Hagi –> Shimonoseki (萩–>下関市)

Von  Hagi nach Shimonoseki (unserem nächsten Ziel) zu kommen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Mit dem Überlandbus etwa, der für uns natürlich nie in Frage kommt. Mit dem Zug kommen zwei Routen in Betracht: Eine kürzere, schnelle Verbindung mit Umstieg durchs Hinterland oder eine Bummelfahrt mit der weiter am Meer entlang führenden San-in-Eisenbahnlinie. Selbstverständlich kam für uns nur die letztere in Frage. Und so standen wir am Vormittag wieder an der einsamen Bahnstation Tamae. Immerhin war das Wetter besser als am Ankunftstag.

Nach dem Umstieg im Bahnhof Nagatoshi (und dem wie immer beschwerlichen Wechsel des Gleises über die Treppen…) rumpelte das kaum besetzte One-Man-Züglein gemütlich entlang der Küste entlang. Die Strecke bietet wirklich sehr schöne Ausblicke aus Meer. Viel ist in diesem letzten westlichen Zipfel der Hauptinsel Honshū wirklich nicht mehr los.

Interessanterweise gab es in Kogushi einen Aufenthalt von gut 20 Minuten, was natürlich perfekt war, um während der gut dreistündigen Fahrt „die Hände waschen“ zu gehen. Was so ziemlich alle im Zug auch taten.
Auf Japanisch nennt man die Toilette „O te-arai“. Te = Hand/Hände, arau = das Verb für waschen. Und damit das alles ganz höflich wird, setzt man noch das Höflichkeitspräfix „o“ davor.

Ganz pünktlich um 12:20 Uhr kamen wir dann in Shimonoseki an, und nachdem wir in unserem Hotel „Dormy Inn“ die Koffer losgeworden waren, starteten wir per Birdy eine erste Rundtour. An Shimonoseki fielen uns gleich die blaumarkierten Velowege positiv auf. Zwar gibt es sie nicht überall, aber zumindest entlang einiger grosser Strassen kommt man da flott voran.

Zudem gibt es direkt am Bahnhof ein grosses Veloparkhaus, in dem man sein Rad die ersten 2 Stunden gratis abstellen kann. Danach wird das Velo blockiert und man muss es gegen (nicht zu viele) Yen wieder befreien. Nach 48 Stunden wird das Velo konfisziert. Ein ziemlich schlaues System, wie ich finde, denn es motiviert, das Fahrrad für einen kurzen Einkauf dort zu parken. Andererseits werden Abstellleichen verhindert. Nach unseren sehr unterschiedlichen und auch ärgerlichen Erfahrungen betreffend Veloparkplätzen in den meisten japanischen Grossstädten (insbesondere Kyoto & Osaka!) finde ich diese Lösung ziemlich gut. Da erhält Shimonoseki glatte 5 von 5 Punkten von mir. 🙂

Wir radelten erst einmal zur Uferpromenade „Arukapoto“. Auf dem Gelände befinden sich das grosse Aquarium Kaikyokan, der Karato Fischmarkt, eine kleine Shopping- und Restaurantmall und ein kleiner Vergnügungspark mit Riesenrad. Selbstverständlich mussten wir damit – unserer alten Tradition folgend – eine Runde mitfahren, zumal sich von da oben ja immer schöne Ausblicke bieten.

Shimonoseki liegt auf der nördlichen Seite der schmalen Kammon-Strasse, der Meerenge zwischen Honshū und Kyūshū. Diese an der engsten Stelle nur ca. 700m breite, natürliche Wasserstrasse hat eine grosse Bedeutung, historisch und wirtschaftlich. Sie wird heute von täglich von ca. 700 Schiffen passiert. Wäre sie nicht da, hätte man sie vermutlich graben müssen, so wie den Panamakanal…

Shimonoseki und Kitakyūshū, das grössere städtische Pendant gegenüber, sind verkehrstechnisch sehr gut miteinander verbunden. Zuerst gibt esdie grosse Kammon-Brücke für den Auto- bzw. Busverkehr. Dann sorgen gleich zwei Bahntunnels (Regionalzüge und Shinkansen) unter dem Wasser für die reibungslose Zugverbindung zwischen den beiden japanischen Inseln. Dazu gibt es die schnelle Personenfähre über die Kammon-Strasse plus noch einen Fussgängertunnel drunter durch. In diesem darf man sein Velo oder Motorrad aber nur schieben.

Auf unserem Programm standen für die nächsten Tage also diverse Besichtigungen, sowohl auf dieser Seite der Kammon-Strasse, als auch auf der Kyūshū-Seite gegenüber. Erstmal liessen wir diesen Tag aber gemütlich im Hotel ausklingen. Wie meist in Japan sind die Zimmer für zwei Personen etwas sportlich klein. Wir haben das Hotel aber trotzdem sehr bewusst gewählt, denn es hat im obersten, zehnten Stockwerk ein wunderschönes japanisches Bad mit „Rotemburo“, also einem Aussenbecken. Dort kann man sich erstmal sorgfältig waschen, sich dann – wie üblich gänzlich unbekleidet – sehr entspannt im gut 40°C heissen Wasser und in der frischen Luft garkochen, und dann zur Abkühlung etwas die Aussicht auf die Kammon-Strasse geniessen. Das Foto ist selbstverständlich geklaut, denn Fotos sind im Bad natürlich streng verboten.

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