Unser sehr empfehlenswertes Hotel „Kitanoniwa – The Kuretakeso“ liegt gleich gegenüber des Bahnhofs, und wir hatten ein tolles, ruhiges und geräumiges Twin-Zimmer – aufgrund von Corona vermutlich noch ruhiger als sonst… Das Angebot beim Frühstücksbüffet ist erstklassig (wenn man japanisches Frühstück schätzt). 😉
Leider waren aber die Bäder offiziell wegen Corona geschlossen. Wir vermuten aber eher, dass sich der Betrieb wegen der geringen Auslastung des Hotels nicht rentiert. Es waren nicht viele Gäste anwesend.
Originell fanden wir in Hamamatsu das grosse, kreisförmige „Bus-Karussell“, sprich das Bus-Terminal direkt vor dem Bahnhof. Wirklich sehr praktisch: Es gibt ca. 18 Bushaltestellen im Rund. In der Mitte sind die Information und der Wartesaal. Die Busse fahren alle im Kreisverkehr ein und aus. Die (schlechte) Aufnahme ist aus dem benachbarten Kaufhaus entstanden – ich hab auch brav um Erlaubnis zum Fotografieren gebeten – und erhalten. 😉
Gleich am nächsten Morgen (Samstag, 11.4.) schwangen wir uns auf die Velos zu einer kleinen Stadtrundfahrt. Hamamatsu kann mit einer kleinen Burg (Schloss?) aufwarten, das vom grossen Tokugawa Iyeasu, dem ersten Shogun und Begründer der Edo-Zeit gegen 1571 erbaut worden ist. Kenner sehen dies gleich am charakteristischen Wappen mit den drei Blättern.
Anhand zahlreicher detaillierter Tafeln kann man viel über die Geschichte und die Ausgrabungs- sowie Rekonstruktionsarbeiten erfahren. Das Schloss selbst war selbstverständlich geschlossen. Einige späte Kirschblüten waren noch da und gaben ihr Letztes. Im gleich nebenan gelegenen, schönen japanischen Garten kann man dann auch noch herumwandern.
Im Park befindet sich auch eine recht neue Starbucks-Filiale in einem architektonisch spannenden, neuen Gebäude, das fast unsichtbar in die Vegetation des Parks eingebaut ist (in der Bildmitte leider nur sehr schwach zu erkennen).
Starbucks spielt ja zum täglichen Auffüllen unseres Coffein-Spiegels eine recht bedeutende Rolle in Japan. Dort schmeckt der Kaffee (Café Latte oder Cappuccino) wirklich gut, und es gibt auch WiFi. 2013 hatte ich mal einen Account angelegt, inzwischen funktioniert der Zugriff einfach mit Registrierung der Mailadresse. Apropos WiFi: Auch die meisten Städte in Japan bieten inzwischen FreeWiFi an. Irgendwelches Pocket-WiFi ist nur für Süchtige interessant. 😉
In einer Yamato-Filiale, dem japanischen Liefer- und Kurierdienst, versuchte ich dann noch, Süssigkeiten für die KollegInnen in die Schweiz aufzugeben. Bei der Japanischen Post ist der Versand per Flugzeug ja seit dem 2.4. nicht mehr möglich, nur noch per langsamem Schiff. Und so lange halten die Mochi nicht. Leider gab mir auch Yamato einen Korb: Da kaum noch Flugzeuge fliegen, können sie nicht sagen, wann die Sendungen ankommen werden und nehmen ebenfalls keine mehr an. So schade. Ich hab es wirklich probiert!
Danach war in Hamamatsu City erstmal nicht mehr viel zu tun, und wir radelten noch etwas durch die Strassen. Übrige Sehenswürdigkeiten und Museen waren geschlossen, und auch Firmenbesichtigungen waren wegen Corona nicht möglich. Dazu gehören doch einige spannende Institutionen. Hamamatsu ist eine bedeutende Industriestadt und Sitz einiger namhafter, internationaler Firmen. Insbesondere die Musikindustrie ist dort angesiedelt: Yamaha, Kawai (beide Klavier- und Instrumentenbauer, die Firma Roland für Musiktechnologie, und dazu die Automobil- und Motorradbranche mit Suzuki, Honda und Yamaha. Zudem stammt auch der Gründer von Toyota Industries, Sakichi Toyoda, aus dem Raum Hamamatsu sowie auch Kenjiro Takayanagi, der als einer der Väter des Fernsehens gilt. Beeindruckend!
Bei den oben genannten Unternehmen sind normalerweise zahlreiche Firmentouren und –besichtigungen möglich, und wenn auch noch die Museen geöffnet gewesen wären, hätten wir mächtig viel zu tun gehabt.
Nun lassen wir es eben etwas ruhiger angehen und lassen Japan und seine Atmosphäre anders auf uns wirken. Auch das ist spannend, denn im Kleinen nimmt man dann viele Details, Obskures und Witziges wahr. So fasziniert uns immer wieder der innerstädtische Häusermix zwischen Wohnblöcken, neueren Privathäusern und alten, leerstehenden Gebäuden oder auch Ruinen.
Auch unseren Freund Hanakappa, eine populäre Figur aus dem morgendlichen Kinderprogramm, entdeckte Thom zufällig als Blumentopf. Wir sind grosse Fans der Sendung und schauen die lustigen Episoden morgens von 07:15-07:25 Uhr wenn möglich immer an.
Da das Wetter bestens und es noch nicht Mittag war, entschlossen wir uns spontan zum Ausflug an den Hamana-See – denn die Aussichten für den nächsten Tag waren nicht mehr ganz so rosig. Gemäss Tourismusinformationen gibt es eine Veloroute um den See herum, insgesamt etwas über 60 Kilometer. So sportlich wollten wir es jetzt grade nicht, aber zumindest bis zum Städtchen Kiga am Nordende würden wir es wohl schaffen. Dort kann man in den Zug steigen und nach Hamamatsu zurückfahren.
Also schnell zum Bahnhof, die Birdys eingepackt, in den Zug nach Bentenjima am Südende des Sees gestiegen, dort alles wieder auspacken und los.
Zuerst führt die mässig ausgeschilderte Route etwas nervig an der Hauptstrasse entlang, aber ca. 2 Kilometer nach dem Garden Park wird es richtig schön, und man fährt bis zum Ort Kanzanji direkt am Ufer auf separatem Weg. Weiter geht es danach zwar wieder auf der Strasse, aber angenehm, denn es ist dann nicht mehr viel Verkehr.
Was man immer mehr sieht in Japan, sind grosse Solarkollektoren-Felder. Die vielen Atomkraftwerke sind ja immer noch abgeschaltet, und eigentlich müssten die Bedingungen für den Solarstrom ja durchaus günstig sein.
In Kanzanji kehrten wir zum Mittagessen ein und tranken noch in einem edlen „Biker Café“ einen Kaffee. Dort gab es sogar eine Helmablage für das zahlreich angefahrene Publikum, die ihre schweren Suzuki-, Honda und Yamaha-Maschinen draussen gratis parken konnten. Lokalpatriotismus pur.
Ansonsten war es rund um den See sehr ruhig. Das Ausflugsschiff fuhr nicht, auch nicht die Seilbahn auf den kleinen Aussichtsberg, und der grosse Freizeitpark lag still und verwaist da. Auch der Zoo war geschlossen.
Das kleine Städtchen Kiga am nördlichen Zipfel des Hamana-ko erreichten wir dann gegen 17 Uhr – zu spät leider, um noch die alte Zoll- und Kontrollstation aus der Edō-Zeit besichtigen zu können. Das würden wir dann am nächsten Tag nachholen.
Hier wohl eine letzte, gelungene Aufnahme der Kiga-Kirschblütenallee am Fluss auf dem Weg zum Bahnhof – als hätten wir nicht schon genug Fotos der Sakura…
Die Bahnlinie Tenryū Hamanako gehört zu den vielen kleinen Bahnen in Japan, die noch in Betrieb sind, und die wir auf unseren Reisen sehr gerne als Entschleunigungsmittel nutzen. Sie fahren ca. stündlich (zu den Stosszeiten auch öfters) im sogenannten Wanman (ワンマン= Ein-Mann-Betrieb), d.h. man zieht einen Zettel beim Einstieg und bezahlt dann beim Fahrer beim Aussteigen den entsprechenden Betrag. Man wirft das abgezählte Geld in eine Box beim Fahrer. Entsprechend funktioniert auch das Busfahren.
Wir tuckerten damit zum Bahnhof Nishi-Kajima und stiegen dort in eine weitere Privatbahn, die Enshū-Line , um die uns zurück nach Hamamatsu brachte.
So war diese kleine Reise noch ein absolut würdiger Abschluss dieses Ausflugstages, nicht nur für Bahnfans („Pufferküsser“) und Trainspotter mit Kameras, sondern auch für uns. 😊
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