Ode an den Fugu (面白いふぐ)

Wie man unschwer bemerkt, ist das Wappentier von Shimonoseki der berühmt-berüchtigte Fugu.

Ja, genau der Fisch, um den sich (im Westen) immer so viele Gruselgeschichten und Geheimnisse ranken. Der so einen Gefahren- und Risiko-Touch zu haben scheint, und über den unsere Medien immer gerne berichten, wenn mal wieder jemand nach einem Fugu-Essen gestorben ist. O.k., die inneren Organe des Fugu, insbesondere seine Leber (bzw. das darin enthaltene Gift) sind tatsächlich hochgiftig und tödlich. Aber nicht von allen Fugu-Arten (von denen es eine Menge gibt, wie wir seit dem Aquariumsbesuch wissen). Schon der informative Wikipedia-Artikel räumt mit diversen Märchen auf.

In Shimonoseki begegnet einem der Fugu auf Schritt und Tritt. Manches ist ja noch ganz witzig.

Aber ansonsten hat der arme Kugelfisch in der Gegend nichts zu lachen. Die Verbreitung der Spezialität, von dem auch wir bisher dachten, dass es eher ein rares Gut wäre, ist in seiner Menge schon eher beängstigend. Schon morgens im Hotel gibt es Baby-Fugu zum Frühstück und „Fugu-Reis“. An jedem O-miyage-Stand kann man Fugu-Produkte kaufen. Auf dem Fischmarkt sowieso. In vielen Fischbecken schwimmen sie – in Erwartung ihres Endes durch den Koch – herum. Da fragt man sich wirklich, ob es bald noch Fugus gibt…

Im Aquarium Kaikyokan kann man immerhin 100 verschiedene Fugu-Arten bewundern, von fingergross bis armlang. Zugegeben, sie bestechen nicht durch ihre Schönheit, aber wenn man sie so beobachtet, werden sie einem recht sympathisch. Sie leben in unterschiedlichen Gegenden der Weltmeere, manche Arten in sehr warmem Wasser (26°C), andere mögen es eher kühler. Die, die in Shimonoseki und Umgebung verspeist werden, schwimmen tatsächlich in der Kammon-Strasse herum.

Und eine Fuguart baut sogar phantastische, wunderschöne Unterwassernester.

Diese geheimnisvollen Gebilde am Meeresboden wurden erst 2013 entschlüsselt, von einem Forscherteam, an dem auch Wissenschaftler des Aquariums beteiligt waren.

Unsere kulinarische Erfahrung haben wir auf eine einmalige Mahlzeit im Restaurant beschränkt. Thom hatte „Fugu klassisch“. Ich wollte  die bereits erwähnten Shirako (Fischmilch, siehe Blogeintrag 22.11.) vom Fugu probieren.

„Fugu klassisch“ wird sehr dünn geschnitten und dekorativ auf dem Teller serviert. Ein Grund könnte sein, dass das Fleisch eher etwas fest bzw. sogar etwas zäh ist. Man tunkt es nicht – wie Sashimi – in Sojasauce, sondern in Ponzu, einem säuerlichen Dip (in dem aber auch Sojasauce enthalten ist).

Ein besonderes Glücksgefühl beim Verzehr stellte sich bei uns nicht ein. Es hat gut geschmeckt, aber wir sind auch ohne Fugu glücklich.

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