Am Sonntag (5.1.) haben wir Tokyo verlassen, das nächste, letzte Ziel vor unserer Abreise hiess Hakone, ein sehr bekannter Ausflugsort in der Nähe des Fuji-san. Endlich würden wir Japans berühmten Berg mal richtig zu Gesicht bekommen. Denn der richtige Fuji-Blick (also nicht nur aus dem Zug bzw. Flugzeug) ist ein Muss und fehlte uns Japan-Fans noch. Ein entsprechendes Hotel mit Fuji-Sicht war auch gebucht, was dann natürlich auch einen entsprechenden Fuji-Preis hat … Aber man gönnt sich ja sonst nix, und wenn schon, dann auch mit heisser Quelle und allem Komfort.
Bereits in der Woche vorher hatten wir bei der privaten Bahnlinie Odakyu einen Hakone-Pass für 3 Tage gekauft. Der lohnt sich unbedingt, denn für umgerechnet CHF 55 kann man von Tokyo aus nach Hakone fahren und dann zwei bis drei Tage lang beliebig oft alle Verkehrsmittel benutzen. Ein tolles Angebot, das man unbedingt nutzen sollte, denn die Seilbahnen und das Schiff über den Ashino-See sind auch mit inbegriffen, und die sind sonst sehr teuer.
Hakone gehört zudem zum „Grossraum Tokyo“, mit der Bahn dauert es von Shinjuku aus ca. 2h. Im Prinzip würde also auch ein Tagesausflug genügen, aber schöner ist es mit Übernachtung und mehr Zeit. Denn Hakone hat erstaunlich viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Ein etwas längerer Aufenthalt erhöht auch die Chancen der Fuji-Sicht, denn nicht immer ist das Wetter optimal.
Abfahrt war um 10:10 Uhr ab. Einen ausgesprochen chicken Zug hatten wir gebucht, den „Romance Car“. Ein bisschen Romantik darf ja schon mal sein. 😉
Super viel Platz, mit leicht gedrehten Sitzen, damit man sich beim ‚Aus dem Fenster schauen‘ nicht den Hals verrenkt. Japanischer Komfort eben. Da jedoch viele andere auch die Romantik gesucht hatten, war der Zug rappelvoll, alle entsprechend aufgekratzt, und es war für japanische Verhältnisse ziemlich laut. Hatte ich mal erwähnt, dass Japaner in entsprechenden Situationen durchaus lärmig sein können? 🙂
Am frühen Nachmittag trafen wir in Gora, der Endstation der Bahnlinie ein – und wurden erst einmal mit Werbung zur Rhätischen Bahn begrüsst. Die Hakone-Bahn und die Rhätische Bahn haben eine „Bahnfreundschaft“. Es hing sogar eine echte schweizer Kuhglocke am Bahnhof. Willkommen daheim … 🙂
Das Wetter war sehr bedeckt. Nun ja, das machte nichts, wir parkten unsere Koffer am Bahnhof und gingen erstmal auf Museums-Tour.
Mitten im Hakone Nationalpark hatte der Gründer der japanischen Kosmetikgruppe Pola es geschafft, ein Museum in den Wald zu setzen. Ein traumhaftes Setting mit interessanter Architektur und einer äusserst beeindruckenden Sammlung von Impressionisten. Gezeigt wurde eine Renoir-Ausstellung, gewürzt mit weiteren Werken bekannter französischer Maler. In der Sammlung wurden dann französische Glaskunst sowie weitere Impressionisten geboten. Die umfangreiche Monet-Kollektion hatten wir ja bereits in Tokyo bewundert. Dass sich Japan als Im- und Expressionisten-Paradies entpuppt, hätte ich wirklich nicht gedacht. Thom legt Wert auf den Hinweis, dass da auch noch Kubisten dabei sind. Es gibt auch jede Menge Picassos.
Alle Hakone-Sehenswürdigkeiten sind mit den Bussen sehr gut erschlossen, und diese fahren sogar viertelstündlich! Das toppt bisher alles, was wir gesehen haben, selbst schweizerische Verhältnisse.
Nach dem Museum wurde es Zeit, unser Hotel „Green Plaza Hakone“ aufsuchen, dass direkt an der Seilbahnstation Ubako liegt. Von Gora aus mussten wir zuerst in die Hakone Tozan Cable Car (Standseilbahn) nach Sounzan steigen.
Anschliessend bringt einem die Hakone Ropeway in zwei Etappen über den Berg nach Owakudani (mit lauter stinkenden Schwefelquellen) und Togendai am Ashino-See. In Owakudani muss man nochmals umsteigen. Ubako ist die Zwischenstation auf dem Weg runter nach Togendai.
Zuerst war ich ein bisschen skeptisch bezüglich der Abgeschiedenheit des Hotels, aber mit diesem perfekt ausgearbeiteten Verkehrssystem ist es wirklich kein Problem.
Das Wetter war aber weiterhin bedeckt, vom Fuji-san also keine Spur. Ein schönes Onsen-Bad und ein sehr gutes Abendessen mussten erst einmal genügen.
Wir setzten unsere Hoffnung auf die Wetteraussichten für den nächsten Tag. Sie wurde nicht enttäuscht. Zum Beispiel schon mit kleinen Ersatz-Fuji’s auf dem Hotel-Parkplatz… 🙂
Es gibt immer noch Steigerungen der Perfektion bei Japan-Ferien: Morgens früh um 7 Uhr, im Rotemburo (heisses japanisches Aussenbad) einen Sonnenaufgang mit Fuji-Blick erleben zu können. Die Szenerie war fast unwirklich, als ich den Berg zum ersten mal sah.
Fast schien es, als hätte Japan-Tourismus eine gigantische Leinwand am Horizont aufgespannt… Ich verstand nun, warum er (vor allem bei älteren Menschen) als heiliger Berg gilt: Seine perfekte Form und majestätische Erscheinung lässt einem nicht unberührt.
Wir hatten dann während des ganzen Tages unbeschreibliches Glück mit dem Wetter: Blauer Himmel, eine Temperatur von ca. 10°C, hin und wieder lockere Wolken, die dann die Spitze des Fuji kurzfristig behängten. Ein grandioses Panorama.
Wir liefen am Ashino-See von Togendai zuerst bis zur Hakone Komagatake Ropeway (nicht im Freepass inbegriffen, lohnt sich aber). In ein paar Minuten ist man auf 1,327 m und bekommt ein 360°-Panorama mit Fuji- und Meeressicht.
Oben auf dem Berg gibt es auch noch einen kleinen, sehr malerischen Schrein.
Diese beiden Gipfelstürmer schauten allerdings weniger fasziniert auf den Fuji-san als auf ihr fotografierendes Herrchen. In Japan gibt es übrigens spezielle „Kinderwagen“ für Hunde zu kaufen.
Von der Ropeway läuft man am besten weiter bis zum Hakone-Schrein mit dem berühmten roten Tori im Wasser.
Weiter zu Fuss gelangt man dann an ein altes Stück der Tokaido, der wichtigsten Hauptverkehrsstrasse Japans während der Edo-Zeit. Dort kann man noch eine Allee sehr alter Zedern bewundern, deren Anpflanzung Anfang des 17. Jh. vom Shogun befohlen worden war, um die Reisenden vor Sonne und Schnee zu schützen.
Von dort sind es dann nur noch 10 Minuten bis zum Endpunkt Hakonemachi, wo einem das „neu auf alt gemachte“ Schiff via Motohakone bis Togendai zurückbringt.
Hier nochmals der Blick vom Schiff auf den Komagatake.
Es war schon 15:30 Uhr, und die Schwanen-Tretboote machten Feierabend.
Wir machten weiter, denn der touristische Arbeitstag endet erst gegen 17 Uhr. Mit der Seilbahn fuhren wir von Togendai nochmals bis ganz oben nach Owakudani, um dem schwefeldampfenden Berg einen Besuch abzustatten.
Es endete damit, dass wir uns im Weg irrten, einen vereisten Bergpfad hoch und wieder runter schlitterten und dann natürlich die letzte Seilbahn verpassten. Nun ja, wenigstens gab es nochmals eine schöne Fuji-Abendsicht.
Glücklicherweise erwischten wir noch den letzten lokalen Bus, der uns zurück nach Ubako brachte. Und im Hotel gab es selbstverständlich erstmal ein heisses Bad, denn nach diesem schönen, aber nun doch kalten Outdoortag waren wir wirklich durchgefroren.
Der Blick aus dem Rotembouro entsprach nun fast exakt dem Bild auf der Hotel-Webseite. Fast unwirklich. Entsprechendes Gedrängel herrschte daher im Damen-Rotemburo.
(Das Foto musste ich natürlich von der Hotel-Webseite klauen, denn Fotografieren ist im Bad natürlich streng verboten.)
Zum Abschluss des Tages gab es dann noch ein lokales Bier, was es im Hotel-Shop zu kaufen gab: Ein „Dunkel“ und ein „Premium“ der Gotemba Kogen Brewery, nicht weit von uns entfernt und daher mit Fuji-Etikett.
Das Bier schmeckte super! Die japanische Craft Beer- bzw. Kleinbrauereien-Szene ist eine echte Entdeckung in diesen Ferien! Hier mutieren wir Wein-Fans wirklich zu Biertrinkern.
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