unserem Apartement in Matsuyama hing so ein Ding.

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Schlimme Energieschleudern sind auch die einfachen Heizstrahler bzw. Heizlüfter, die man in kleineren Räumen vorfindet (z.B. Umkleideräumen im O-Furo).

Was uns nun, im „richtigen“ Winter, auffällt, ist die Fülle an verschiedenen Kleinöfen, die entweder mit Gas oder Kerosin betrieben werden. Die Kerosinöfen gibt es in sehr unterschiedlichen Grössen, teilweise kann man sie noch hin und her tragen (je nach Gewicht), und sie geben eine durchaus angenehme Wärme ab. Allerdings stinken manche Modelle doch ziemlich (ggf. wegen mangelnder Wartung?) und Dreckschleudern sind sie ja schon auch, denn Kerosin wird ja nicht gerade umweltfreundlich produziert…

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Das Kerosin wird übrigens direkt über einen mobilen Tankwagen geliefert. In Nikko haben wir das gesehen, drum schnell ein Foto (zum grossen Erstaunen des Lieferanten, aber ich konnte ihm mein Interesse erklären).

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Unser Zimmerofen in Yudanaka war ein recht moderner Gasheizer und hing mit dem Kabel an einer sehr speziellen Gasversorgung (rechts, das weisse Kabel). Das Gas kam damit wie Strom aus der Steckdose, mit entsprechendem Anschluss.

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Natürlich braucht das Ding auch etwas Strom, damit man ihn programmieren kann. Z.B. gab es da die Programme „Ohayo“ (=Guten Morgen) und „Oyasumi“ (=Gute Nacht). „Ohayo“ gefiel mir besonders: Einfach die Zeit so einstellen, dass der Ofen sich ca. eine gute Viertelstunde vor dem Weckerklingeln von selbst anstellt und das eiskalte Zimmer aufwärmt. Den Rest der Aufwärmarbeit besorgte dann das heisse Bad.

Vermutlich wird auch in vielen Privathäusern mit Gas geheizt (und übrigens auch überwiegend gekocht). Jedenfalls haben wir auch noch den Gaslieferanten mit den Riesenflaschen zu Gesicht bekommen.

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