Enoshima

Am nächsten Tag, Dienstag, 10.3., war das Wetter so schön, als hätte es den gestrigen Regentag nie gegeben… Nach dem leckeren Hotelfrühstück schwangen wir uns endlich wieder auf unsere Birdys und radelten erstmal zum Strand. Es gab mächtig Wind und Wellen, und die Surfer waren natürlich zahlreich. Vor dem Spiel mit den Wellen ist aber wohl erst einmal Aufwärmung angesagt.

Die breite Uferpromenade von Kamakura Richtung Enoshima führt direkt an der stark befahrenen Strasse 134 entlang. Dort scheinen die Autos den ganzen Tag eigentlich nur im Stau zu stehen. Bis nach Enoshima kommt man dann auf dem Gehweg relativ gut voran, ggf. muss man mal wegen Baustellen die Strassenseite wechseln. Offenbar ist man dabei, zu den olympischen Spielen noch einige Vorbereitungen zu treffen. In der grossen Buch von Enoshima werden nämlich diverse Wettkämpfe stattfinden (Segeln etc.). Hoffentlich – wenn Corona nicht allem einen Strich durch die Rechnung macht.

Wir erreichten den Aussichtspunkt des kleinen Inamuragasaki Parks und machten einen kurzen Fotostop. Linker Hand ist die Insel Enoshima zu sehen, deren Besichtigung das Ziel unseres heutigen Tages war. Aber ei, ei, was sahen wir denn da noch im Hintergrund? Genau, der Fuji-san mit seiner schneebedeckten eleganten Kuppe gab sich heute auch die Ehre! Wie schön, ihn wieder in seiner einzigartigen, majestätischen Pracht zu sehen (s. auch Blogbeitrag vom 7.1.2014)!

Auch die Schienen der Enoden-Bahn kreuzten wir wieder, als wir wegen des starken Verkehrs einen kleinen Schlenker durch den Ort fuhren.

Enoshima ist eine kleine Insel und mit dem gleichnamigen Ort auf dem Festland durch eine kurze Brücke verbunden. Es gibt dort diverse Sehenswürdigkeiten: Schreine, einen botanischen Park, die „Sea Candle“ (einen neueren Aussichtsturm) und Höhlen. Also ein perfektes Ausflugsziel an einem so schönen Tag wie heute.

Endlich angekommen, stellten wir unsere Velos ordnungsgemäss auf dem Veloparkplatz, bevor wir uns aufmachten, die vielen Stufen zu den drei ersten Schreinen hochzusteigen.

Am zweiten Schrein konnte man dann durch ein grosses Strohseil hindurchgehen. Dies musste auf die entsprechend beschriebene Art und Weise erfolgen und soll dann Gesundheit und Glück bringen. Na dann los,  kann ja nicht schaden.

Am nächsten Schrein gab es sogar eine Selfie-Möglichkeit. Sie haben netterweise diverse Selfie-Ständer montiert. Sehr zuvorkommend – perfekte touristische Infrakstruktur! 😉

Drei Schreine und etliche Treppenstufen später waren wir auf dem Plateau der Insel angelangt.

Für den botanischen Park plus Zutritt zum Aussichtsturm kostet es Eintritt. Der Samuel Cocking-Garten ist vom gleichnamigen Engländer 1880 angelegt worden. Die einstigen Gewächshäuser müssen beeindruckend gewesen sein, jedoch ist alles während des grossen Kanto-Erdbebens 1923 zerstört worden und wurde nicht wieder aufgebaut. Es gibt zahlreiche Kamelienarten und insbesondere Rosen, die im März aber bekanntlich noch nicht blühen.

Bereits am Vortag hatten wir überall Warnschilder gesehen, die um Vorsicht vor den zahlreichen Habichten baten. Man solle kein Essen mittragen und sie keinesfalls füttern. Offenbar haben sich die Raubvögel an das touristische Leben angepasst und werden inzwischen auch „angriffig“.

Die Sea Candle steht auf der Stelle im Park, an dem sich früher der alte Enoshima Leuchtturm befand. Thom war zwar nicht der Meinung, dass sich der Aufstieg (bzw. die Auffahrt mit dem Lift) zur Sea Candle lohnen würde, musste seine Meinung aber revidieren: Die 360°-Aussicht vom ca. 50 m hohen Turm ist phantastisch, und man bekommt nochmals eine richtig gute Übersicht über die Insel und die Küste.

Danach folgten wir dem Rundweg Richtung Nordwestspitze des Inselchens. Erst zahlreiche Treppenstufen herunter durch eine tiefe Schneise (was wohl eine einstige grosse, eingestürzte Höhle gewesen war), dann wieder hoch, ein kurzes Stück weiter und dann nochmals viele Treppen hinab bis auf Meeresniveau zu den Höhlen, die man besichtigen konnte.  Es war viel los, jedoch herrschte eine fröhliche Ausflugsstimmung. Alle freuten sich ob des herrlichen Wetters, und waren dementsprechend gut gelaunt. Die Selfie-Mania kannte keine Grenzen mehr…

Die beiden Iwaya-Höhlen, die man über zwei gut ausgebaute Brücken entlang des Ufers erreicht und besichtigen kann, fand ich als Sehenswürdigkeit jetzt zwar nicht gerade weltbewegend, aber ihre Geologie und Geschichte sind interessant, und daher gehören sie zu einem Enoshima-Besuch unbedingt dazu. Zudem ist ihre Lage in Höhe des Meeresspiegels wirklich spektakulär.

Nachdem wir dann die vielen, sehr steilen Treppenstufen wieder erklommen hatten, machten wir in einem der zahlreichen Restaurants Mittag. In einem alten, traditionellen Haus hatte die junge Crew alles im Retrochic eingerichtet. Das Essen war fein, das Ambiente super. Und sie hatten auch ein exzellentes japanisches Bier, Heartland, eine Submarke vom Grossbrauer Kirin. Wir würden wiederkommen. 😉

Es war nun Nachmittag und wir machten uns auf den Rückweg. Immer noch kamen uns viele BesucherInnen entgegen, Enoshima ist einfach ein Ausflugshit.

Das nächste Ziel war die lange Strandpromenade, die wir am gestrigen Regentag schon bewundert hatten. Erstaunlich, wie sie sich heute bei schönem Wetter zeigte, und das allerbeste war (jedenfalls für mich) immer noch die Silhouette des Fuji im Hintergrund. Zahlreiche Surfer, Familien, Kinder, Badende, Erholungssuchende tummelten sich auf den breiten Treppen. Ein perfekter Ort für alle. Wie dies wohl zu den olympischen Spielen werden soll (wenn diese überhaupt stattfinden können…)?

Und ja, ich geb’s zu, die Surfer mit ihren Surfbrett-Velokonstruktionen faszinierten mich ebenfalls.

Langsam machten wir uns wieder auf den Rückweg. Die Uferpromenade war auch in Richtung Kamakura immer noch belebt, aber wir konnten uns einigermassen flott durchmogeln. Auf der Strasse jedenfalls war weiterhin Stau.

Beim Kreuzen der Enoden-Linie legten wir nochmals einen Fotostop ein. Wir waren nicht die Einzigen: An der Bahnlinie wimmelte es von „Trainspottern“. Züge fotografieren ist in Japan extrem populär, und die Spotter sind extrem gut ausgerüstet. Chapeau!

Am Inamuragasaki Park angekommen, beschlossene wir erneut eine Fotopause. Es war spät geworden, und bald würde die Sonne untergehen. Ein Sonnenuntergang mit Fuji-Sicht war eine einmalige Gelegenheit. Also stiegen wir auf den Hügel hinauf und suchten uns ein gutes Plätzchen.

Auf dem Aussichtspunkt befand sich zu unserer Überraschung ein kleines Denkmal mit englischer Übersetzung. Es war ein Gedenkstein für Robert Koch, dem deutschen Immunologen, der seinem japanischen Kollegen/Schüler Kitasato Shibasaburo 1908 einen Besuch abgestattet hatte (s. auch Website zum Thema). Merkwürdig, dass wir völlig unerwartet auf dieses Ehrenmal gestossen waren. Wäre ich abergläubisch, würde ich Angesichts der Corona-Krise an ein Omen denken…

Nach dem Sonnenuntergang und zahlreichen Fotos (hier nur eines davon) wurde es rasch kalt, und wir machten uns endgültig auf den Weg zurück nach Kamakura. Am dortigen Strand war wieder viel los, erneut zahlreiche Grüppchen junger Leute, die sich amüsierten.

Wir dagegen freuten uns auf einen entspannten Ausklang im Hotel mit einem Feierabend-Bierchen und einigen Reiscrackern. Und natürlich auf die Entspannung im warmen Bad.

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