Corona-Update 27.04.2020

Seit dem letzten Corona-Update vom 19.4. dem Entscheid der japanischen Regierung zum „halben Lockdown“ sowie der erneuten Stornierung unseres Rückflugs durch Finnair haben wir wahrlich Höhen und Tiefen erlebt…

In Japan ist nun alles sehr, sehr ruhig geworden. Die Strassen sind leer, wenngleich es in Japan nicht ganz so gespenstisch zugeht wie in den europäischen Grossstädten. Trotzdem ist die Leere sehr merkwürdig.

Hier das leere Einkaufszentrum und Ausgehviertel Hiroshimas.

Vor dem Friedensdom.

Bis auf die 24h-Shops (Kombinis) hat die überwiegende Anzahl der Geschäfte und Restaurants sowie Kaufhäuser bis 6.5. geschlossen. Allerdings ist die Situation ziemlich unübersichtlich: Lebensmittelmärkte sind ausnahmslos offen. Manche individuelle Läden sind geöffnet, etwa das Bekleidungsgeschäft für ältere Damen, der Sake-Laden oder ein Kimono-Ausstatter, bei dem es für die Inhaber kaum einen Unterschied macht, ob sie offen haben oder schliessen. Auch manches kleine, private Okonomiyaki-Restaurant sucht nach KundInnen, und bietet vor allem Takeaway an.
Die meisten noch offenen Geschäfte haben nun Markierungen zum Social Distancing vor den Kassen angebracht. Mindestens zwei Meter Abstand sollen es sein.

Auch einige grosse Filialunternehmen halten hartnäckig ihre Türen offen, etwa der Schuhmarkt ABC, das Elektronikkaufhaus BigCamera und einige andere. Erstaunlich ist, dass nun (endlich??) auch die Pachinko-Hallen (Spielhallen) und Karaoke-Etablissements (Vergnügungsräume) zur Schliessung aufgefordert wurden.

Masken, die hier ja ziemlich konsequent getragen werden, sind weiterhin kaum erhältlich, und daher nimmt die Zahl der Leute mit selbst genähten Exemplare zu. Manche sind richtig chic, und es gibt inzwischen zigfache Anleitungen auf Youtube. Imai-san, unsere Lehrerin und Freundin, hat uns heute Fotos ihrer Version geschickt. Toll!! 👍😊 Man bekommt richtig Lust, sich auch eine zu nähen!

Auch wir sind natürlich brav und legen Masken an, wenn wir Geschäfte betreten oder Bahn bzw. Schiff fahren. Aber beim Velofahren bekommen wir mit diesen Teilen wirklich keine Luft mehr und geben uns dann halt die schamlose (aber immerhin noch coronafreie) Blösse… 🤨

Auch die Fährschiffe in der Seto-Naikai zwischen den zahlreichen Inseln und dem Festland sind leer.

Und besonders krass: Eine einsame Iwakuni-Brücke, sonst von Heerscharen von Touristen bevölkert.

Gemäss Statistik steigt die Anzahl der Infizierten seit 2-3 Tagen nicht mehr so stark. Nun muss die bevorstehende „Golden Week“ noch (gemäss den Aufforderungen der Regierung) kontakt- und reisearm überstanden werden, und dann ist die Corona-Krise in Japan hoffentlich auch einigermassen überstanden.

Ein bisschen haben wir ein schlechtes Gewissen, dass wir uns da so geschmeidig und unverfroren durchmogeln konnten. Wir sind immer noch ziemlich mobil und unterwegs, fahren mit unseren Velos durch Stadt und Land, und halten gebührend das Social Distancing ein.

Was unseren Rückflug angeht, so war das nochmals ein Pokerspiel – mit Verlusten. Vor einer Woche (21.4.) hatten wir einen neuerlichen Rückflugsversuch mit LOT am 30.4. unter Dach und Fach. Aber dann hat die polnische Regierung letzten Freitag die Flugsperre für das Unternehmen doch noch bis 17.5. verlängert. Zwar hatten wir damit rechnen müssen, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt…
Mist, also zurück auf Los. Und schade, wir wären gerne mal mit LOT geflogen. Es ist eine schnelle und gute Verbindung zwischen der Schweiz und Japan. Vielleicht die nächste Reise? 😉

It’s not LOT, it’s not Lufthansa – it’s KLM now!

Thom hat dann recherchiert, dass als eine der letzten europäischen Fluggesellschaften auch noch KLM ab Ōsaka Kansai fliegt. Was für uns auch noch praktischer wäre als den weiten Weg nach Tōkyō zu fahren. Der Punkt geht wahrlich an ihn, und so konnten wir dann am letzten Samstag einen neuen Buchungsversuch starten. Nächster Plan also: Abflug am 5.5. nach Mitternacht, Ortszeit Japan. Wenn alles klappt, sind wir am Mittag desselben Tages in Zürich. Mit unseren Velos. 😊

Ohne den Laptop im Gepäck sowie ein aufgemotztes Skype-Abonnement für Anrufe ins deutsche Festnetz wäre das alles gar nicht möglich gewesen. Verrückt.

Am kommenden Mittwoch, 29.4., werden wir wie geplant unser Appartement in Hiroshima räumen und ins ca. 100 Kilometer östlich gelegene Fukuyama umziehen. Dort waren wir bereits 2017 (s. Blogeintrag vom 12.12.2017), und wir hoffen, dass wir dort die letzten Tage unser bisher unsere längsten Ferien aller Zeiten ausklingen lassen können…

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