Finale: Narbonne – Port-la-Nouvelle / Mittelmeer

Sonntag, 9.10.
Sightseeing Narbonne

Am Morgen besuchten wir erst einmal Narbonne’s schöne Markthalle und versorgten uns mit Basics und mehr für die nächsten Tage. Unser Appartement war gut ausgestattet, also wollten wir wenigstens ein Mal etwas richtig Vegetarisches köcheln, und wenn es nur Pasta mit Gemüse sein würde.
Den Rest des Tages hatten wir dann genügend Zeit, um schon mal die Hälfte der Sehenswürdigkeiten (Kathedrale, Bischofspalast, Museen, Altstadt etc.) der von den Römern 118 v.Chr. gegründeten Stadt abzuarbeiten. Die andere Hälfte sparten wir uns für Mittwoch auf. Narbonne ist mit ca. 52’000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt des Departements Aude, das bei uns hinsichtlich Velo-Infrastruktur ja einen sehr zwiespältigen Eindruck hinterlassen hat. Auch Narbonne glänzt nicht mit Radwegen, jedoch scheinen die Autofahrer etwas rücksichtsvoller zu sein, zumindest im Vergleich zum Inland bzw. Carcassone.

Der Canal de la Robine, der vom Canal du Midi bis ans Mittelmeer führt, durchzieht Narbonne recht malerisch. Im Hintergrund sieht man den Erzbischöflichen Palast und die Kathedrale. Auf den Turm zu steigen lohnt sich wegen des Blicks. Das Museum im Palast hat nicht nur Historisches sondern auch etwas Kunst zu bieten. Bis zum Abend waren wir also gut ausgelastet. Der Rest war dann für unseren letzten Ferientag geplant, und wir würden nun sagen, dass zwei volle Tage für Narbonne – inklusive Museen – ausreichen. 🙂

Markthalle und Sonntagsmarkt

Der Turm des Erzbischöflichen Palasts

Der Römer alte Spuren (Via Domitia)

Verrutschte Grössenverhältnisse: Sylvi plötzlich ganz klein…

Die Altstadt

Cathédrale Saint-Just et Saint-Pasteur (vom Turm aus)

Blick in Richtung Meer, im Vordergrund der Kanal, im Hintergrund die Hügel der ‚Les Clapes‘.

Unten in den Gängen des Horreum, einstigen römischen Lagerräumen.

Die ehemalige Kirche Notre-Dame de Lamourguier ist nun das Lapidarium für römische Steinfunde.

Der Canal de la Robine Richtung Port La Nouvelle

Montag, 10.10.
Ausflug nach Sète

Montag folgte dann ein Ausflug nach Sète, der eigentlichen Endstation der Canal des Deux Mers-Route.  Wir hatten uns aber für Narbonne als letzten Aufenthaltsort entschieden, ergo packten wir unsere Räder in den TER und liessen uns dorthin bringen. Per Muskelkraft sind die gut 90 km ab Narbonne wohl gut zu fahren und führen auch grösstenteils am Wasser (Kanäle und Meer) entlang. Aber man braucht ja auch ein Startpunkt und eine Idee für die nächste Reise bzw. die Fortsetzung. Narbonne – Genf könnte das zum Beispiel sein. 🙂

In Sète selbst lässt es sich ganz gut Velo fahren. Zwar ist es eng, jedoch gibt es Radwege, was auf viele Radler während der Hauptsaison schliessen lässt. So lange man am Wasser entlang fährt, ist es auch prima ausgebaut und flach. Aber Vorsicht: Am Berg, den Sète umschliesst, kann es ziemlich zackig (steil) nach oben gehen.

Der Turm des Palais Consulaire, eines der Wahrzeichen von Sète.

Liebevoll gestalteter Veloweg entlang der Küste.

Mittelmeer-Relief

Auf dem Wochenmarkt von Thau mit sehr internationaler Atmosphäre. Und soooo billig!

Am Hafen, und ein Restaurant reiht sich an das andere…

Eigentlich war das CRAC, das Centre Régional d’Art Contemporain ja zur Besichtigung vorgesehen. Dumm nur, wenn auf der Website nirgends vermerkt ist, das es ausserplanmässig geschlossen hat. Oh diese Provinzmuseen…

Dafür überraschte uns dann um so mehr das Musée Paul Valéry (auf dem Berg, ziemlich steil!) mit einer feinen Kunstsammlung. Der benachbarte Friedhof Cimetière Marin, auf dem besagter Dichter ruht, ist vermutlich einer der schönsten Friedhöfe Frankreichs.

Sète lohnt sich auch für Graffiti-Interessierte.

Zurück in Narbonne gab es ein feines Picknick mit unseren leckeren Einkäufen (Käse, Tomaten, Brot) vom Markt. Den schönen Wein aus dem Languedoc nicht zu vergessen.

Dienstag, 11.10.
Narbonne – Gruissan – Port-la-Nouvelle – Narbonne
(Fahrtstrecke 74 km,  Schnitt  16 km/h, Fahrzeit 4:40 h)

Der Tag unserer letzten Tour-Etappe war gekommen. Heute würden wir ganz offiziell und nochmals per Velo das Mittelmeer erreichen. Das Wetter versprach auch nochmals schön zu werden.

Allerdings wehte nun ein sehr kalter Wind aus nordwestlicher Richtung, offenbar der Mistral. Er kam zwar nochmals sehr angenehm von hinten, jedoch wurde es mir mit meinem nicht windfesten Fleece recht kalt. Hätte ich doch bloss noch die winddichte Jacke mitgenommen!

Wir folgten nun dem Canal de la Robine in Richtung Gruissan. Die Qualität des Wegs entlang des Kanals ist recht heterogen: Bei trockenem Wetter befahrbar, streckenweise aber sehr ausgefahren (und anstrengend). Manche Abschnitte dürften nach Regen vermutlich nicht mehr wirklich angenehm sein.

Nach gut 7 km erreicht man die Abzweigung Richtung Gruissan. Dort haben sie sich wirklich angestrengt, und auf den sehr gute Pisten inklusive Beschilderung radeln in der Saison vermutlich viele Narbonnenser zum Baden an die Strände.

Blick auf Gruissan

Wir haben Glück und sehen eine Gruppe rosafarbene Flamingos. Die Zweibeiner trauen uns Zweibeinern aber nicht und stacksen davon…

Blick Richtung Süden vom Pech des Moulins, dem kleinen Hügel im Ort. Im Vordergrund die Salinen, im Hintergrund Port-la-Nouvelle. Noch hintergründiger die Pyrenäen.

Gruissan und der Tour Barberousse vom Pech des Moulins.

Der Étang de Gruissan im Wind (vom Tour de Barberousse aus).

Entlang des schnurgeraden Canal de Grazel erreicht man von Gruissan aus die grosse Feriensiedlung. Endlich stehen wir am Mittelmeerstrand!! Freie Sicht aufs Mittelmeer, nach fast 1300 Kilometern!!
Ein freundliches, älteres  deutsches Ehepaar (unverhörbar aus dem Südwesten des grossen Kantons) macht das Beweisfoto. Und da sie sich als Ferienhausbesitzer gut auskennen, empfehlen sie uns auch gleich das direkt am Strand gelegene Restaurant „Le Grand Soleil“. Kaum ein Mensch war an diesem Werktag dort anzutreffen, und wir waren zugegebenermassen etwas misstrauisch. Jedoch war das Essen wirklich fein, und die Mittelmeeraustern von erstklassiger Frische! Auf der Sonnenterrasse (im Windschatten wohlgemerkt) genossen wir bei sonnigen 20° Celsius unseren vorletzten Ferientag. Erwähnenswert war auch der feine Weisswein von den Hängen des Massif de la Clape, dem Bergzug bei Gruissan.

Auf dem Rückweg ging es erst einmal wieder um den Étang de Gruissan herum.

Zum Canal de la Robine wählten wir dann aber eine Abkürzung über die D32 zur Écluse de Mandirac. In der Nebensaison ist das gut zu machen, da zu dieser Zeit wenig Verkehr war und die wenigen Autofahrer sich auch mehrheitlich rücksichtsvoll zeigten.

Ab der Écluse de Mandirac befindet man sich wieder am Canal de la Robine. Der Weg entlang des Kanals führt ausgesprochen malerisch als schmales Band durch die Seenlandschaft auf die Île Sainte Lucie und weiter nach Port-la-Nouvelle. Um diese Zeit des Jahres kaum ein Velofahrer. In der Hochsaison könnte es vermutlich eine kleine Velo-Autobahn sein… Die Piste ist zwar angenehm breit, aber mässig geschottert, streckenweise sehr holperig und daher etwas anstrengend zu fahren. Zumindest wenn man zügig vorankommen möchte.

In Port-la-Nouvelle gibt es an Sehenswürdigkeiten nicht mehr wirklich viel. Zwar bietet die kleine Stadt schöne Strände, aber der Hafen bleibt dominierend gross und hässlich.

Zurück geht es dann wieder entlang des Kanals bis Narbonne. Es sind eigentlich nur gut 23 km bis nach Narbonne zurück. Wegen des immer noch blasenden Windes – jetzt von Vorne – müssen wir natürlich wesentlich mehr strampeln!

Die Gegend ist ein Paradies für Vogelliebhaber. Auch wir sehen interessante schwarz-weisse Vögel in den Reisfelder (ja, der wird da offenbar angebaut). Und tatsächlich: Es ist Meister Adebar bzw. der Storch auf dem Weg nach Süden!

Mittwoch, 12.10.
Narbonne

Mittwoch wurde es – der Wind am Dienstag hatte es bereits angekündigt – dann richtig bewölkt, und Regen sollte folgen. Gut für unseren letzten Tag in Narbonne, um geruhsam die restlichen Sehenswürdigkeiten abzuarbeiten.  Bloss kein Stress am letzten Tag. Und so gehen wir gemütlich die letzten Besichtigungen an, wie z.B. das Lapidarium.

Die Zeit reichte zum Schluss sogar, um dem ganz neuen Museum für Moderne Kunst, „L’Aspirateur“ einen Besuch abzustatten. Da haben sie in Narbonne doch einfach eine nagelneue, fehlgeplante Recyclinganlage zu einem Kunstmuseum umfunktioniert. Keine schlechte Idee. Die einsame Aufsicht war entzückt über unser Erscheinen, wir waren (selbstverständlich) die einzigen Besucher. 🙂

Abends gingen wir dann ein letztes Mal fein Essen im Restaurant „A la table du Marché“ bei der Markthalle. Auf dem Heimweg goss es bereits in Strömen und Sturmwarnung war angesagt. Wie schön, dass sich das Herbstunwetter bis zu unserer Abreise Zeit gelassen hat! 🙂

Donnerstag, 13.10.2017
Narbonne – Zürich

Weltuntergangsstimmung in der Nacht und am Morgen. Mit etwas gemischten Gefühlen packten und frühstückten wir. Glücklicherweise erwischten wir beim Checkout und dem Weg zum Bahnhof noch eine Regenpause. Ein letztes Mal zeigen sich die Wettergötter gnädig zu uns. Das Inferno bricht dann kurz vor Abfahrt des Zuges wieder los.

Naja, sie (die Wettergötter) haben sich dann doch noch eine kleine Überraschung aufgespart, auf dass es uns nicht zu wohl werden würde. Aufgrund des Unwetters erhielt unser Zug kurz nach der Abfahrt – wegen Ästen auf den Leitungen – gut 45 Minuten Verspätung. Was dazu führte, dass wir natürlich den Anschluss-TER in Avignon verpassten. Mit irgendeinem nächsten Zug kamen wir dann weiter nach Valence Ville (im Rhônetal), wo wir dann aber gut 3h vertrödeln mussten, bis der nächste, durchgehende TER via Grenoble nach Genf fuhr. Also nichts mit der Heimkehr am frühen Abend.

Danach klappte aber alles einwandfrei. Noch ein bisschen Aussicht erhaschten wir von der Bergwelt der Rhône-Alpes, bevor es dunkel wurde. Zumindest wissen wir jetzt, wo die vielen Baumnüsse / Walnüsse in Frankreich wachsen, die man in der Schweiz kaufen kann. In und um Grenoble scheint eine Nussplantage die andere abzuwechseln.

Um 20 Uhr in Genf angekommen kamen wir schneller als gedacht durch die Zollgänge (kein Mensch und Zöllner weit und breit) zu den Bahnsteigen. Rasch ein Ticket (inklusive Velo) gelöst und einfach in den ICN nach Zürich (20:15 Uhr) eingestiegen. Reservationspflicht für Velos gilt im Oktober aber noch. Die Schaffnerin war daher erst einmal wenig amused, zeigte sich dann aber versöhnlich angesichts unserer Odyssee und warf uns wieder nicht raus. Wir waren ihr sehr dankbar, allerdings hatten wir zu dieser Jahres- und Uhrzeit auch nicht wirklich mit einer Gruppe von weiteren Velofahrenden gerechnet. 😉

Uns sonst? Um 23 Uhr kamen wir wieder zuhause an. Schön war’s.
Die Fortsetzung der Tour folgt in ca. 2 Jahren.

 

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