Hanabi – 三津の花火

Hier noch der Nachtrag zum Sonntagabend, an dem das grosse Feuerwerk in Mitsu stattfand. Mit den Lehrerinnen trafen wir uns am Matsuyama Shi-Eki, dem Iyotetsu-Bahnhof. Von dort sind es gute 15 Zugminuten. Viele Leute waren unterwegs, die Bahn wurde noch reichlich voller als auf dem (Handy)Foto. Von Tokyoter Zuständen waren wir aber noch weit entfernt. Alle waren ausgesprochen aufgekratzt, viele Mädels und auch einige Jungs waren in ihren Yukatas, den leichten Sommer-Kimonos unterwegs. Die zu tragen ist jetzt wieder chic und trendy geworden. Zumindest hier.

Im Zug

Für Thom und mich war es das erste Mal, dass wir an einem japanischen „Massenevent“ teilnahmen, entsprechend interessant war es für uns, vor allem wieder die diversen ‚Nebenschauplätze‘. In der schwarzhaarigen Menge fielen wir entsprechend auf: blond, und alle um einen Kopf überragend. Im Zug baumeln uns die Haltegriffe immer im Gesicht herum, was meist grosse Belustigung bei den einheimischen Fahrgästen auslöst.

Gedrängel

Am Bahnhof Mitsu strömten die Massen aus dem Zug und wurden von einer Horde uniformierter Aufpasser mit ihren Leuchtkolben (wie heissen diese Dinger eigentlich??) lautstark durch den genau markierten bzw. abgesperrten Bereiche gelotst. Da durfte man nicht einfach aus der Reihe tanzen. Eine Truppe weiterer Männern, die zusätzliche Anweisungen in ihre Megaphone brüllten, verschaffte der Jedi-Mannschaft zusätzlichen Nachdruck: „Blablablabla kudasaaai, blablablablablabla kudasaaaai“. Bitte gehen Sie hier entlang, bitte achten Sie auf dies, auf jenes… Ein Heidenlärm mit etwas Hektik. Alles musterhaft vorbereitet, also darf da nichts schief gehen. Sorry für das unscharfe Foto, aber ich habe mich nicht getraut, stehen zu bleiben … 😉

Leuchtprügel

Es war 20 Uhr und das Feuerwerk begann, während wir noch durch Mitsuhama in Richtung Hafen liefen. Thom und ich waren vor zwei Jahren mal kurz in dem ehemaligen Fischerdorf gewesen, es hatte auf uns einen etwas traurigen Eindruck gemacht: An sich ein hübscher Ort am Hafen, noch mit einigen alten, traditionellen Häusern, doch auch vielen geschlossenen Geschäften. Tamai-san erklärte uns, dass die jungen Leute in die Grosstädte ziehen und in den kleineren Ansiedlungen nur noch alte Leute wohnen, die dann nach und nach Sterben. Das ist uns schon aufgefallen: Man sieht häufiger, insbesondere auf dem Land, verlassene, verfallene Häuser.

Das Feuerwerk war sehr vielfältig und vor allem lang: Wir kamen ca. 15 min nach Beginn am Hafen an und hatten immer noch eine Stunde lang ein buntes Programm. Die Raketen wurden von drei Schiffen aus abgefeuert, es gab auch Knallerei mit Musikeinlage (s. Video) sowie einige Super-Raketen, deren Designer sogar einzeln erwähnt wurden.
Mit dem Smartphone habe ich versucht, einige Eindrücke festzuhalten. Es ist aber nicht einfach, ein Feuerwerk zu fotografieren. Daher sorry für die miese Qualität … Die grossen Kameras hatten wir zuhause gelassen, für gescheite Fotos hätten wir ein Stativ benötigt.

Hanabi2

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Krönender Abschluss war die Riesenrakete, die eine Feuerwerksblume mit einem Durchmesser von 500 Metern hervorbrachte!
Die Ansagen kündigten dies entsprechend vorher an, und natürlich wurden auch die Firmen erwähnt, die das gesponsert hatten.

Übrigens noch einige Worte zum japanischen Wort für Feuerwerk: Hanabi = hana-bi=花火setzt sich zusammen aus den Schriftzeichen für hana 花 (Blume) und bi 火 (Feuer). Sehr passend und etwas poetischer als das deutschsprachige, etwas brachiale, unpersönliche „Feuerwerk“. Die Lichter, die entstehen, sehen ja wirklich wie Pusteblumen bzw. Löwenzahn aus.

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Nach dem Finale strömte die Menge rasch wieder zum Bahnhof zurück. Wir hatten Glück und erwischten gleich den ersten vollen Zug zurück. Es war immer noch sehr warm, jeder hatte einen Fächer dabei (s. Blogeintrag vom 31.8.2010) und alle wedelten wild vor ihren Gesichtern herum. Leider konnte man das nicht filmen…

Im Zug selbst lösten wir bei einer Gruppe Studentinnen grosses Gekreische aus, weil sie mitbekamen, dass wir uns mit unseren Lehrerinnen auf Japanisch unterhielten. Das konnten sie kaum fassen. Und das Quietschen erreichte Hochtöne, als Lehrerinnen ihnen mitteilten, dass wir aus Europa bzw. der Schweiz kommen. Waaaaa, suugoooooiii = Toll!!!! Wir wechselten dann vorsichtig einige Floskeln, merkten dann aber, dass das jugendliche Japanisch vom Japanisch unserer Lehrerinnen etwas entfernt war. Oder war es der Matsuyama-Dialekt? Die Sprechgeschwindigkeit und manche unbekannten Vokabeln machen uns echt noch Mühe. Die Lehrerinnen, die Mädels und wir sind aber in jedem Fall um eine Anekdote reicher.

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